Sabotage gegen Bahn und Nord-Stream-Pipelines: Wie gefährdet ist Deutschlands kritische Infrastruktur?

Sabotage gegen Bahn und Nord-Stream-Pipelines: Wie gefährdet ist Deutschlands kritische Infrastruktur?

Handelsblatt Today vom 11.10.2022
34 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Nach den Sabotage-Aktionen in der Ostsee und bei der Deutschen Bahn
wächst die Sorge um die kritische Infrastruktur in Deutschland.
Experte Manuel Atug ordnet die Lage ein. Nur rund zwei Wochen nach
den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee hat es
einen Angriff auf das Kabelnetzwerk der Deutschen Bahn gegeben. Am
Wochenende kam deswegen der Zugverkehr in Deutschland zeitweise zum
Erliegen. In beiden Fällen gehen die ermittelnden Behörden von
gezielter Sabotage aus. IT-Sicherheitsexperte Manuel Atug glaubt,
dass für solche Attacken verschiedene Tätergruppen in Frage kommen:
„Das können Geheimdienste oder Militärs sein, also staatliche
Akteure.“ Die Sabotage kritischer Infrastrukturen mit dem Ziel, die
Bevölkerung von innen zu destabilisieren, gehöre zu ihren
Operationszielen. Mit Blick auf die Bahn-Sabotage hält es Atug aber
auch für möglich, dass „verwirrte Einzeltäter oder Querdenker“
dahinterstecken. Eins sei klar: „Ohne Betriebsablaufinterna und
gezielte Recherche bekommt man nicht raus, wie zum Beispiel das
GSM-R-Netz der Deutschen Bahn konfiguriert ist und welche Kabel man
trennen müsste“, erklärt Atug in der neuen Folge von Handelsblatt
Today. Gleichzeitig geht er davon aus, dass jemand mit solchen
Informationen auch eine längere Störung hätte verursachen können.
„Das spricht entweder gegen eine extreme Professionalisierung –
oder die Motivation, nur eine kleinere Störung zu bewirken“, sagt
Atug im Gespräch mit Host Anis Mičijević. Atug ist Gründer und
Sprecher der AG Kritis, einer unabhängigen Gruppe von Fachleuten,
die es sich zum Ziel gesetzt hat, die IT-Sicherheit und Resilienz
von kritischen Infrastrukturen in Deutschland zu verbessern. Und
genau da sieht der IT-Sicherheitsexperte noch viel Luft nach oben:
„Wir sehen keine wirklichen Maßnahmen, die einen Schutz oder eine
Stabilisierung der kritischen Infrastrukturen bewirken“, so sein
Urteil. Am meisten enttäuscht sei er von der alten Regierung, weil
diese jahrzehntelang eine desolate Sicherheitsstrategie im
Cyberraum verfolgt habe. Die neue Regierung mache das besser, aber
man könne nicht innerhalb von wenigen Monaten solche Fehler
„wegoptimieren“. Um die kritische Infrastruktur in Deutschland
widerstandsfähiger gegen Angriffe zu machen, müsse die Politik
generell in längeren Zyklen denken: „Ich würde mir mehr Weitblick
wünschen und und keine kurzfristigen Pseudolösungen, die nicht
langfristig wirken können“, so sein Appell. Und: Experten aus der
Zivilgesellschaft würden kaum nach Lösungsansätzen gefragt werden.
„Das Know-how ist da, aber man nutzt es nicht.“ *** Exklusives
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