Der Rabbi und der Arzt - Leo Baeck und Viktor Frankl: Seelsorge im KZ

Der Rabbi und der Arzt - Leo Baeck und Viktor Frankl: Seelsorge im KZ

52 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Als im Januar 1942 hohe NS-Funktionäre in einer Villa am Wannsee
einen "Gesamtplan zur europäischen Judenfrage" diskutieren, sind
Leo Baeck und Viktor Frankl noch frei, sofern man zu der Zeit von
Freiheit sprechen kann. Der Rabbiner Leo Baeck lebt, 68 Jahre alt
und in der jüdischen Gemeinschaft hochgeachtet, in Berlin, der
36-jährige Psychotherapeut Viktor Frankl in Wien, wo er die
neurologische Abteilung des Rothschild-Spitals leitet, des einzigen
Krankenhauses, wo noch jüdische Ärzte jüdische Patienten behandeln
dürfen. Baeck und Frankl sind gezwungen, den gelben Stern zu
tragen. Ihre Deportation nach Theresienstadt steht noch bevor,
beide werden viele Angehörige in der Shoah verlieren. "Ein
Psycholog erlebt das KZ" heißt der Bericht, den Viktor Frankl kurz
nach der Befreiung veröffentlichen wird, über seine Erlebnisse in
mehreren Konzentrationslagern, darunter Auschwitz und das Dachauer
Außenlager Kaufering. Später wird er es nennen: "... trotzdem Ja
zum Leben sagen" - nach dem sogenannten "Buchenwaldlied", das auf
Anweisung der SS im KZ Buchenwald geschrieben und gesungen wurde
und heute fester Bestandteil von Gedenkfeiern ist. Frankl stellt
sich im Lager selbst die Aufgabe "ärztlicher Seelsorge", beobachtet
die Mitgefangenen und findet seine Überzeugung bestätigt: Menschen,
die in ihrem Leben und Überleben einen Sinn finden, haben größere
Chancen, das Grauen zu überstehen. Leo Baeck dagegen spricht bis zu
seinem Tod wenig über die Jahre in Theresienstadt, zu schmerzhaft
sind die Verluste, zu groß ist die Trauer über die untergegangene,
zerstörte Welt des deutschen Judentums. Umso deutlicher und voller
Bewunderung sprechen die Zeitgenossen über sein segensreiches
seelsorgerliches Wirken im Lager, seine Selbstlosigkeit, seine
Geduld. Beide sind nicht vergessen. Der eine begründete die
psychotherapeutische Schule der Logotherapie, nach dem anderen sind
Hochschulen und vieles andere benannt. Doch ihr Wirken in den
Jahren im Lager ist heute nur wenigen bekannt. Sabine Rauh erzählt
davon mit Hilfe zahlreicher Quellen und befragt Menschen, für die
die beiden Männer heute ein Vorbild sind.

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