Luca Renner und Alfonso Pantisano über Aktivismus zwischen nett und radikal
1 Stunde 7 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Luca Renner und Alfonso Pantisano sprechen über den Spagat zwischen
Aktivismus und Realpolitik, Queerfeindlichkeit in linken Parteien
und die Frage, wo die Gesprächsbereitschaft endet. Zu den sehr
deutschen Besonderheiten der LGBTI-Bewegung gehört, dass sich nicht
wenige ihrer bekannten Vertreter*innen parallel und an ebenso
herausragender Stelle in Parteien engagieren. Der queere Marsch
durch die Ortsvereine und Kreisvorstände hat nicht nur Vorteile.
Ohne die Verdienste der fleißigen Aktivist*innen mit Parteibuch zu
schmälern: Manchmal können sie ihre jeweiligen Hüte nicht
auseinanderhalten und verlieren bei Bewertungen gelegentlich das
Augenmaß. Wie schwer der Spagat zwischen queerem Aktivismus und
zäher Realpolitik (nicht nur) in den Parteien ist, darüber redet
Johannes Kram in einer neuen QUEERKRAM-Folge mit Luca Renner und
Alfonso Pantisano. Renner ist eine von vier Bundessprecher*innen
von Die Linke.queer und seit 2016 Mitglied des ZDF-Fernsehrats,
Pantisano macht als Landesvorsitzender der SPDqueer in Berlin und
Mitglied des LSVD-Bundesvorstands oft von sich reden. Beide
Aktivist*innen sind dafür bekannt, radikale Forderungen zu stellen
und kein Blatt vor den Mund zu nehmen, gleichzeitig scheuen sie
auch nicht den Dialog und wissen die Erfolge einer Politik der
kleinen Schritte zu schätzen. Das Versprechen in der
ZDF-Selbstverpflichtungserklärung 2021/2022, verstärkt auch die
queere gesellschaftliche Vielfalt abzubilden, sieht Renner etwa als
Erfolg ihres jahrelangen Nachbohrens. Pantisano plaudert sehr
spannend aus dem Nähkästchen, wie er den früheren Berliner
Innensenator Andreas Geisel dazu gebracht habe, das Thema
Hasskriminalität gegen queere Menschen auf die Tagesordnung der
Landesinnenministerkonferenz zu setzen. Er habe seinen Parteifreund
bei einer Veranstaltung einfach auf das Thema angesprochen und sei
zunächst freundlich abgebügelt geworden, berichtet er im Podcast.
Erst als er einen kleinen Wutausbruch bekommen habe, sei Geisel der
Ernst des Themas bewusst geworden. Kurz darauf später habe er
tatsächlich einen Anruf bekommen. Im Gespräch mit Johannes Kram
geht es natürlich auch um Wolfgang Thierse und Sahra Wagenknecht,
um Queerfeindlichkeit in den eigenen Parteien. „Die SPD darf noch
lernen, wie das Thema Solidarität neu definiert wird“, räumt
Alfonso Pantisano ein, sieht jedoch insgesamt keine queerfeindliche
SPD-Kultur. Gegner*innen von LGBTI-Rechten gebe es auch bei den
Grünen. In der Linken sei der Kampf gegen LGBTI-Feindlichkeit
schwieriger als in der SPD, meint Luca Renner überraschend
selbstkritisch. Im Podcast nennt sie die Gründe und verrät auch,
wie Die Linke.queer auf das jüngste Lästern von Gregor Gysi über
geschlechtergerechte Sprache reagieren will. Immer wieder geht es
um den vielbeschworenen Dialog. Kann man den Einfluss des Vatikans
bekämpfen und gleichzeitig mit einem Vertreter der katholischen
Kirche befreundet sein? Wie ernst müssen wir irrationale Ängste vor
dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz nehmen? „Politiker*innen muss
man nichts mehr erklären“, sagt Pantisano zu den Grenzen der
Diskussionsbereitschaft, die politische Debatte über das
Transsexuellengesetz werde schließlich schon seit Jahren geführt.
„Wenn aber Nachbar*innen Fragen haben, beantworte ich sie gern.“
Renner, selbst nichtbinär und mit „Sisterhood, not
cisterhood“-T-Shirt im Tonstudio erschienen, mahnt ebenfalls zur
Eile. „Die Mehrheiten sind da, das Selbstbestimmungsgesetz gehört
jetzt verabschiedet.“ Den heftigen Widerstand gegen ein
Selbstbestimmungsgesetz erklärt Alfonso Pantisano it mit Angst vor
Machtverlust. „Sie wollen weiter diskriminieren, sie wollen keine
Kontrolle abgeben“, sagt der LSVD-Bundesvorstand über die
Gegner*innen, die sich selbst bei der SPDqueer fänden. „Immer älter
werdende schwule Männer verlieren manchmal, so glauben sie es
jedenfalls, ihre Deutungshoheit über das queere Leben, weil
plötzlich andere Themen wichtiger werden als sie selbst.“ Micha
Schulze, queer.de 23.07.2022
Aktivismus und Realpolitik, Queerfeindlichkeit in linken Parteien
und die Frage, wo die Gesprächsbereitschaft endet. Zu den sehr
deutschen Besonderheiten der LGBTI-Bewegung gehört, dass sich nicht
wenige ihrer bekannten Vertreter*innen parallel und an ebenso
herausragender Stelle in Parteien engagieren. Der queere Marsch
durch die Ortsvereine und Kreisvorstände hat nicht nur Vorteile.
Ohne die Verdienste der fleißigen Aktivist*innen mit Parteibuch zu
schmälern: Manchmal können sie ihre jeweiligen Hüte nicht
auseinanderhalten und verlieren bei Bewertungen gelegentlich das
Augenmaß. Wie schwer der Spagat zwischen queerem Aktivismus und
zäher Realpolitik (nicht nur) in den Parteien ist, darüber redet
Johannes Kram in einer neuen QUEERKRAM-Folge mit Luca Renner und
Alfonso Pantisano. Renner ist eine von vier Bundessprecher*innen
von Die Linke.queer und seit 2016 Mitglied des ZDF-Fernsehrats,
Pantisano macht als Landesvorsitzender der SPDqueer in Berlin und
Mitglied des LSVD-Bundesvorstands oft von sich reden. Beide
Aktivist*innen sind dafür bekannt, radikale Forderungen zu stellen
und kein Blatt vor den Mund zu nehmen, gleichzeitig scheuen sie
auch nicht den Dialog und wissen die Erfolge einer Politik der
kleinen Schritte zu schätzen. Das Versprechen in der
ZDF-Selbstverpflichtungserklärung 2021/2022, verstärkt auch die
queere gesellschaftliche Vielfalt abzubilden, sieht Renner etwa als
Erfolg ihres jahrelangen Nachbohrens. Pantisano plaudert sehr
spannend aus dem Nähkästchen, wie er den früheren Berliner
Innensenator Andreas Geisel dazu gebracht habe, das Thema
Hasskriminalität gegen queere Menschen auf die Tagesordnung der
Landesinnenministerkonferenz zu setzen. Er habe seinen Parteifreund
bei einer Veranstaltung einfach auf das Thema angesprochen und sei
zunächst freundlich abgebügelt geworden, berichtet er im Podcast.
Erst als er einen kleinen Wutausbruch bekommen habe, sei Geisel der
Ernst des Themas bewusst geworden. Kurz darauf später habe er
tatsächlich einen Anruf bekommen. Im Gespräch mit Johannes Kram
geht es natürlich auch um Wolfgang Thierse und Sahra Wagenknecht,
um Queerfeindlichkeit in den eigenen Parteien. „Die SPD darf noch
lernen, wie das Thema Solidarität neu definiert wird“, räumt
Alfonso Pantisano ein, sieht jedoch insgesamt keine queerfeindliche
SPD-Kultur. Gegner*innen von LGBTI-Rechten gebe es auch bei den
Grünen. In der Linken sei der Kampf gegen LGBTI-Feindlichkeit
schwieriger als in der SPD, meint Luca Renner überraschend
selbstkritisch. Im Podcast nennt sie die Gründe und verrät auch,
wie Die Linke.queer auf das jüngste Lästern von Gregor Gysi über
geschlechtergerechte Sprache reagieren will. Immer wieder geht es
um den vielbeschworenen Dialog. Kann man den Einfluss des Vatikans
bekämpfen und gleichzeitig mit einem Vertreter der katholischen
Kirche befreundet sein? Wie ernst müssen wir irrationale Ängste vor
dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz nehmen? „Politiker*innen muss
man nichts mehr erklären“, sagt Pantisano zu den Grenzen der
Diskussionsbereitschaft, die politische Debatte über das
Transsexuellengesetz werde schließlich schon seit Jahren geführt.
„Wenn aber Nachbar*innen Fragen haben, beantworte ich sie gern.“
Renner, selbst nichtbinär und mit „Sisterhood, not
cisterhood“-T-Shirt im Tonstudio erschienen, mahnt ebenfalls zur
Eile. „Die Mehrheiten sind da, das Selbstbestimmungsgesetz gehört
jetzt verabschiedet.“ Den heftigen Widerstand gegen ein
Selbstbestimmungsgesetz erklärt Alfonso Pantisano it mit Angst vor
Machtverlust. „Sie wollen weiter diskriminieren, sie wollen keine
Kontrolle abgeben“, sagt der LSVD-Bundesvorstand über die
Gegner*innen, die sich selbst bei der SPDqueer fänden. „Immer älter
werdende schwule Männer verlieren manchmal, so glauben sie es
jedenfalls, ihre Deutungshoheit über das queere Leben, weil
plötzlich andere Themen wichtiger werden als sie selbst.“ Micha
Schulze, queer.de 23.07.2022
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