Tagesdosis 17.04.2020 - Corona und der kränklichste Teil der kranken Vereinigten Staaten

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13 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren
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Ein Kommentar von Rainer Rupp. Die Kollateralschäden im „Krieg
gegen die Corona-Pandemie“ treffen alle, aber - wie im echten Krieg
- nicht alle gleichermaßen. Das trifft nicht nur auf Menschen zu,
sondern auch auf Länder, die mit unterschiedlicher Härte
getroffenen werden. Hier in Deutschland, wo wir nach Aussage von
Kanzlerin Merkel doch „gut und gerne leben“, tritt jetzt in der
Krise der krasse Klassen- und Einkommensunterschied besonders
deutlich hervor und wodurch über zwei Drittel der Gesellschaft
deutlich härter von den Nebenschäden durch die Bekämpfung des Virus
getroffen werden als das besser situierte restliche Drittel. Um
dies zu erkennen, muss man nicht erst bei Hartz IV-Empfängern oder
Arbeitslosen beginnen, sondern die prekäre Lage trifft in der
aktuellen Krise auch zunehmend große Teile der so genannte
Mittelschicht, besonders während der so genannten Kontakt-Sperre,
oder des „Lock Downs“. Nehmen wir z.B. eine Facharbeiterfamilie,
Mama, Papa, zwei Kinder, die über viele Wochen in einem
zwei-Zimmer, Küche, Bad Appartement quasi eingesperrt ist, die
Kinderspielplätze in der Nachbarschaft - ganz zu schweigen die Kita
– sind geschlossen und Spaziergänge mit der vierköpfigen Familie im
womöglich etwas weiter entfernten Park sind bei hohen Strafen
verboten. Zugleich ist der Vater auf Kurzarbeit bei 60 Prozent
seines Lohns und der Mutter hatte man direkt zu Beginn der Krise
den Mini-Job gekündigt. Die wenigen Ersparnisse sind schnell
aufgebraucht und der Vater stellt sich zurecht die Frage, ob nach
der Krise sein alter Job überhaupt noch da ist. Die Nerven liegen
blank und die Zukunft sieht – ganz abgesehen von den Sorgen um die
Gesundheit – düster aus. Ganz anders durchlebt die gut situierte,
obere Mittelschicht den „Lock Down“. Von den oberen 1% oder 5 %
wollen wir gar nicht erst reden. Mann und Frau haben einen guten
Job, den man im „Home-Office“ im Häuschen im Speckgürtel am
Stadtrand erledigen kann. Die Kinder haben je ihr eigenes Zimmer,
wodurch die Hausarbeiten für die Schule per Computer weitaus
konzentrierter erledigt werden können. Die Freizeit verbringt man
mit den Kindern im Garten, wo zu dieser Jahreszeit ohnehin viel zu
erledigen ist, oder hält ein Schwätzchen mit dem Nachbarn über den
Gartenzaun, bastelt in Garage oder Keller und repariert etwas, wozu
man vorher nie Zeit gefunden hatte. Das alles geschieht natürlich
bei vollem Gehalt und auf der „hohen Kante“ liegen genügend
Ersparnisse, um jede Krise zu meistern. In dieser Situation ist der
lästige „Lock Down“ lediglich ein Ärgernis und keine Katastrophe,
die das Nervenkostüm der Hausbewohner zerreißt. In anderen
westlichen Industrieländern mit noch stärkeren sozialen
Unterschieden als in Deutschland, in denen es zusätzlich
beachtliche sozial benachteiligte Minderheiten gibt, enthüllt die
Corona-Epidemie zusätzlich zum Klassengegensatz noch ein
rassistisches Problem. Das wird in den von der Corona-Krise
gebeutelten USA besonders deutlich. Im Unterschied zu Deutschland,
wo die Gesundheitsversorgung so gut wie für alle Einwohner
gesichert ist, ist das in den Vereinigten Staaten bei weitem nicht
für alle Menschen der Fall…weiterlesen hier: KenFM bemüht sich um
ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge
müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln. Alle
weiteren Beiträge aus der Rubrik „Tagesdosis“ findest Du auf
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