Michiko Aoyama: Frau Komachi empfiehlt ein Buch
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Nachdem ich mich in diesem Jahr verstärkt der Lektüre japanischer
Autorinnen und Autoren gewidmet habe, war es nicht sehr
verwunderlich, dass mir mein Kindle unter der Rubrik Basierend
auf deinen Lesegewohnheiten auch den kürzlich auf Deutsch, im
Rowohlt Verlag erschienenen Roman von Michiko Aoyama Frau Komachi
empfiehlt ein Buch vorschlug. Selbiger, mittlerweile zum
Bestseller avanciert und in über zwanzig Ländern erschienen,
wurde bereits 2020 im Original in Japan veröffentlicht. Über die
1970 in Japan geborene Autorin Michiko Aoyama ist bekannt, dass
sie zunächst in einem Tokioter Verlag als Redakteurin tätig war,
bevor sie sich ganz dem literarischen Schreiben widmete. Die
deutsche Übersetzung stammt – wir sind wenig verwundert, aber
sehr erfreut – von Sabine Mangold, die für ihre zahlreichen
Übersetzungen aus dem Japanischen, beispielsweise von Romanen
Haruki Murakamis, nicht nur bekannt ist, sondern auch
ausgezeichnet wurde.
Der Roman umfasst fünf Geschichten, die das Leben fünf
verschiedener Protagonisten in relativ kurzer Form erzählen, die
sowohl in Alter, Geschlecht als auch Beruf unterschiedlich sind.
Es eint sie jedoch die Unzufriedenheit mit ihrem Leben bzw. ihrem
beruflichen Werdegang und die Tatsache, dass sie alle die selbe
Bibliothek aufsuchen. Diese ist an ein Gemeindezentrum
angeschlossen und hat als Bibliothekarin, wir ahnen es bereits,
Frau Komachi. Sie ist zwar die titelgebende Figur, nimmt in den
einzelnen Geschichten, wenn auch eine wichtige, aber nur eine
Nebenrolle ein. Sie ist eine Art Initiatorin, die durch ihre,
zunächst merkwürdig anmutenden, Buchempfehlungen, den
sprichwörtlichen Stein ins Rollen bringt und dadurch das Leben
der Protagonisten, die ihren Empfehlungen folgen, verändert.
Stets fragt sie die Menschen, die zu ihr kommen, weil sie nach
einem bestimmten Buch suchen: „Wonach suchen sie?“ Eine
Fragestellung, die, ohne Kontext gesehen, ja ganz allgemein
verstanden werden kann, was natürlich auch das Ziel der gewieften
Frau Komachi ist. So erspürt sie deren Wünsche und Sehnsüchte,
derer sie sich zwar meist selbst schon bewusst sind, aber noch
keinen Weg gefunden haben, ihr Leben aus eigener Kraft zu
verändern. Mit ihrer jeweiligen Buchempfehlung, die sie den
eigentlich gesuchten Büchern zum Schluss noch hinzufügt und einem
kleinen Filzobjekt, die sie selbst herstellt und die immer
unterschiedlich sind, entlässt sie ihre Besucher.
Die Arbeitswelt bzw. das Berufsleben der Protagonisten ist
letztlich das bestimmende Thema der fünf Geschichten. Jeder ist
auf seine Weise auf der Suche nach Bestätigung,
Selbstverwirklichung oder auch Veränderung. Dies hat zur Folge,
dass die Geschichten alle nach dem selben Schema aufgebaut sind
und ablaufen, welches sich dem Lesenden spätestens ab der zweiten
Geschichte erschließt und zur Folge hat, dass die Stories doch
recht vorhersehbar sind. Letztlich finden sie alle Rat bei Frau
Komachi und können ihr Leben zum Besseren verändern. Das mag der
ein oder andere als positiv und berührend empfinden, auch als
Anstoß, dass es doch oft nur kleine Dinge erfordert, um seinem
Leben eine neue Richtung zu geben, ich fand es jedoch eher fad
und auch ein wenig zu plakativ.
Das sich die japanische Arbeitswelt doch sehr von unserer
westlichen unterscheidet – sei es beispielsweise in Bezug auf
Intensität oder auch Urlaubstage – hat sicher jeder schon auf die
ein oder andere Weise mitbekommen, doch wird dies im Buch,
vielleicht auch ein wenig unfreiwillig, noch einmal sehr
deutlich.
„Obwohl ihm eigentlich ein anderer Beruf vorschwebte, hatte er
eine Anstellung gefunden, bei der er genug für seinen
Lebensunterhalt verdiente. Parallel dazu arbeitete er hart, um
seinen Traum zu verwirklichen. Er war sowohl ein vollwertiges
Mitglied der Gesellschaft als auch jemand, der sein eigentliches
Ziel hartnäckig verfolgte.“ (S. 195)
Eine Passage die in mir, allein durch die Formulierung
„vollwertiges Mitglied der Gesellschaft“, durchaus Befremden
hervorgerufen hat, hier aber ganz ernsthaft verwendet wird und
einen Einblick in die japanische (Arbeits-)Mentalität gibt, die
einen sehr hohen Stellenwert hat und in der es sogar einen
Begriff für den Tod durch Überarbeitung gibt (Karoshi).
Alles in allem bin ich mit diesem Buch nicht so recht warm
geworden. Es hat nicht wehgetan es zu lesen, hat in mir aber auch
keine Begeisterungsstürme hervorgerufen, da ich es doch sehr
vorhersehbar fand und letztlich ein und dasselbe Thema in fünf
verschiedenen Geschichten einfach nur immer wieder variiert wird,
um letztlich immer zum selben Ergebnis zu kommen. Schade, aber
dieses Mal leider keine Empfehlung von mir.
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