Was ist Aufklärung? - Aufklärung ist Konsequenz

Was ist Aufklärung? - Aufklärung ist Konsequenz

1 Stunde 29 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Aufgeklärt, d. i. vernünftig, sein, das heißt, mit sich selbst in
Übereinstimmung zu denken. Vernunft nämlich ist Einheit und kann
sich niemals selbst widersprechen. Widerspricht ein Mensch sich,
passen seine Meinungen nicht zueinander oder ist sein Tun
inkonsequent, so darf als sicher gelten, dass er wenigstens nicht
ausschließlich vernünftig ist, sondern dass mindestens einmal die
Natur in ihm, seine Neigung, ein liebgewonnenes Vorurteil oder
derlei ihn beherrschte. Wer als ein Aufgeklärter nach festen
Grundsätzen denkt, urteilt und handelt, der wird eben deshalb in
diesem Denken, Urteilen und Handeln stets gänzlich konsequent
sein.





Aufklärung bedeutet, mit sich selbst in Übereinstimmung zu
denken, die Meinungen der Unaufgeklärten dagegen sind stets
inkonsequent und voller Widersprüche: 0:08


Beispiel: Alle arationalistischen Meinungen, die, wie die
politische Korrektheit, nur die nicht diskutierbare
Privaterfahrung gelten lassen, verlangen Inkonsequenz: 2:33


- Nur die Privaterfahrung gelten zu lassen, öffnet Tür und Tor
für Missbrauch: 6:42


- Auf wen soll man hören, wenn die persönlichen Befindlichkeiten
zweier Menschen einander widersprechen?: 8:18


- Wo soll die Grenze liegen, bis wohin man sich fremder
Befindlichkeit zu unterwerfen und auf seine Vernunft Verzicht zu
tun hat?: 13:47


- Wie soll, wenn nur Privaterfahrung gilt, bestimmt werden,
wessen bzw. welcher Gruppe private Erfahrung gilt, wessen bzw.
welcher Gruppe tatsächliche oder behauptete Befindlichkeit
hingegen verworfen wird?: 21:23


Bei denen, die man ablehnt, ist man eher gewillt, Inkonsequenz zu
sehen, wie das Beispiel der Bewertung von extremistischer und
gemäßigter Glaubensauslegung zeigt: 29:58


Wo der Mensch sich selbst widerspricht, ist er sicher
unaufgeklärt, d. i. fremdgeleitet: 42:14


Die Unaufgeklärten sind oft Gefangene der Sinnlichkeit, von der
sie nicht abstrahieren können und die sie verhindert, nach
Prinzipien zu verfahren: 50:24


Der Mensch soll nicht bloß meinen, sondern Grundsätze haben, die
meisten Grundsätze erweisen sich aber ihrerseits wieder als bloße
Meinungen und sind widersprüchlich; es ist nur ein konsequenter
Grundsatz möglich: 58:24


Das Aufsuchen eines allerersten Grundsatzes, aus dem alles Andere
notwendig und ohne Widerspruch folgt, ist Aufgabe der
Philosophie: 1:05:15


Oft scheinen mehrere Grundsätze gleichermaßen möglich, genaueres
Hinsehen erweist aber stets, dass nur ein einziger von ihnen sich
konsequent vertreten lässt, wie das Beispiel der Moralphilosophie
zeigt: 1:12:00


Die eigentliche Freiheit besteht nicht in einzelnen Entschlüssen,
sondern in der Wahl zwischen Vernunft und Unvernunft, d. h.
zwischen konsequenter Verfolgung eines einzigen Grundsatzes oder
inkonsequenter Triebkür: 1:20:54


Wer meine Überzeugungen verwirft, von dem erwarte ich nicht bloße
Ablehnung, sondern dass er mir zeige, wo ich mir widerspreche:
1:27:01





Wer sein eigenes Denken vertiefen und sich auf die Suche nach
einem ersten Prinzip begeben will, dem lege ich ans Herz: Johann
Gottlieb Fichte: Die Bestimmung des Menschen:
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Fichte,+Johann+Gottlieb/Die+Bestimmung+des+Menschen

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