26.08.2023 | Demut & Überschwang – Grosse Sinfonik

26.08.2023 | Demut & Überschwang – Grosse Sinfonik

Samstag, 26. August 2023 19.30 Uhr, Festival-Zelt Gstaad
7 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Johannes Brahms hat sich stets in Demut geübt, sowohl gegenüber
seinen grossen Vorbildern (allen voran Bach) als auch gegenüber
seinesgleichen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Entstehungsprozess
seines Violinkonzerts, bei dem er, der doch kein Geiger, sondern
Pianist ist, mit einer grossen Portion Selbstverleugnung den klugen
(und manchmal strengen) Ratschlägen seines Freundes Joseph Joachim
folgt, um das Werk zu vollenden – mit dem bekannten Erfolg. Noch
heikler ist die grosse «Entblössung», die durch die Konfrontation
mit Beethovens (von vielen als unübertrefflich angesehenem)
Vermächtnis in den grossen klassischen Formen des Konzerts, des
Streichquartetts, vor allem aber der Sinfonie entsteht … oder wenn
die Demut den Ausdruck der eigenen Kreativität ausbremst. Trotz des
äusserst mühsamen Prozesses, der sich über 15 Jahre ziehen sollte,
stellt sich am Ende des Weges und der Mühsal der Erfolg ein, und es
ist tatsächlich eine Sinfonie von Brahms, auch wenn einige, wie der
Dirigent Hans von Bülow, ihm schmeicheln wollen, indem sie sie als
Beethovens Zehnte bezeichnen. Der Komponist ist bis an sein Ende
bescheiden geblieben und traf im Hinblick auf das Urteil der
Nachwelt entsprechende Vorsichtsmassnahmen, indem er sich nicht
gleich zu Beginn selbst in der Wiener «Löwengrube» präsentierte,
sondern die Uraufführung dem Dirigenten Felix Otto Dessoff und der
Grossherzoglich Badischen Hofkapelle Karlsruhe überliess.

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