Neue Tesla-Fabrik in Grünheide: Rohstoffmangel könnte Preise treiben / Postchef Appel über Folgen des Ukraine-Kriegs
Handelsblatt Today vom 22.03.2022
34 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges überschatten die Eröffnung der
ersten europäischen Tesla-Gigafabrik. Hohe Rohstoffpreise gefährden
den Elektroboom. Vor vier Jahren kündigte Tesla-Chef Elon Musk über
den Kurznachrichtendienst Twitter an, nach einem passenden Standort
für die erste europäische „Gigafactory“ zu suchen. Schon damals
verkündete er, Deutschland sei aufgrund der geografischen Nähe zu
Frankreich und den Benelux-Ländern besonders geeignet. Vor zwei
Jahren fiel schließlich die Entscheidung, die Fabrik in Brandenburg
anzusiedeln. Nach zahlreichen Genehmigungsverfahren sowie Protesten
und Eilanträgen von Naturschutzverbänden, die die Rodung des
Geländes in Grünheide verhindern wollten, öffnete am Dienstagmorgen
schließlich „Giga Berlin“ seine Pforten. Zum offiziellen Start der
Tesla-Fabrik waren auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Musk
persönlich vor Ort. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne) war anwesend und betonte, dass er sich ein solches
„Tesla-Tempo“ auch in anderen Bereichen der Politik wünscht.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte in der neuen Folge von
Handelsblatt Today: „Tesla und Elon Musk lösen in Deutschland
Denkprozesse aus, die in die Zukunft führen.“ Wer Musk kennt, der
kennt auch seine ambitionierten Produktionsziele. Doch die
Eröffnung der Fabrik in Grünheide fällt in eine Zeit, die von den
Auswirkungen des Ukrainekriegs geprägt ist. Die wirtschaftlichen
Folgen des Krieges sind weitreichend: Öl und Gas haben sich massiv
verteuert, zudem muss die Autoindustrie mit Lieferengpässen bei für
den Bau von Elektroautos wichtigen Rohstoffen wie Kobalt, Lithium,
Nickel und Kupfer kämpfen. „Allerdings gibt es eine ganze Menge von
Möglichkeiten, da mit Rohstoffen und Materialien zu spielen“, sagt
Dudenhöffer. China hat es bisher vermieden, sich im Ukrainekrieg
klar zu positionieren. Vielmehr drohen die USA China mit
Sanktionen, sollte es Russland wirtschaftlich oder militärisch
unterstützen. Das ist ein Risiko für deutsche Autobauer, da China
ihr wichtigster Absatzmarkt ist. Dudenhöffer rät aber davon ab,
sich von China abzuwenden: „Ich glaube, dass, wenn wir uns öffnen
und versuchen, ein vernünftiges Verhältnis zu China zu finden,
erreichen wir mehr, als wenn wir jetzt das Gegenteil tun.
Andernfalls treiben wir die Welt in zwei Blöcke.“
Deutsche-Post-Chef über die wirtschaftlichen Folgen des Krieges
Außerdem: In einer aktuellen Studie prognostizierte das
Handelsblatt Research Institute für dieses Jahr ein Wachstum der
deutschen Wirtschaft von 2,7 Prozent im Vergleich zu 2021 – vor dem
Kriegsausbruch in der Ukraine lag diese Prognose noch bei 3,4
Prozent. Viele deutsche Konzerne stehen nun vor neuen
Herausforderungen. Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes
diskutierte darüber mit Postchef Frank Appel. Wie verändert ein
Krieg die gesamtwirtschaftlichen Prozesse eines Unternehmens und
wie könnte eine Antwort darauf sein? Für Appel ist klar:
Deutschland muss noch attraktiver für ausländische Talente werden
sowie Infrastruktur und Digitalisierung weiterentwickeln. ***
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www.handelsblatt.com/mehrfinanzen
ersten europäischen Tesla-Gigafabrik. Hohe Rohstoffpreise gefährden
den Elektroboom. Vor vier Jahren kündigte Tesla-Chef Elon Musk über
den Kurznachrichtendienst Twitter an, nach einem passenden Standort
für die erste europäische „Gigafactory“ zu suchen. Schon damals
verkündete er, Deutschland sei aufgrund der geografischen Nähe zu
Frankreich und den Benelux-Ländern besonders geeignet. Vor zwei
Jahren fiel schließlich die Entscheidung, die Fabrik in Brandenburg
anzusiedeln. Nach zahlreichen Genehmigungsverfahren sowie Protesten
und Eilanträgen von Naturschutzverbänden, die die Rodung des
Geländes in Grünheide verhindern wollten, öffnete am Dienstagmorgen
schließlich „Giga Berlin“ seine Pforten. Zum offiziellen Start der
Tesla-Fabrik waren auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Musk
persönlich vor Ort. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne) war anwesend und betonte, dass er sich ein solches
„Tesla-Tempo“ auch in anderen Bereichen der Politik wünscht.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte in der neuen Folge von
Handelsblatt Today: „Tesla und Elon Musk lösen in Deutschland
Denkprozesse aus, die in die Zukunft führen.“ Wer Musk kennt, der
kennt auch seine ambitionierten Produktionsziele. Doch die
Eröffnung der Fabrik in Grünheide fällt in eine Zeit, die von den
Auswirkungen des Ukrainekriegs geprägt ist. Die wirtschaftlichen
Folgen des Krieges sind weitreichend: Öl und Gas haben sich massiv
verteuert, zudem muss die Autoindustrie mit Lieferengpässen bei für
den Bau von Elektroautos wichtigen Rohstoffen wie Kobalt, Lithium,
Nickel und Kupfer kämpfen. „Allerdings gibt es eine ganze Menge von
Möglichkeiten, da mit Rohstoffen und Materialien zu spielen“, sagt
Dudenhöffer. China hat es bisher vermieden, sich im Ukrainekrieg
klar zu positionieren. Vielmehr drohen die USA China mit
Sanktionen, sollte es Russland wirtschaftlich oder militärisch
unterstützen. Das ist ein Risiko für deutsche Autobauer, da China
ihr wichtigster Absatzmarkt ist. Dudenhöffer rät aber davon ab,
sich von China abzuwenden: „Ich glaube, dass, wenn wir uns öffnen
und versuchen, ein vernünftiges Verhältnis zu China zu finden,
erreichen wir mehr, als wenn wir jetzt das Gegenteil tun.
Andernfalls treiben wir die Welt in zwei Blöcke.“
Deutsche-Post-Chef über die wirtschaftlichen Folgen des Krieges
Außerdem: In einer aktuellen Studie prognostizierte das
Handelsblatt Research Institute für dieses Jahr ein Wachstum der
deutschen Wirtschaft von 2,7 Prozent im Vergleich zu 2021 – vor dem
Kriegsausbruch in der Ukraine lag diese Prognose noch bei 3,4
Prozent. Viele deutsche Konzerne stehen nun vor neuen
Herausforderungen. Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes
diskutierte darüber mit Postchef Frank Appel. Wie verändert ein
Krieg die gesamtwirtschaftlichen Prozesse eines Unternehmens und
wie könnte eine Antwort darauf sein? Für Appel ist klar:
Deutschland muss noch attraktiver für ausländische Talente werden
sowie Infrastruktur und Digitalisierung weiterentwickeln. ***
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