Ifo-Chef Fuest zu Gasimporten: „Nie wieder mit Russland handeln ist strategisch Unsinn“
Handelsblatt Today vom 25.04.2022
25 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Ifo-Präsident Clemens Fuest plädiert angesichts des Ukrainekriegs
für eine gründliche Analyse der deutschen
Außenwirtschaftsbeziehungen aus der Perspektive der Geopolitik. Er
warnt die Politik aber vor allzu hektischen Schlussfolgerungen in
der aktuellen Lage und führt folgendes Beispiel an: „Nie wieder mit
Russland handeln ist strategisch völliger Unsinn“, sagt Fuest in
der neuen Folge von „Handelsblatt Today“. Beim Thema Energie sei
die strategisch richtige Lösung für die Zeit nach dem Ukrainekrieg,
alternative Gasbezugsquellen aufzubauen, um jederzeit in der Lage
zu sein, die Gasimporte aus Russland abzustellen. Wenn jedoch
günstige Gasimporte aus Russland möglich seien, sollten sie aus der
Sicht von Fuest weiter durchgeführt werden. „Verkaufen wird
Russland sein Gas sowieso und da ist es doch besser, Russland ist
von uns abhängig – und zwar einseitig abhängig“, sagt Fuest. Man
müsse in der Lage sein, sich relativ schnell unabhängig zu machen,
„aber unklug ist es, den Handel ganz einzustellen und Russland zu
nordkoreanisieren, denn das würde dann bedeuten, dass Russland auch
nicht mehr vom Westen abhängig ist.“ Deutschland Attraktivität als
Investitionsstandort für energieintensive Industrien nimmt laut dem
Ifo-Präsidenten ab: „Wir haben bis vor kurzem noch den
Standortvorteil günstiger Gasversorgung aus Russland gehabt und es
bestand die Aussicht, dass das noch günstiger wird durch Nord
Stream 2. Das Thema ist jetzt erledigt.“ Um künftiges Wachstum zu
sichern, sei es wichtig, die Zukunft der Energieversorgung in
Deutschland zu regeln. „Wir brauchen eine europäisch koordinierte
Energiepolitik“, sagt Fuest. Und: „Wir müssen sehen, dass wir
andere Märkte erschließen und uns darauf einstellen, dass das
Wachstum des Handels mit China eher abflauen wird, selbst wenn
China sich jetzt nicht auf die russische Seite schlägt.“ Denn China
werde die Situation beobachten und künftig bei Handelsfragen
stärker geopolitisch denken, „sich also stärker unabhängig machen
vom Westen“. Das seien alles keine guten Nachrichten für
Deutschland. *** Exklusives Angebot für Handelsblatt Today-Hörer:
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für eine gründliche Analyse der deutschen
Außenwirtschaftsbeziehungen aus der Perspektive der Geopolitik. Er
warnt die Politik aber vor allzu hektischen Schlussfolgerungen in
der aktuellen Lage und führt folgendes Beispiel an: „Nie wieder mit
Russland handeln ist strategisch völliger Unsinn“, sagt Fuest in
der neuen Folge von „Handelsblatt Today“. Beim Thema Energie sei
die strategisch richtige Lösung für die Zeit nach dem Ukrainekrieg,
alternative Gasbezugsquellen aufzubauen, um jederzeit in der Lage
zu sein, die Gasimporte aus Russland abzustellen. Wenn jedoch
günstige Gasimporte aus Russland möglich seien, sollten sie aus der
Sicht von Fuest weiter durchgeführt werden. „Verkaufen wird
Russland sein Gas sowieso und da ist es doch besser, Russland ist
von uns abhängig – und zwar einseitig abhängig“, sagt Fuest. Man
müsse in der Lage sein, sich relativ schnell unabhängig zu machen,
„aber unklug ist es, den Handel ganz einzustellen und Russland zu
nordkoreanisieren, denn das würde dann bedeuten, dass Russland auch
nicht mehr vom Westen abhängig ist.“ Deutschland Attraktivität als
Investitionsstandort für energieintensive Industrien nimmt laut dem
Ifo-Präsidenten ab: „Wir haben bis vor kurzem noch den
Standortvorteil günstiger Gasversorgung aus Russland gehabt und es
bestand die Aussicht, dass das noch günstiger wird durch Nord
Stream 2. Das Thema ist jetzt erledigt.“ Um künftiges Wachstum zu
sichern, sei es wichtig, die Zukunft der Energieversorgung in
Deutschland zu regeln. „Wir brauchen eine europäisch koordinierte
Energiepolitik“, sagt Fuest. Und: „Wir müssen sehen, dass wir
andere Märkte erschließen und uns darauf einstellen, dass das
Wachstum des Handels mit China eher abflauen wird, selbst wenn
China sich jetzt nicht auf die russische Seite schlägt.“ Denn China
werde die Situation beobachten und künftig bei Handelsfragen
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