Kristina Marlen über Sexarbeit, Berührungen und die "heteronormative Fratze"
59 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Weihnachten ist ein guter Anlass, um über Sex zu reden. Dank der
Ministerpräsident*innen dürfen wir – außer in Berlin und Sachsen –
über die Feiertage nur Verwandte treffen, nicht aber unsere
Wahlfamilien. "So offen hat sich die Fratze der heteronormativen
Ordnung selten gezeigt", kommentiert Kristina Marlen im neuen
QUEERKRAM-Podcast die diskriminierenden Kontaktbeschränkungen. Für
die queere Sexarbeiterin, Künstlerin, Autorin und Feministin aus
Berlin ist die irrationale Beschränkung auf die sogenannte
Kernfamilie eine "ganz klare Abwertung und Unsichtbarmachung
anderer Lebensmodelle". Für Gastgeber Johannes Kram hat es durchaus
etwas mit der klassischen Weihnachtserzählung zu tun, dass nicht
nur konservative Politiker*innen Familie ausschließlich über
Abstammung definieren. "Unser gesellschaftlich wichtigster Feiertag
ist immerhin einer, bei dem wir die Geburt eines Kindes feiern, das
vorgeblich ohne Sex entstanden ist", sagt er in seiner Einleitung.
"Wir feiern die heilige Familie, die also eine sexlose ist." Für
Kristina Marlen ist es nicht überraschend, dass gerade in der
Pandemie die Moralkeule geschwungen wird und Politiker*innen
versuchen, ihre konservative Agenda durchzudrücken. Im Podcast
berichtet sie von ihren leidvollen Erfahrungen aus der
Hurenbewegung und ihren Kampf gegen ein Sexkaufverbot. Die
Bestrafung von Freiern nach schwedischem Vorbild würde
Sexarbeiter*innen nicht helfen, sondern sie stigmatisieren und
gefährden. "Rechte statt Verbote", lautet ihre Alternative, um
Ausbeutung und Gewalt in der Prostitution zu beenden. In ihrem
Bemühen um eine "geschlechtergerechte Sexarbeit" – und auch aus
persönlichen Vorlieben, wie sie im Podcast verrät – bietet sie seit
fünf Jahren bewusst Dienstleistungen für Frauen an. "Sexismus und
Patriarchat sind das Problem", nicht die Sexarbeit an sich, von der
die Gesellschaft profitiere, so Marlen im Gespräch mit Johannes
Kram. In dem spannenden Podcast geht es in knapp einer Stunde u.a.
auch um die Wichtigkeit körperlicher Berührungen, Erfahrungen mit
BDSM und das Aufbrechen von Schubladen, das der "Forscherin im
Körperlichen" ganz besonders am Herzen liegt. Für Kontroversen
dürfte ihr Satz "Man kann das Begehren verändern" sorgen, den
einige Hörer*innen als Angriff auf ihre Identität missverstehen
könnten. "Ich höre ja nicht auf Lesbe zu sein, weil ich mal mit
einem Mann Sex gehabt habe", kontert Marlen und empfiehlt, weniger
theoretisch zu streiten als vielmehr konkret über Lust zu reden. In
eine Schublade steckt sich Kristina Marlen in diesem Zusammenhang
allerdings selbst: "Meine hauptsexuelle Orientierung ist Schlampe."
Micha Schulze, auf queer.de am 24.12.2020 --
Ministerpräsident*innen dürfen wir – außer in Berlin und Sachsen –
über die Feiertage nur Verwandte treffen, nicht aber unsere
Wahlfamilien. "So offen hat sich die Fratze der heteronormativen
Ordnung selten gezeigt", kommentiert Kristina Marlen im neuen
QUEERKRAM-Podcast die diskriminierenden Kontaktbeschränkungen. Für
die queere Sexarbeiterin, Künstlerin, Autorin und Feministin aus
Berlin ist die irrationale Beschränkung auf die sogenannte
Kernfamilie eine "ganz klare Abwertung und Unsichtbarmachung
anderer Lebensmodelle". Für Gastgeber Johannes Kram hat es durchaus
etwas mit der klassischen Weihnachtserzählung zu tun, dass nicht
nur konservative Politiker*innen Familie ausschließlich über
Abstammung definieren. "Unser gesellschaftlich wichtigster Feiertag
ist immerhin einer, bei dem wir die Geburt eines Kindes feiern, das
vorgeblich ohne Sex entstanden ist", sagt er in seiner Einleitung.
"Wir feiern die heilige Familie, die also eine sexlose ist." Für
Kristina Marlen ist es nicht überraschend, dass gerade in der
Pandemie die Moralkeule geschwungen wird und Politiker*innen
versuchen, ihre konservative Agenda durchzudrücken. Im Podcast
berichtet sie von ihren leidvollen Erfahrungen aus der
Hurenbewegung und ihren Kampf gegen ein Sexkaufverbot. Die
Bestrafung von Freiern nach schwedischem Vorbild würde
Sexarbeiter*innen nicht helfen, sondern sie stigmatisieren und
gefährden. "Rechte statt Verbote", lautet ihre Alternative, um
Ausbeutung und Gewalt in der Prostitution zu beenden. In ihrem
Bemühen um eine "geschlechtergerechte Sexarbeit" – und auch aus
persönlichen Vorlieben, wie sie im Podcast verrät – bietet sie seit
fünf Jahren bewusst Dienstleistungen für Frauen an. "Sexismus und
Patriarchat sind das Problem", nicht die Sexarbeit an sich, von der
die Gesellschaft profitiere, so Marlen im Gespräch mit Johannes
Kram. In dem spannenden Podcast geht es in knapp einer Stunde u.a.
auch um die Wichtigkeit körperlicher Berührungen, Erfahrungen mit
BDSM und das Aufbrechen von Schubladen, das der "Forscherin im
Körperlichen" ganz besonders am Herzen liegt. Für Kontroversen
dürfte ihr Satz "Man kann das Begehren verändern" sorgen, den
einige Hörer*innen als Angriff auf ihre Identität missverstehen
könnten. "Ich höre ja nicht auf Lesbe zu sein, weil ich mal mit
einem Mann Sex gehabt habe", kontert Marlen und empfiehlt, weniger
theoretisch zu streiten als vielmehr konkret über Lust zu reden. In
eine Schublade steckt sich Kristina Marlen in diesem Zusammenhang
allerdings selbst: "Meine hauptsexuelle Orientierung ist Schlampe."
Micha Schulze, auf queer.de am 24.12.2020 --
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