Facebook-Aussteiger Steenfatt: „Ich denke, dass die interne Überwachung stark zugenommen hat“
Handelsblatt Disrupt vom 12.05.2022
53 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Seit Monaten kommen bei Meta immer schmutzigere Details über das
Innenleben des Konzerns ans Licht. Niklas Steenfatt, ehemaliger
Facebook-Dateningenieur und Youtuber, kennt einige von ihnen. In
der neuen Folge von Handelsblatt Disrupt spricht er mit
Silicon-Valley-Korrespondent Stephan Scheuer über seine Erlebnisse.
„Ich denke, die interne Überwachung hat stark zugenommen“, sagt er.
Nach den Enthüllungen von Whistleblowerin Frances Haugen habe sich
einiges verändert. Im vergangenen Jahr hatte die Ex-Mitarbeiterin
dem Konzern vorgeworfen, Hass und Gewalt nicht ausreichend zu
sanktionieren. Sie hatte anschließend geheime Datensätze an die
Börsenaufsichtsbehörde SEC und Untersuchungsausschüsse des
Parlaments weitergeleitet. Steenfatt hat Mitarbeiterüberwachung bei
Meta selbst erlebt. „Die interne Polizei ist rigoros vorgegangen“,
sagt er. „Sie haben viel Energie aufgebracht, um mich wochenlang zu
beobachten.“ Der Vorwurf: Steenfatt habe seinen YouTube-Kanal nicht
beim Konzern gemeldet. In seinen Videos spricht er über Tech-Trends
und Informatik. 170.000 Menschen haben den Kanal abonniert. Bei
Handelsblatt Disrupt gibt er Einblicke in die
Überwachungs-Strategie des Konzerns. Eine Abteilung sei allein
dafür verantwortlich sicherzustellen, dass Mitarbeiter keine
vertraulichen Informationen verbreiten. Ein Investigativ-Team habe
mit Kollegen gesprochen, E-Mails gesichtet, Gesprächsprotokolle
erstellt, YouTube-Videos transkribiert und auf Englisch übersetzt.
Steenfatt selbst erfuhr als Letzter von dem Verfahren. Seine
Manager durften nichts sagen, berichtet er. „Eigentlich brüsten
sich Firmen wie Facebook mit sehr offenem Feedback, Transparenz und
flachen Hierarchien.“ Verstoße man jedoch gegen die Regeln, trete
man eine „relativ unheimliche Corporate Machine los“. Das Gespräch
geht über seine persönliche Geschichte hinaus. Scheuer und
Steenfatt diskutieren auch über neue Geschäftsmodelle im Metaverse,
die Übernahme von Twitter durch Elon Musk und über die Grenzen von
Meinungsfreiheit in sozialen Medien. Ein Meta-Sprecher wollte auf
Anfrage nicht zu den Vorwürfen von Steenfatt und dessen Entlassung
äußern. Er bestätigte lediglich, dass Steenfatt früher für das
Unternehmen gearbeitet hatte. „Aus Gründen des Datenschutzes und
der Vertraulichkeit sprechen wir nicht über die individuellen
Umstände aktueller oder ehemaliger Meta-Mitarbeiter“, sagte der
Meta-Sprecher. *** Das exklusive Abo-Angebot für Sie als
Handelsblatt Disrupt-Hörerinnen und Hörer:
https://www.handelsblatt.com/mehrwirtschaft
Innenleben des Konzerns ans Licht. Niklas Steenfatt, ehemaliger
Facebook-Dateningenieur und Youtuber, kennt einige von ihnen. In
der neuen Folge von Handelsblatt Disrupt spricht er mit
Silicon-Valley-Korrespondent Stephan Scheuer über seine Erlebnisse.
„Ich denke, die interne Überwachung hat stark zugenommen“, sagt er.
Nach den Enthüllungen von Whistleblowerin Frances Haugen habe sich
einiges verändert. Im vergangenen Jahr hatte die Ex-Mitarbeiterin
dem Konzern vorgeworfen, Hass und Gewalt nicht ausreichend zu
sanktionieren. Sie hatte anschließend geheime Datensätze an die
Börsenaufsichtsbehörde SEC und Untersuchungsausschüsse des
Parlaments weitergeleitet. Steenfatt hat Mitarbeiterüberwachung bei
Meta selbst erlebt. „Die interne Polizei ist rigoros vorgegangen“,
sagt er. „Sie haben viel Energie aufgebracht, um mich wochenlang zu
beobachten.“ Der Vorwurf: Steenfatt habe seinen YouTube-Kanal nicht
beim Konzern gemeldet. In seinen Videos spricht er über Tech-Trends
und Informatik. 170.000 Menschen haben den Kanal abonniert. Bei
Handelsblatt Disrupt gibt er Einblicke in die
Überwachungs-Strategie des Konzerns. Eine Abteilung sei allein
dafür verantwortlich sicherzustellen, dass Mitarbeiter keine
vertraulichen Informationen verbreiten. Ein Investigativ-Team habe
mit Kollegen gesprochen, E-Mails gesichtet, Gesprächsprotokolle
erstellt, YouTube-Videos transkribiert und auf Englisch übersetzt.
Steenfatt selbst erfuhr als Letzter von dem Verfahren. Seine
Manager durften nichts sagen, berichtet er. „Eigentlich brüsten
sich Firmen wie Facebook mit sehr offenem Feedback, Transparenz und
flachen Hierarchien.“ Verstoße man jedoch gegen die Regeln, trete
man eine „relativ unheimliche Corporate Machine los“. Das Gespräch
geht über seine persönliche Geschichte hinaus. Scheuer und
Steenfatt diskutieren auch über neue Geschäftsmodelle im Metaverse,
die Übernahme von Twitter durch Elon Musk und über die Grenzen von
Meinungsfreiheit in sozialen Medien. Ein Meta-Sprecher wollte auf
Anfrage nicht zu den Vorwürfen von Steenfatt und dessen Entlassung
äußern. Er bestätigte lediglich, dass Steenfatt früher für das
Unternehmen gearbeitet hatte. „Aus Gründen des Datenschutzes und
der Vertraulichkeit sprechen wir nicht über die individuellen
Umstände aktueller oder ehemaliger Meta-Mitarbeiter“, sagte der
Meta-Sprecher. *** Das exklusive Abo-Angebot für Sie als
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