Droht VW und Mercedes in Russland die Enteignung? / Emerging Markets: Geht es 2022 für Schwellenländer wieder bergauf?
Handelsblatt Today vom 16.03.2022
48 Minuten
Beschreibung
vor 2 Jahren
Immer mehr Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück. Moskau
droht mit Gegenmaßnahmen. Damit könnte sich Russland aber selbst
noch mehr schaden. Nicht nur Intellektuelle und Künstler, sondern
auch immer mehr Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück.
Darunter sind große internationale Konzerne wie Coca-Cola,
McDonalds oder Ikea, aber auch Dax-Größen wie VW und Mercedes-Benz.
Die russische Regierung droht mit Gegenmaßnahmen: Das Ministerium
für wirtschaftliche Entwicklung hat laut der deutschen
Außenwirtschaftsagentur GTAI einen Gesetzentwurf auf den Weg
gebracht, der noch in dieser Woche verabschiedet werden soll. Darin
heißt es, dass Firmen, die zu mehr als 25 Prozent im Besitz von
Ausländern aus „unfreundlichen Staaten“ sind, einer externen
Verwaltung unterstellt sowie abgespalten und verkauft werden
können. Dies käme einer Enteignung und Verstaatlichung gleich.
Dmitri Medwedew, der Vizechef des russischen Sicherheitsrates,
sagte, das Ziel sei es, auf der Grundlage des von den Investoren in
Panik zurückgelassenen Vermögens eine neue Produktion in Russland
aufzubauen. Für Jens Koenen, den Leiter des
Handelsblatt-Unternehmensressort-Büros in Frankfurt, ist das nur
schwer vorstellbar: „Mir fehlt jegliche Fantasie, wie der Plan der
russischen Regierung aufgehen soll. Russland müsste gewaltige
Summen in diese Unternehmen pumpen – ein Land, das wohlgemerkt kurz
vor dem Staatsbankrott steht“, sagte er in der neuen Folge von
Handelsblatt Today. Vereinzelt könnte es aber trotzdem Enteignungen
geben, weil Russland versuchen könnte, auf diese Weise seine Macht
zu demonstrieren, glaubt Koenen. Alles darüber hinaus hätte aber
einen gegenteiligen Effekt: „Wenn Russland im großen Stil
Enteignungen vornehmen sollte, wäre der Ruf als Wirtschaftsstandort
nachhaltig beschädigt.“ Außerdem: Der Ukraine-Krieg belastet die
Weltwirtschaft massiv. Nicht zuletzt sind die Rohstoffpreise stark
gestiegen. Einige Schwellenländer könnten deshalb von dem Konflikt
profitieren – so wie zum Beispiel die Ölexporteure Chile, Malaysia,
Südafrika oder auch Brasilien. Doch wie steht es aktuell um die
Emerging Markets? Wie sehr schadet die hohe Inflation den
Schwellenländern und könnte China die USA dieses Jahr
wirtschaftlich schlagen? Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für
Weltwirtschaft analysiert die Lage. *** Exklusives Angebot für
Handelsblatt Today-Hörer: Testen Sie Handelsblatt Premium 6 Wochen
für 1 € und bleiben Sie immer informiert, was die Finanzmärkte
bewegt. Mehr Informationen: www.handelsblatt.com/mehrfinanzen
droht mit Gegenmaßnahmen. Damit könnte sich Russland aber selbst
noch mehr schaden. Nicht nur Intellektuelle und Künstler, sondern
auch immer mehr Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück.
Darunter sind große internationale Konzerne wie Coca-Cola,
McDonalds oder Ikea, aber auch Dax-Größen wie VW und Mercedes-Benz.
Die russische Regierung droht mit Gegenmaßnahmen: Das Ministerium
für wirtschaftliche Entwicklung hat laut der deutschen
Außenwirtschaftsagentur GTAI einen Gesetzentwurf auf den Weg
gebracht, der noch in dieser Woche verabschiedet werden soll. Darin
heißt es, dass Firmen, die zu mehr als 25 Prozent im Besitz von
Ausländern aus „unfreundlichen Staaten“ sind, einer externen
Verwaltung unterstellt sowie abgespalten und verkauft werden
können. Dies käme einer Enteignung und Verstaatlichung gleich.
Dmitri Medwedew, der Vizechef des russischen Sicherheitsrates,
sagte, das Ziel sei es, auf der Grundlage des von den Investoren in
Panik zurückgelassenen Vermögens eine neue Produktion in Russland
aufzubauen. Für Jens Koenen, den Leiter des
Handelsblatt-Unternehmensressort-Büros in Frankfurt, ist das nur
schwer vorstellbar: „Mir fehlt jegliche Fantasie, wie der Plan der
russischen Regierung aufgehen soll. Russland müsste gewaltige
Summen in diese Unternehmen pumpen – ein Land, das wohlgemerkt kurz
vor dem Staatsbankrott steht“, sagte er in der neuen Folge von
Handelsblatt Today. Vereinzelt könnte es aber trotzdem Enteignungen
geben, weil Russland versuchen könnte, auf diese Weise seine Macht
zu demonstrieren, glaubt Koenen. Alles darüber hinaus hätte aber
einen gegenteiligen Effekt: „Wenn Russland im großen Stil
Enteignungen vornehmen sollte, wäre der Ruf als Wirtschaftsstandort
nachhaltig beschädigt.“ Außerdem: Der Ukraine-Krieg belastet die
Weltwirtschaft massiv. Nicht zuletzt sind die Rohstoffpreise stark
gestiegen. Einige Schwellenländer könnten deshalb von dem Konflikt
profitieren – so wie zum Beispiel die Ölexporteure Chile, Malaysia,
Südafrika oder auch Brasilien. Doch wie steht es aktuell um die
Emerging Markets? Wie sehr schadet die hohe Inflation den
Schwellenländern und könnte China die USA dieses Jahr
wirtschaftlich schlagen? Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für
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