Micha Schulze über peinliche Texte, klagende Homohasser*innen und Jens Riewa
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 3 Jahren
Im neuen QUEERKRAM-Podcast spricht Johannes Kram mit
queer.de-Herausgeber Micha Schulze über den schwierigen Weg vom
schwulen zum queeren Magazin, juristische Kämpfe mit
Homo-Hasser*innen und seine Sorge vor rechten Protesten gegen die
queerpolitischen Pläne der neuen Regierung. Normalerweise ist es
Micha Schulze, einer der Gründer und bis heute Herausgeber von
queer.de, der den Artikel zur neuen QUEERKRAM-Folge schreibt. Doch
diesmal haben wir uns entschieden, es etwas anders zu machen. Denn
da Micha selbst Gast der aktuellen Episode ist und es irgendwie
merkwürdig wäre, wenn er hier über ein Gespräch schreiben würde,
dessen Mittelpunkt er ist, bin ich diesmal nicht nur der
Podcast-Host, sondern auch derjenige, der hier darüber berichtet.
Eigentlich wollte ich Micha schon sehr viel früher im Podcast
haben, doch er fand, dass es komisch wirken würde, wenn queer.de
Thema in einem Podcast wäre, der von queer.de präsentiert wird.
Jetzt, nach über 25 Folgen mit wichtigen Protagonist*innen und
Themen aus der queeren Community, konnte ich ihn überzeugen, dabei
zu sein. Denn mittlerweile ist es andersherum: Es wäre komisch,
wenn wir nicht endlich auch mal über queer.de sprechen würden.
Zumal queer.de nicht nur die größte und wichtigste deutschsprachige
queere Nachrichtenseite ist, sondern auch noch eine, über deren
Macher*innen und Innenleben man wenig weiß. Und das, obwohl das
Medium in den letzten Jahren selbst oft Medienthema war. Etwa durch
die Klagen und einstweilige Verfügungen von Homohasser*innen, die
nicht wollen, dass man sie Homohasser*innen nennt. Etwa durch den
Tagesschausprecher Jens Riewa, mit dem sich queer.de vor Gericht
darüber streiten muss, was privat ist. Und zuletzt bei der
sogenannten Debatte um die sogenannte Identitätspolitik. Doch der
Reihe nach: Micha nutzt unser Podcast-Gespräch ganz am Anfang für
eine frohe Botschaft: Während sich die queer.de-Leute im Jahr 2019
noch gegen 13 Abmahnungen wehren mussten, habe es in diesem Jahr
keine einzige juristische Intervention gegeben. Micha führt das
darauf zurück, dass man sich konsequent gewehrt habe. Es habe sich
im christlichen-fundamentalistischen und rechtsnationalen Milieu
offensichtlich rumgesprochen, "dass wir Sachen nicht einfach
hinnehmen, dass wir nicht gleich eine Verpflichtungserklärung
unterschreiben, dass wir Sachen auch notfalls ausfechten". Zur
Causa Jens Riewa schätzt Micha, dass diese die Gerichte wohl noch
ein paar Jahre beschäftigen werde. Aber auch hier sei es wichtig
dranzubleiben. Ganz egal, ob der "Tagesschau"-Sprecher nun schwul
sei oder nicht ("das ist uns schnurz") gehe es darum, dass
Homosexualität ebenso wenig "Privatsache" sei wie Heterosexualität.
Unser Gespräch fand kurz vor dem Ende der Koalitionsverhandlungen
der neuen Ampel-Regierung statt, die Ergebnisse standen noch nicht
fest, auch wenn der queerpolitische Aufbruch auch schon vorher
erwartet wurde. Es ist eine für queere Journalist*innen spannende
Zeit, doch Micha warnt vor zu viel Optimismus: Es werde einen
riesigen Widerstand gegen die Vorhaben von rechts und rechtsaußen
geben, vor allem gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz
erwartet er eine große Mobilisierung. Er ist sich sicher: "Das wird
hart!" Wir sprechen über die queerpolitischen Themen des Jahres und
wie er und seine Redaktion sie erlebt haben. Unter anderem über die
Kampagne #ActOut, die eine "kleine Revolution" ausgelöst habe, die
sich auch im Redaktionsalltag bemerkbar mache, weil es mittlerweile
mehr queere Rollen gäbe, als man journalistisch zum Thema machen
könne. Die Debatte um "Identitätspolitik", die von Wolfgang Thierse
angestoßen wurde, sei für sie die schwierigste und
herausforderndste gewesen, auch weil dieser Begriff von manchen
genutzt werde, um Queerfeindlichkeit zu vertuschen. Und im
Endeffekt hätten sie sich eingestehen müssen, diese Debatte
verloren zu haben: "Wir haben argumentativ versucht, gegenzuhalten,
wir haben sachlich versucht, gegenzuhalten, wir hatten keine
Chance."
queer.de-Herausgeber Micha Schulze über den schwierigen Weg vom
schwulen zum queeren Magazin, juristische Kämpfe mit
Homo-Hasser*innen und seine Sorge vor rechten Protesten gegen die
queerpolitischen Pläne der neuen Regierung. Normalerweise ist es
Micha Schulze, einer der Gründer und bis heute Herausgeber von
queer.de, der den Artikel zur neuen QUEERKRAM-Folge schreibt. Doch
diesmal haben wir uns entschieden, es etwas anders zu machen. Denn
da Micha selbst Gast der aktuellen Episode ist und es irgendwie
merkwürdig wäre, wenn er hier über ein Gespräch schreiben würde,
dessen Mittelpunkt er ist, bin ich diesmal nicht nur der
Podcast-Host, sondern auch derjenige, der hier darüber berichtet.
Eigentlich wollte ich Micha schon sehr viel früher im Podcast
haben, doch er fand, dass es komisch wirken würde, wenn queer.de
Thema in einem Podcast wäre, der von queer.de präsentiert wird.
Jetzt, nach über 25 Folgen mit wichtigen Protagonist*innen und
Themen aus der queeren Community, konnte ich ihn überzeugen, dabei
zu sein. Denn mittlerweile ist es andersherum: Es wäre komisch,
wenn wir nicht endlich auch mal über queer.de sprechen würden.
Zumal queer.de nicht nur die größte und wichtigste deutschsprachige
queere Nachrichtenseite ist, sondern auch noch eine, über deren
Macher*innen und Innenleben man wenig weiß. Und das, obwohl das
Medium in den letzten Jahren selbst oft Medienthema war. Etwa durch
die Klagen und einstweilige Verfügungen von Homohasser*innen, die
nicht wollen, dass man sie Homohasser*innen nennt. Etwa durch den
Tagesschausprecher Jens Riewa, mit dem sich queer.de vor Gericht
darüber streiten muss, was privat ist. Und zuletzt bei der
sogenannten Debatte um die sogenannte Identitätspolitik. Doch der
Reihe nach: Micha nutzt unser Podcast-Gespräch ganz am Anfang für
eine frohe Botschaft: Während sich die queer.de-Leute im Jahr 2019
noch gegen 13 Abmahnungen wehren mussten, habe es in diesem Jahr
keine einzige juristische Intervention gegeben. Micha führt das
darauf zurück, dass man sich konsequent gewehrt habe. Es habe sich
im christlichen-fundamentalistischen und rechtsnationalen Milieu
offensichtlich rumgesprochen, "dass wir Sachen nicht einfach
hinnehmen, dass wir nicht gleich eine Verpflichtungserklärung
unterschreiben, dass wir Sachen auch notfalls ausfechten". Zur
Causa Jens Riewa schätzt Micha, dass diese die Gerichte wohl noch
ein paar Jahre beschäftigen werde. Aber auch hier sei es wichtig
dranzubleiben. Ganz egal, ob der "Tagesschau"-Sprecher nun schwul
sei oder nicht ("das ist uns schnurz") gehe es darum, dass
Homosexualität ebenso wenig "Privatsache" sei wie Heterosexualität.
Unser Gespräch fand kurz vor dem Ende der Koalitionsverhandlungen
der neuen Ampel-Regierung statt, die Ergebnisse standen noch nicht
fest, auch wenn der queerpolitische Aufbruch auch schon vorher
erwartet wurde. Es ist eine für queere Journalist*innen spannende
Zeit, doch Micha warnt vor zu viel Optimismus: Es werde einen
riesigen Widerstand gegen die Vorhaben von rechts und rechtsaußen
geben, vor allem gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz
erwartet er eine große Mobilisierung. Er ist sich sicher: "Das wird
hart!" Wir sprechen über die queerpolitischen Themen des Jahres und
wie er und seine Redaktion sie erlebt haben. Unter anderem über die
Kampagne #ActOut, die eine "kleine Revolution" ausgelöst habe, die
sich auch im Redaktionsalltag bemerkbar mache, weil es mittlerweile
mehr queere Rollen gäbe, als man journalistisch zum Thema machen
könne. Die Debatte um "Identitätspolitik", die von Wolfgang Thierse
angestoßen wurde, sei für sie die schwierigste und
herausforderndste gewesen, auch weil dieser Begriff von manchen
genutzt werde, um Queerfeindlichkeit zu vertuschen. Und im
Endeffekt hätten sie sich eingestehen müssen, diese Debatte
verloren zu haben: "Wir haben argumentativ versucht, gegenzuhalten,
wir haben sachlich versucht, gegenzuhalten, wir hatten keine
Chance."
Weitere Episoden
59 Minuten
vor 8 Monaten
1 Stunde 20 Minuten
vor 1 Jahr
56 Minuten
vor 1 Jahr
1 Stunde 3 Minuten
vor 1 Jahr
In Podcasts werben
Abonnenten
Freiburg
Kommentare (0)