China vs. Europa: Kampf der Giganten?

China vs. Europa: Kampf der Giganten?

20 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Kasachstan ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in
Zentralasien. Das neuntgrößte Land der Welt ist nur dünn
besiedelt, aber um so reicher an Rohstoffen. Wertvolle
Ressourcen, die Europa gerade dringend braucht, um die
Energiewende voranzutreiben. Schaut man auf die Landkarte, liegt
Kasachstan mitten zwischen Europa und China. Und auch
wirtschaftlich kommt Interesse von beiden Seiten.


Kasachstan ist direkter Nachbar Chinas. Beide Länder teilen sich
eine rund 1800 Kilometer lange Grenze. Im Zuge der neuen
Seidenstraße, mit der der chinesische Präsident Xi Jinping seit
2013 in den weltweiten Ausbau von Handelswegen investiert, hat
Kasachstan eine große Bedeutung auf der Landroute. So sind dort
etwa riesige Container-Umladeplätze entstanden, die aufgrund
unterschiedlicher Spurbreiten von Eisenbahntrassen nötig wurden,
erklärt Hendrik Wehlen, Logistikexperte der VTG AG, dem größten
privaten Waggonanbieter in Europa.


China und Kasachstan sind ökonomisch längst stark miteinander
verflochten. Doch auch der Westen hat das wirtschaftliche
Potenzial des Landes erkannt. So hat die EU-Kommission, nach
langen Jahren in der Zuschauerrolle, nun ihre eigene
Investitionsinitiative gestartet: Bei "Global Gateway" will sie
bis zum Jahr 2027 Gelder in Höhe von rund 300 Milliarden Euro
mobilisieren, um Infrastrukturprojekte in Schwellen- und
Entwicklungsländern auf- und auszubauen. Kasachstan ist ganz vorn
mit dabei, mit Projekten zu grünem Wasserstoff und kritischen
Rohstoffen.


Entscheiden muss sich Kasachstan dabei nicht. Der deutsche
EU-Botschafter Michael Clauß erklärt, Drittländer könnten sowohl
mit China als auch mit Europa unterschiedliche Projekte
realisieren. Zu Anfang habe China mit Sorge auf die europäische
Initiative geblickt, erklärt Clauß im Podcast "Wirtschaft Welt
& Weit". Inzwischen hätten die Chinesen aber erkannt, dass
"Global Gateway" kein "Kampfinstrument" sein will. Oder kann.
Denn auch wenn die EU erstmals ganz neue Sichtbarkeit als
geopolitischer Player erlangt hat, ist Chinas Vorsprung einfach
enorm.


Kooperation statt Konfrontation ist also das Mittel der Wahl der
Europäer: Beide Projekte könnten sogar mehr als nur koexistieren,
erklärt der EU-Botschafter: "Theoretisch ist es durchaus möglich,
dass wir mit dem chinesischen Seidenstraßenprojekt kooperieren."
Allerdings nur zu europäischen Konditionen: So müsse man etwa die
Schuldentragfähigkeit der jeweiligen Länder im Blick haben und
europäische Standards einhalten. Bisher sieht er das bei
chinesischen Projekten nicht gegeben.


Wirtschaftlich soll die Initiative der EU-Kommission also kein
Konkurrenzprojekt zur neuen Seidenstraße sein, sondern eher eine
Alternative. Global Gateway legt einen Fokus auf grüne Projekte
und auf nachhaltige Kooperationen, die den Partnerländern
langfristige Vorteile bieten. Heißt konkret: Es sollen
Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung entstehen, Know-how
transferiert und Umweltstandards eingehalten werden. Global
betrachtet ist es für Clauß trotzdem "eine Systemkonkurrenz, die
sich hier manifestiert."


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