Die Inflation sinkt, die Lebensmittelpreise bald auch? / Warum Europa auf Rohstoffe aus Südamerika angewiesen ist

Die Inflation sinkt, die Lebensmittelpreise bald auch? / Warum Europa auf Rohstoffe aus Südamerika angewiesen ist

Handelsblatt Today vom 30.01.2022
27 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Bundeskanzler Olaf Scholz ist für vier Tage nach Südamerika
gereist. Die Reise zeigt klar, dass die Bedeutung des fernen
Kontinents für Europa zunimmt. Denn viele südamerikanische Länder
gelten als wichtige Lebensmittellieferanten und als elementare
Exporteure wertvoller industrieller Rohstoffe. Ziel der Reise von
Olaf Scholz ist deshalb auch, dass die Verhandlungen zum
Freihandelsabkommen der EU mit dem südamerikanischen Staatenbund
Mercosur wiederbelebt werden. Zu den Mercosur-Staaten gehören neben
Brasilien auch Argentinien, Paraguay und Uruguay. Die Verhandlungen
um die Gründung der größten Handelszone der Welt sind bereits 1999
gestartet, lagen aber lange Zeit auf Eis. Mit dem brasilianischen
Präsidenten Lula da Silva an der Macht, könnte das
Mercosur-Abkommen jetzt endlich zum Abschluss gebracht werden. "Die
Europäer müssen jetzt zeigen, dass ihnen die Partnerschaft mit
Südamerika am Herzen liegt, dass sie bereit sind, dort zu
investieren", sagt Moritz Koch, Leiter des Handelsblattbüros in
Brüssel, in der aktuellen Folge von Handelsblatt Today. Das
Abkommen wäre für Europa ein entscheidender Schritt, um sich neue
Handelspartner zu erschließen und um sich unabhängiger von China zu
machen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei zum Beispiel die
riesigen Reserven von Lithium in Chile. Der Rohstoff wird bei der
Herstellung von Batterien benötigt und ist damit elementar für das
Wachstum der Elektromobilität. Außerdem: Die Lebensmittelpreise
sind im Laufe des Vorjahres auf ein Rekordhoch gestiegen. Im
Dezember 2022 haben sich die Preise für Nahrungsmittel nach Angaben
des Statistischen Bundesamts um 19,76 Prozent im Vergleich zum
Vorjahresmonat erhöht. Am teuersten sind Speisefette und Speiseöle
geworden. Doch auch für Molkereiprodukte und Eier sind die Preise
erheblich gestiegen. Nun aber scheint es für Verbraucher Grund zur
Hoffnung zu geben. “Es gibt mehrere Gründe, warum wir davon
ausgehen, dass die Verbraucherpreise wieder rückläufig sein
werden”, sagt die Makroökonomin Kerstin Bernoth in der aktuellen
Folge von Handelsblatt Today. Ein wichtiger Faktor ist die positive
Entwicklung der Inflation. Teils hätten Akteure von der bisherigen
Inflation profitiert. Zu den Inflationsgewinnern zählten
beispielweise Landwirte. “Agrarwirte haben 2022 stark gestiegene
Unternehmensgewinne, obwohl die Produktionskosten durch die hohen
Energiekosten und gestiegenen Getreidekosten und Futtermittel
gestiegen sind”, so Bernoth. Preissteigerungen auf dem Weltmarkt
würden die höheren Kosten für Landwirte gerade wettmachen. ***
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