Booking-Chef Fogel: „Es wird Jahre dauern bis die Reiseindustrie auf 2019-Niveau zurückkehrt.“

Booking-Chef Fogel: „Es wird Jahre dauern bis die Reiseindustrie auf 2019-Niveau zurückkehrt.“

Handelsblatt Disrupt vom 08.01.2021
44 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Für die Reiseplattform Booking.com und CEO Glenn Fogel war 2020 ein
fürchterliches Jahr: „Auf dem furchtbaren Höhepunkt dieser Krise
hatten wir negative Umsätze, wir haben mehr zurückerstattet als wir
neue Aufträge bekommen haben“, sagt er bei Handelsblatt Disrupt. Zu
besten Zeiten machte die Firma für Reisebuchungen noch 50 Prozent
des Vorjahres. Im Herbst musste Booking.com verkünden, dass ein
Viertel der Belegschaft - etwa 4000 Mitarbeiter - gekündigt werden
müssen. Denn eine schnelle Erholung des Reisemarktes ist nicht zu
erwarten: “Ich denke, es wird Jahre dauern – nicht nur Quartale –
bis die Reiseindustrie auf 2019-Niveau zurückkehrt.“ Wie kommt ein
Unternehmen aus einer solchen Krise? Booking.com sei im Vergleich
zu vielen andere in der Reisebranche noch in einer glücklichen
Situation, sagt Fogel. Als Plattformunternehmen hat seine Firma
kaum Fixkosten – anders als die Hoteliers, an die sie Kunden
vermitteln will und von denen sie im Fall einer Buchung eine Gebühr
nimmt. Das Problem: Booking hängt auch von ihrem Überleben ab.
Fogel hofft nun auf weitere Hilfen für die Branche und auf die
Impfung. Die größten Sorgen mit Blick auf die Erholung der eigenen
Firma allerdings bereitet ihm Brüssel: Die Gesetzesinitiativen
„Digital Services Act“ und „Digital Markets Act“ von der
EU-Kommission, die die Macht großer Techfirmen beschränken sollen,
könnten auch seine Firma empfindlich treffen. Manche seiner
Geschäftskunden halten das sicherlich für gerechtfertigt. Ist es
kein Zeichen von Übermacht, wenn eine Plattform Hotels verbieten
kann, ihre Zimmer über die eigenen Websites günstiger zu vermieten?
Im Podcast verteidigt Fogel sich und erklärt, warum jede andere
Regelung sein Geschäftsmodell zunichte machen würde. Im zweiten
Interview nehmen Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes und
Multi-Aufsichtsrätin und Ex-Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne die
Perspektiven für die gesamte Industrie in den Blick. Wie kann unter
diesen schwierigen Umständen auch noch die so wichtige digitale
Transformation gelingen? Menne hat schon viele Krisen mit
Unternehmen durchlebt, etwa nach dem Germanwingsabsturz 2015 durch
den Selbstmord eines Piloten. Sie weiß vor allem: „Wenn die
Mitarbeiter Angst haben und wenn die Firmenleitung Angst hat, dann
werden sie gelähmt.“ — Haben Sie Fragen, Kritik oder Anregungen?
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