Taiwan-Krise: Kann deutscher Handel China im Zaum halten?
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vor 1 Jahr
Ein Jahr nach dem russischen Überfall haben sich die EU-Staaten
auf das inzwischen zehnte Sanktionspaket geeinigt. Der Westen
kappt weitere wirtschaftliche Beziehungen, um Russland zu
schwächen und Putins Invasion in der Ukraine zu stoppen. Auch in
der Taiwan-Krise könnte Wirtschaft als eine Art Waffe eingesetzt
werden. Allerdings dient sie hier der Abschreckung Chinas - in
der Hoffnung, die Eskalation dieses Konfliktes von vornherein zu
verhindern.
Der chinesische Staatschef Xi Jinping betrachtet Taiwan seit
Jahren als abtrünnige Provinz. Er verfolgt eine sogenannte
"Ein-China-Politik", nach der es nur ein großes China gibt, zu
dem auch Hongkong, Macau und eben Taiwan gehören. Die Situation
ist angespannt. Käme es zu einem Krieg um den Inselstaat, hätte
das weltweit massive wirtschaftliche Auswirkungen. Denn das Land
ist ein wichtiger Halbleiterproduzent: Ohne Mikrochips aus Taiwan
würden die Import- und Exportraten in vielen Ländern sinken.
Wie bedeutend die Hightech-Chips auch für uns in Deutschland
sind, hat sich bereits in der Corona-Pandemie gezeigt:
Lieferkettenprobleme verlangsamten die Produktion in vielen
Bereichen enorm, etwa im Autobau. Da Halbleiter aus Taiwan
besonders klein und leistungsstark sind, war das nicht so einfach
zu kompensieren.
Seit der russische Angriffskrieg unsere Abhängigkeit von
russischem Gas offenbart hat, steht auch die enge wirtschaftliche
Vernetzung mit China verstärkt im Fokus. Die
Politikwissenschaftlerin Daniela Schwarzer beobachtet die
deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen ganz genau. Durch Putins
Angriff auf die Ukraine habe diese Problematik nun eine ganz neue
Dringlichkeit erhalten, erklärt sie im Podcast "Wirtschaft Welt
& Weit".
Wirklich unabhängig zu werden, scheint dabei kaum möglich: Gerade
erst meldet das Statistische Bundesamt, dass China im siebten
Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner ist. Der
Wert der gehandelten Waren lag bei 297,9 Milliarden Euro. Dabei
importieren wir deutlich mehr aus China als wir dorthin
exportieren. Viel zu einseitig, warnen Experten.
Der Geopolitik-Experte Stefan Bayer sieht die
deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen jedoch aus einem ganz
anderen Blickwinkel: Für ihn sind sie vor allem ein wichtiges
Mittel, um Frieden zu wahren. Die Chinesen, so glaubt Bayer,
wüssten ganz genau, dass bei einem Angriff auf Taiwan sehr große
wirtschaftliche Verluste auf ihr Land zukämen. Der
Forschungsleiter Geopolitik und Strategien am German Institute
for Defence and Strategic Studies hofft auf "die Stärke der
ökonomischen Austauschbeziehungen und dass sie heilend wirken auf
Aggressionspotenziale".
Wirtschaft wäre in der Taiwan-Krise somit eine Waffe zur
Abschreckung - mit dem Ziel, die chinesischen Besitzansprüche im
Zaum zu halten. Für Bayer ist das auch bitter nötig. Denn ein
chinesischer Angriff auf Taiwan würde seiner Einschätzung nach
erhebliche Verwerfungen mit sich bringen, auch an den weltweiten
Finanzmärkten. "Wir müssen alles tun, um das zu vermeiden", so
seine eindringliche Warnung. Denn sollte die Taiwan-Krise
eskalieren, wären die Folgen "noch viel gravierender als das, was
wir derzeit in der Ukraine beobachten."
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