Was Hänschen nicht lernt...

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vor 1 Jahr

Was Hänschen nicht lernt...


...lernt Hans nimmermehr, so lautet eine gängige Redewendung, die
darauf verweist, dass Wissen, welches man sich nicht schon in
jungen Jahren angeeigent hat, man sich auch im Alter eher
schlecht noch aneignen wird. Dies ist keine Pauschalverurteilung,
denn schließlich macht ja Übung den Meister und selbige fallen
auch nicht vom Himmel, dennoch ist etwas Wahres dran. Nehmen wir
als Beispiel das Erlernen von Sprache und deren Regeln und hier
im Konkreten die Verwendung der Wörter als und wie. In Herrn
Falschgolds letztem Beitrag haben wir erfahren, dass er so seine
Schwierigkeiten mit der regelgerechten Verwendung dieser Begriffe
hat und damit ist er nicht der Einzige. Dabei ist es simpel, vor
allem wenn man die beiden Wörter in Vergleichen benutzt. Möchte
ich ausdrücken, dass etwas gleich ist, verwende ich wie, möchte
ich jedoch zwei Dinge gegenüberstellen, die ungleich sind,
verwende ich als. Als Beispiel: Jemand ist größer als jemand
anderes, aber genauso gut im Rechnen wie der Andere. Es ist also
keine Raketenwissenschaft und erst Recht braucht man kein Chat
GPT für die korrekte Anwendung von als und wie, denn es handelt
sich hierbei um ganz einfaches Schulwissen, wo wir wieder bei
Hänschen wären...Sich ein bisschen Mühe zu geben und seiner
Sprache nicht völlig ignorant gegenüberzustehen, kann sicher auch
zu einem guten Stil verhelfen. Dieser zeichnet sich für mich auch
dadurch aus, dass bestimmte Formulierungen immer gemeinsam
benutzt werden. Beispielsweise sowohl...als auch, zum einen...zum
anderen oder weder...noch.


Aber in Zeiten, in denen vor allem Vokabeln aus der englischen
Sprache immer mehr Einzug in unseren Sprachgebrauch halten, wirkt
diese Diskussion vielleicht fast schon ein wenig altbacken und
man muss ständig am Ball bleiben, um die Weiterentwicklungen
nicht zu verpassen. Ob man diese Veränderungen mit offenen Armen
begrüßt oder ihnen eher skeptisch entgegensteht, steht auf einem
anderen Blatt. Fakt ist aber, dass eine lebendige Sprache, wie es
die deutsche nunmal ist, ständig gesprochen wird und dadurch
einem Wandel und ständiger Entwicklung unterliegt. Wer hätte
heutzutage auch noch große Lust mittelhochdeutsch zu sprechen?
Not me. Dass es bei Begrifflichkeiten und Formulierungen die aus
anderen Sprachen entlehnt werden auch zu Fehlern in der
Übersetzung kommen kann, die dann im Deutschen ihren Lauf nehmen,
ist den allermeisten spätestens seit dem berühmten Beispiel it
makes sense im Deutschen gern mit es macht Sinn übersetzt, weil
es, Achtung false friend ist und eigentlich korrekt es ergibt
Sinn heißen müsste. Aber in lebendigen Sprachen verhält es sich
offensichtlich so, dass auch eine falsche Formulierung, so sie
denn nur oft genug und von ausreichend Menschen benutzt wird,
irgendwann auch als richtig in den Duden aufgenommen werden kann.
Veränderung und Wandel heißt ja schließlich nicht immer
automatisch zum Besseren und wer sagt eigentlich, dass man den
Duden nicht mal anzweifeln kann?


Wie dem auch sei. Sprache ist einfach etwas zu Schönes und
Wertvolles, als dass man jegliche Verhunzungen durch
beispielsweise Zeitschriftenartikelschreibende oder auch
Politiker einfach durchgehen lassen sollte. Die Vielfalt der
Sprache ist so wunderbar, dass sie uns nicht nur zum Zweck des
Austauschs von Informationen und zur stupiden Kommunikation dient
– auf die sie heutzutage dank diverser Nachrichtenportale ohnehin
oft immer weiter reduziert und vereinfacht wird – nein, sie ist
das Mittel mit dem wir uns und unsere Gedanken und Gefühle äußern
können, wir haben die verschiedensten Stilmittel, Metaphern und
Redewendungen, die wir mit Lust gebrauchen können, um uns
auszudrücken. Selbst Witze zeigen, wie vielfältig Sprache
eingesetzt werden und Freude bringen kann. Doch allen, die keine
Freunde von großen Worten sind, gebe ich noch eine Strophe aus
Mascha Kalékos Gedicht Kleine Zwischenbilanz mit auf den Weg:


Es ist und bleibt das gleiche allerorten –


Man sagt am Ende nichts, in vielen Worten.


Zum Reden hat sogar der Feige Mut;


Doch Schweigen klingt in jeder Sprache gut.


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