“Wenn wir zu viel erwarten, ist das Unglück vorprogrammiert” - Coach über den Purpose-Hype
Rethink Work vom 09.05.2022 - Klaus Eidenschink sieht den Trend,
dass Arbeit heutzutage stets Sinn ergeben soll, kritisch. Aber was
wäre die Alternative?
40 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Klaus Eidenschink sieht den Trend, dass Arbeit heutzutage stets
Sinn ergeben soll, kritisch. Aber was wäre die Alternative?
Düsseldorf - “Purpose”, also eine Aufladung der eigenen Arbeit mit
Sinn, ist in vielen Unternehmen derzeit ein großes Thema. Da ist
die heranwachsende Generation Z, die mehr von ihrer Arbeit
erwartet, als “bloß” Geld zu verdienen. Die Start-ups, die mit
“Impact” werben, den der Job bei ihnen habe – sei es
gesellschaftlich, oder dass man selbst im Unternehmen einen
Unterschied machen könne. Und auch die Corona-Pandemie hat bei
vielen Menschen dazu geführt, dass sie ihre Arbeitszeit nicht mehr
einfach verschwenden wollen – wenn schon arbeiten, dann bitte mit
Sinn. Klaus Eidenschink ist studierter Psychologe und Theologie, er
berät zudem seit vielen Jahren Unternehmen und Paare als Coach. Im
Handelsblatt Podcast Rethink Work erzählt er, warum der Hype um
“Purpose driven organisations”, also vom Sinn getriebene
Organisationen, aus seiner Sicht eine Beratermode ist. Daran sei
zwar nicht alles schlecht, aber “Wenn wir zu viel erwarten, ist das
Unglück vorprogrammiert”, sagt Eidenschink. So beobachtet der Coach
in seiner Arbeit, dass der Purpose von Unternehmen oft als
Führungs- und Marketinginstrument genutzt werde – die von ihrem
eigenen Sinn getriebenen Unternehmen dabei allerdings oft nicht
konfliktfähig seien. “Das ist wie in einer Paarbeziehung, wo jeder
am Anfang im Handumdrehen verspricht, der Traumprinz oder die
Traumprinzessin zu sein. Und nach und nach trübt sich das etwas.”
Wenn diese Organisationen dann auf einmal ihren Mitarbeitenden
kommunizieren müssten, dass etwas nicht funktioniert oder der
Purpose sich geändert habe, entstünden direkt Glaubenskrisen.
Gleichzeitig hätten “Andersgläubige” es in diesen Organisationen
oft schwer, Kritik zu äußern - da ihnen direkt vorgeworfen werden
würde, nicht genügend für die Sache zu brennen. Als studierter
Theologie sieht Eidenschink in der Suche nach sinnstiftender Arbeit
vor allem ein Zeitgeistthema. “Vor 100 Jahren wäre kein Mensch auf
die Idee gekommen, dass Organisationen Sinn stiften sollen. Da hat
man den Sinn am Sonntag im Kirchgang erlebt.” Gleichzeitig erlebten
wir auch gerade jetzt, wie schnell ein Purpose sich ändern kann. So
erzählt Eidenschink von der Beratung eines
Rheinmetall-Mitarbeiters, der früher seine Arbeit am liebsten
verschwiegen habe. "Nur weil der Kontext sich verändert hat,
klopfen ihm jetzt plötzlich Leute auf die Schulter, die ihm vorher
das moralische Abitur verweigert haben.” Im Bezug auf Chefs in
Purpose-getriebenen Organisationen sagt Eidenschink: “Für die
Führungskräfte ist es natürlich super, weil zum Führen ist nichts
attraktiver als ein vollkommen intrinsisch aus sich heraus
motivierter Mitarbeiter, dessen einziges Gefährdungspotential ein
Maß an Selbstausbeutung ist, dass er gewissermaßen Tag und Nacht
durcharbeitet und irgendwann zusammenbricht.” Es sei dann der Job
der Führungskräfte, die Mitarbeitenden daran zu hindern, sich
derart auszubrennen – was nicht immer funktioniere, Stichwort
Konfliktbereitschaft. Inwiefern Eidenschink selbst als Berater von
eben jener “Beratermode” rund ums Thema Purpose profitiert und was
aus seiner Sicht eine Alternative wäre zu sinnhafter Arbeit, hören
Sie in der aktuellen Folge Handelsblatt Rethink Work. ***
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Sinn ergeben soll, kritisch. Aber was wäre die Alternative?
Düsseldorf - “Purpose”, also eine Aufladung der eigenen Arbeit mit
Sinn, ist in vielen Unternehmen derzeit ein großes Thema. Da ist
die heranwachsende Generation Z, die mehr von ihrer Arbeit
erwartet, als “bloß” Geld zu verdienen. Die Start-ups, die mit
“Impact” werben, den der Job bei ihnen habe – sei es
gesellschaftlich, oder dass man selbst im Unternehmen einen
Unterschied machen könne. Und auch die Corona-Pandemie hat bei
vielen Menschen dazu geführt, dass sie ihre Arbeitszeit nicht mehr
einfach verschwenden wollen – wenn schon arbeiten, dann bitte mit
Sinn. Klaus Eidenschink ist studierter Psychologe und Theologie, er
berät zudem seit vielen Jahren Unternehmen und Paare als Coach. Im
Handelsblatt Podcast Rethink Work erzählt er, warum der Hype um
“Purpose driven organisations”, also vom Sinn getriebene
Organisationen, aus seiner Sicht eine Beratermode ist. Daran sei
zwar nicht alles schlecht, aber “Wenn wir zu viel erwarten, ist das
Unglück vorprogrammiert”, sagt Eidenschink. So beobachtet der Coach
in seiner Arbeit, dass der Purpose von Unternehmen oft als
Führungs- und Marketinginstrument genutzt werde – die von ihrem
eigenen Sinn getriebenen Unternehmen dabei allerdings oft nicht
konfliktfähig seien. “Das ist wie in einer Paarbeziehung, wo jeder
am Anfang im Handumdrehen verspricht, der Traumprinz oder die
Traumprinzessin zu sein. Und nach und nach trübt sich das etwas.”
Wenn diese Organisationen dann auf einmal ihren Mitarbeitenden
kommunizieren müssten, dass etwas nicht funktioniert oder der
Purpose sich geändert habe, entstünden direkt Glaubenskrisen.
Gleichzeitig hätten “Andersgläubige” es in diesen Organisationen
oft schwer, Kritik zu äußern - da ihnen direkt vorgeworfen werden
würde, nicht genügend für die Sache zu brennen. Als studierter
Theologie sieht Eidenschink in der Suche nach sinnstiftender Arbeit
vor allem ein Zeitgeistthema. “Vor 100 Jahren wäre kein Mensch auf
die Idee gekommen, dass Organisationen Sinn stiften sollen. Da hat
man den Sinn am Sonntag im Kirchgang erlebt.” Gleichzeitig erlebten
wir auch gerade jetzt, wie schnell ein Purpose sich ändern kann. So
erzählt Eidenschink von der Beratung eines
Rheinmetall-Mitarbeiters, der früher seine Arbeit am liebsten
verschwiegen habe. "Nur weil der Kontext sich verändert hat,
klopfen ihm jetzt plötzlich Leute auf die Schulter, die ihm vorher
das moralische Abitur verweigert haben.” Im Bezug auf Chefs in
Purpose-getriebenen Organisationen sagt Eidenschink: “Für die
Führungskräfte ist es natürlich super, weil zum Führen ist nichts
attraktiver als ein vollkommen intrinsisch aus sich heraus
motivierter Mitarbeiter, dessen einziges Gefährdungspotential ein
Maß an Selbstausbeutung ist, dass er gewissermaßen Tag und Nacht
durcharbeitet und irgendwann zusammenbricht.” Es sei dann der Job
der Führungskräfte, die Mitarbeitenden daran zu hindern, sich
derart auszubrennen – was nicht immer funktioniere, Stichwort
Konfliktbereitschaft. Inwiefern Eidenschink selbst als Berater von
eben jener “Beratermode” rund ums Thema Purpose profitiert und was
aus seiner Sicht eine Alternative wäre zu sinnhafter Arbeit, hören
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