Ulrich Hub und Lukas Nimscheck - Schreiben schwule Kinder-Autoren anders?
1 Stunde 3 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Kinderbuchautor Ulrich Hub und Lukas Nimscheck von der Kinderband
Deine Freunde sprechen über ihre besondere Zielgruppe,
LGBTI-Sichtbarkeit und Vorwürfe der „Frühsexualisierung“. Unter
einer AfD-Regierung hätten sie vermutlich Berufsverbot: Ulrich Hub
und Lukas Nimscheck sind große Namen in der deutschen
Kindermedienszene – und beide offen schwul. Der Schriftsteller und
Regisseur Ulrich Hub, der meistgespielte deutschsprachige Autor von
KIndertheaterstücken und Bestsellerautor von Kinderbüchern wie „An
der Arche um acht“, der Komponist und Autor Nimscheck Sänger der
erfolgreichen Kinderband Deine Freunde. Im QUEERKRAM-Podcast von
Johannes Kram treffen sie erstmals aufeinander. In dem spannenden
Gespräch geht es zum einen um die besondere Zielgruppe der beiden
Künstler, die gar nicht so einfach zu erreichen sei. „Kein Kind
entscheidet sich selbst, ein Buch zu lesen“, sagt Hub. „Wir
kommunizieren ausschließlich mit Eltern“, erzählt auch Nimscheck.
Grundschüler*innen seien nun mal zu jung für Instagram und Co. Zum
anderen schwärmen die beiden Podcast-Gäste von den großen
Freiräumen ihres Genres, das weniger Tabus kenne und viel mehr
Humor zulasse als Stücke für Erwachsene. Beide klammern in ihrer
Arbeit queere Themen nicht aus - und machten damit nicht nur
positive Erfahrungen. Zusammen mit Franziska Kuropka brachte Lukas
Nimscheck etwa die Musical-Comedy „Wir - Familie ist, was man draus
macht!“ auf die Bühne des Hamburger Schmidt-Theaters. Dort lief das
Stück über queere Familienplanung vor ausverkauftem Haus, doch
keine andere Stadt wollte es bis heute übernehmen. Von Ulrich Hub
wiederum stammt das bekannte Kinderstück „Ein Känguru wie du“. Die
Geschichte um das schwule boxende Känguru Django, das in einem
Zirkus dafür sorgt, dass die Raubkatzen Pascha und Lucky ihre
Vorurteile überwinden, wurde 2017 vom Theater Baden-Baden nach
einem Eltern-Boykott vorzeitig abgesetzt. „Das Buch wird am
wenigsten verkauft“, räumt der Autor im Podcast ein. Auch in Polen
seien seine Werke schon zensiert worden. Die Beispiele zeigen:
LGBTI-Sichtbarkeit in Medien, vor allem in Kindermedien, ist bis
heute nicht selbstverständlich. Dass bereits kleinste Versuche, die
Vielfalt der Gesellschaft abzubilden, von AfD, „Demo für alle“ und
Co als „Frühsexualisierung“ diffamiert werden, empört Ulrich Hub:
„Die Heterosexualität ist so allgegenwärtig und groß, dass wir es
gar nicht schaffen können, die Kinder ausgewogen zu informieren.“
In dem rund einstündigen Gespräch mit Johannes Kram geht es auch um
den Einfluss, den Autor*innen auf Kinder haben, den Umgang mit
sogenannter Political Correctness, die „fehlende Wärme“ des Bully
Herbig, die neue positive Rolle des „schwulen Onkels“ sowie die
Frage, wann man sich vor Kindern outen sollte. Er finde es
schwierig, queere Sichtbarkeit „zur Agenda zu machen“, stöhnt Lukas
Nimscheck im Podcast. Von Eltern werde er nahezu wöchentlich
gebeten, ein Coming-out-Lied zu schreiben. „Wäre toll, wenn du das
machst“, ermuntert ihn Ulrich Hub. „Es gibt für die ganz jungen
Menschen keine schwulen oder lesbischen Identifikationsfiguren.“
„Ich schließe es nicht aus“, entgegnet Nimscheck. „Aber mich muss
die Muse dafür küssen, das geht nicht auf Aufforderung.“ - Micha
Schulze, queer.de, 24.12.2022
Deine Freunde sprechen über ihre besondere Zielgruppe,
LGBTI-Sichtbarkeit und Vorwürfe der „Frühsexualisierung“. Unter
einer AfD-Regierung hätten sie vermutlich Berufsverbot: Ulrich Hub
und Lukas Nimscheck sind große Namen in der deutschen
Kindermedienszene – und beide offen schwul. Der Schriftsteller und
Regisseur Ulrich Hub, der meistgespielte deutschsprachige Autor von
KIndertheaterstücken und Bestsellerautor von Kinderbüchern wie „An
der Arche um acht“, der Komponist und Autor Nimscheck Sänger der
erfolgreichen Kinderband Deine Freunde. Im QUEERKRAM-Podcast von
Johannes Kram treffen sie erstmals aufeinander. In dem spannenden
Gespräch geht es zum einen um die besondere Zielgruppe der beiden
Künstler, die gar nicht so einfach zu erreichen sei. „Kein Kind
entscheidet sich selbst, ein Buch zu lesen“, sagt Hub. „Wir
kommunizieren ausschließlich mit Eltern“, erzählt auch Nimscheck.
Grundschüler*innen seien nun mal zu jung für Instagram und Co. Zum
anderen schwärmen die beiden Podcast-Gäste von den großen
Freiräumen ihres Genres, das weniger Tabus kenne und viel mehr
Humor zulasse als Stücke für Erwachsene. Beide klammern in ihrer
Arbeit queere Themen nicht aus - und machten damit nicht nur
positive Erfahrungen. Zusammen mit Franziska Kuropka brachte Lukas
Nimscheck etwa die Musical-Comedy „Wir - Familie ist, was man draus
macht!“ auf die Bühne des Hamburger Schmidt-Theaters. Dort lief das
Stück über queere Familienplanung vor ausverkauftem Haus, doch
keine andere Stadt wollte es bis heute übernehmen. Von Ulrich Hub
wiederum stammt das bekannte Kinderstück „Ein Känguru wie du“. Die
Geschichte um das schwule boxende Känguru Django, das in einem
Zirkus dafür sorgt, dass die Raubkatzen Pascha und Lucky ihre
Vorurteile überwinden, wurde 2017 vom Theater Baden-Baden nach
einem Eltern-Boykott vorzeitig abgesetzt. „Das Buch wird am
wenigsten verkauft“, räumt der Autor im Podcast ein. Auch in Polen
seien seine Werke schon zensiert worden. Die Beispiele zeigen:
LGBTI-Sichtbarkeit in Medien, vor allem in Kindermedien, ist bis
heute nicht selbstverständlich. Dass bereits kleinste Versuche, die
Vielfalt der Gesellschaft abzubilden, von AfD, „Demo für alle“ und
Co als „Frühsexualisierung“ diffamiert werden, empört Ulrich Hub:
„Die Heterosexualität ist so allgegenwärtig und groß, dass wir es
gar nicht schaffen können, die Kinder ausgewogen zu informieren.“
In dem rund einstündigen Gespräch mit Johannes Kram geht es auch um
den Einfluss, den Autor*innen auf Kinder haben, den Umgang mit
sogenannter Political Correctness, die „fehlende Wärme“ des Bully
Herbig, die neue positive Rolle des „schwulen Onkels“ sowie die
Frage, wann man sich vor Kindern outen sollte. Er finde es
schwierig, queere Sichtbarkeit „zur Agenda zu machen“, stöhnt Lukas
Nimscheck im Podcast. Von Eltern werde er nahezu wöchentlich
gebeten, ein Coming-out-Lied zu schreiben. „Wäre toll, wenn du das
machst“, ermuntert ihn Ulrich Hub. „Es gibt für die ganz jungen
Menschen keine schwulen oder lesbischen Identifikationsfiguren.“
„Ich schließe es nicht aus“, entgegnet Nimscheck. „Aber mich muss
die Muse dafür küssen, das geht nicht auf Aufforderung.“ - Micha
Schulze, queer.de, 24.12.2022
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