Norwegen: Einzigartiges U-Boot-Projekt mit Deutschland

Norwegen: Einzigartiges U-Boot-Projekt mit Deutschland

47 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Im äußersten Nordosten grenzt Norwegen an Russland. Die knapp 200
Kilometer lange Landgrenze bildet zugleich die Trennlinie
zwischen Russland und der NATO. Dazu kommt eine rund 23 km lange
Seegrenze. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine rückt die
geografische Nähe beider Länder verstärkt in den Fokus.


Als NATO-Mitglied steht Norwegen fest an der Seite des Westens -
auch militärisch: "Es ist ganz klar geworden, dass Russland eine
regionale Bedrohung für Europa ist", sagt Torgeir Larsen im
Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" über den russischen Angriff
auf die Ukraine. Der norwegische Botschafter in Deutschland war
früher Stabschef von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Für
ihn hat Putins Invasion Europa stark verändert. 


Dass Deutschland und Norwegen nun eine umfassende
U-Boot-Kooperation ins Leben gerufen haben, ist für Larsen ein
wichtiges Signal: "Der Deal mit Deutschland ist einzigartig und
wichtig für die Verteidigung Europas", betont der Botschafter.


Der deutsch-norwegische U-Boot-Deal sieht vor, dass bei
ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel sechs U-Boote entstehen
sollen. Zwei von ihnen sind für die deutsche Marine vorgesehen,
vier gehen nach Norwegen. Die Konstruktionsphase läuft bereits,
im September 2023 soll der Bau starten.


Die U-Boote vom Typ 212CD sollen vor allem helfen, die
NATO-Nordflanke im Atlantik zu sichern. Zugleich wären sie aber
auch in der vergleichsweisen flachen Ostsee einsetzbar. Bis das
erste der sechs U-Boote unter norwegischer Flagge in See stechen
kann, wird es allerdings noch etwa sieben Jahre dauern.


Die Auswirkungen auf die Wirtschaft hingegen schlagen schneller
durch. Das verteidigungspolitische Projekt geht nicht nur einher
mit gemeinsamer Schulung und Ausbildung, sondern vor allem mit
einer bilateralen Industriekooperation: Zum einen verbucht
ThyssenKrupp Marine Systems einen Großauftrag in Höhe von 5,5
Milliarden Euro. Zum anderen profitiert auch die norwegische
Wirtschaft. Denn der Deal sieht vor, dass innovative norwegische
Unternehmen im Zuge des Projekts zum Beispiel als Zulieferer
Aufträge erhalten. Gelder fließen also nicht nur von Norwegen
nach Deutschland, sondern auch zurück. Eine Win-win-Situation,
von der beide Länder profitieren.


Norwegen ist von jeher eine Energienation. Seit dem Ukrainekrieg
ist Norwegen Deutschlands wichtigster Erdgaslieferant: Rund ein
Drittel der hierzulande genutzten Gasmenge stammt aus dem
Königreich. Reich geworden ist Norwegen durch Rohstoffe wie
Erdöl. Bei der eigenen Energieversorgung setzt das Land jedoch
hauptsächlich auf Wasserkraft. Bis zum Jahr 2040 sollen zudem
1500 neue Windräder auf See gebaut werden. Beim Ausbau
Erneuerbarer Energien wollen Norwegen und Deutschland künftig
noch stärker zusammenarbeiten.


Für Michael Kern, Geschäftsführer der Auslandshandelskammer in
Oslo, gilt es heutzutage mehr denn je, die Energie-Infrastruktur
zu schützen. Dazu zählt für ihn auch das Pipeline-Netz unter
Wasser, das dem Transport von Erdgas und künftig auch von
Wasserstoff dienen soll. Der U-Boot-Deal zwischen Deutschland und
Norwegen, so hofft er, wird seinen Teil dazu beitragen.


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