Tagesdosis 2.3.2020 - Corona-Virus: Das Börsenbeben ist nur der Anfang

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6 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren
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Ein Kommentar von Ernst Wolff. Das globale Finanzsystem hat in der
vergangenen Woche eines der schwersten Börsenbeben seiner
Geschichte erlebt. In den USA stellte der Dow Jones Index gleich
zwei Rekorde auf - den schnellsten Kurssturz seit der Großen
Depression und den größten Tagesverlust seit seiner Gründung vor
130 Jahren. Börsenwerte von insgesamt sechs Billionen
US-Dollar wurden vernichtet, ein Drittel der Gewinne, die seit dem
Amtsantritt von US-Präsident Trump gemacht worden waren, lösten
sich in Luft auf. Auch die europäischen Börsen wurden nach
unten gerissen. Der Dax brach um 1850 Punkte ein und erlebte mit
einem Minus von 13,5 Prozent die schwärzeste Woche seit der
Weltfinanzkrise von 2007/08. Der tatsächlich entstandene
Schaden dürfte jedoch erheblich größer sein als diese Zahlen
nahelegen. Da Derivate – also Wetten auf steigende und fallende
Kurse - auch zur Absicherung von Risiken eingesetzt werden, kann
man davon ausgehen, dass der Kurssturz an den Börsen Großbanken und
Hedgefonds weit mehr als nur die ausgewiesenen Verluste gekostet
hat. Das allein würde das globale Finanzsystem bereits in seinen
Grundfesten erschüttern. Hinzu kommt aber noch, dass wir es zurzeit
mit der höchsten Verschuldung aller Zeiten zu tun haben.
Vorsichtigen Schätzungen zufolge müssen weltweit mehr als 250
Billionen US-Dollar an Schulden bedient werden. Da viele Gläubiger
nervös werden, weil ihre Schuldner durch die Börsenturbulenzen in
Zahlungsschwierigkeiten geraten, geht die Angst vor einem Margin
Call um – also einem plötzlichen großflächigen Einfordern der
Schulden durch die Gläubiger. Als seien diese beiden Probleme
noch nicht genug, kommen noch weitere hinzu: Wegen der
Niedrigzinsen und der bereitwilligen Geldvergabe durch die
Zentralbanken haben viele Investoren, die davon ausgingen, der mehr
als 12jährige Boom an den Börsen halte ewig an, mit geliehenem Geld
spekuliert, das sie nun verloren haben und zurückzahlen müssen.
Andere wiederum haben das „Leveraging“ praktiziert, sich also Geld
geliehen, um die eigenen Wetteinsätze zu erhöhen oder, um es in der
Sprache der Banker auszudrücken: Sie haben ihre Einsätze gehebelt -
und ihre Verluste auf diese Weise vervielfacht. Zudem hat sich
in der letzten Woche noch ein weiterer Krisenherd aufgetan:
Angesichts des Börsenbebens haben viele Anleger nach sicheren Häfen
gesucht und ihr Geld in Staatsanleihen und Gold umgeschichtet. Das
hat den Goldpreis immer höher getrieben und für die Großbanken eine
neue Gefahr heraufbeschworen. Sie haben in den vergangenen
Jahren nämlich erheblich mehr Gold verkauft als sie tatsächlich
besitzen. Da sehr hohe Goldpreise viele Besitzer veranlassen
könnten, ihr Gold in Krisenzeiten in Geld umzuwandeln und der
Schwindel der Banken so auffliegen würde, muss der Preis mit allen
Mitteln gedrückt werden. Genau das haben wir in der vergangenen
Woche mehrmals erlebt. Das mit Abstand größte Problem für die
Finanzindustrie aber besteht darin, dass die Zentralbanken, die in
den letzten zwölf Jahren immer wieder als Retter in der Not
eingesprungen sind, der gegenwärtigen Entwicklung weitgehend
hilflos gegenüberstehen. Die Zentralbanken haben nämlich bereits
riesige Summen zu immer niedrigeren Zinsen in dieses System gepumpt
und ihr Pulver damit weitgehend verschossen. Aber selbst wenn sie
aus Verzweiflung beschließen sollten, die Zinsen noch tiefer, also
bis in den Negativbereich, abzusenken und zusätzliche Billionen ins
System einzuspeisen –...weiterlesen hier: +++ Bildquelle:
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