Berit Glanz über lustvolles Lesen, Buchscham und andere vermeintliche guilty Pleasures

Berit Glanz über lustvolles Lesen, Buchscham und andere vermeintliche guilty Pleasures

40 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Dieses Mal ist Berit Glanz bei DEAR READER zu Gast. Im Gespräch mit
Mascha Jacobs erzählt sie, warum sie sich auch in ihrem zweiten,
2022 im Berlin Verlag veröffentlichten Roman Automaton mit
Arbeitswelten beschäftigt hat. Dieses Mal ist ihre Protagonistin
eine junge alleinerziehende Mutter. Tiff schlägt sich mit schlecht
bezahlten Online-Jobs durch. Sie kann aufgrund einer Angststörung
ihre Wohnung kaum noch verlassen. Während der Arbeit beobachtet sie
online ein Verbrechen. Diese Beobachtung verbindet sie wiederum mit
einer ihr bis dahin unbekannten und ebenfalls prekär arbeitenden
Frau auf einem anderen Kontinent. Es ist ein toller Roman über
Solidarität in der Vereinzelung geworden, der mit
Rezeptionserwartungen spielt.

 Im Gespräch geht es immer wieder um
dieses Spiel mit Konventionen, Genres und Wertungskategorien. Wir
sprechen über Arbeitsweisen, das Erzählen nach dem Medienwandel,
immersives, lustvolles Lesen und über die Lesevorlieben von Berit
Glanz im Allgemeinen. Mitgebracht hat die Autorin zwei Texte von
Emily Nussbaum aus dem New Yorker. Difficult Women über Sex and the
City von 2013 und Jane the Virgin Is Not a Guilty Pleasure Instead,
the show is a joyful manifesto against that very putdown von 2018.
Beide Texte beschäftigen sich mit Serien, die von vielen Menschen
mit großem Vergnügen geschaut wurden, aber oft zu einem Guilty
Pleasure herabgewürdigt wurden. Guilty Pleasure umschreibt eine
Freude, die man sich gönnt, für die man sich aber aus einem
bestimmten oder unbestimmten Grund irgendwie schuldig fühlt. Das
kann zum Beispiel der Verzehr von Cupcakes, die Liebe zu Justin
Bieber oder auch das Schauen von Trash-TV sein. Nussbaum schaut
sich diese Lust genauer an. Und Berit Glanz und Mascha Jacobs
denken anhand dieser brillanten Stücke ebenfalls darüber nach, wie
Genre und Gender immer noch zusammenhängen: Welche Mechanismen und
gegenderten Bewertungskategorien wirken auf Genreliteratur und
Lesevorlieben ein?

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