Taiwan: Deutsche Firmen in der Abhängigkeitsfalle

Taiwan: Deutsche Firmen in der Abhängigkeitsfalle

35 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Wenn China Taiwan angreift, steckt unsere Wirtschaft in der
Zwickmühle: An Sanktionen gegen China müsste sich Deutschland
laut Experten beteiligen - gleichzeitig würden sie der deutschen
Wirtschaft massiv schaden. Über mögliche Auswege und die Idee
einer Deglobalisierung diskutieren die Wirtschaftsweise Veronika
Grimm und Politikwissenschaftler Reinhard Loske im ntv-Podcast
"Wirtschaft Welt & Weit".





Seit dem Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi ist Taiwan
in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Mit Raketentests und
Militärmanövern macht Xi Jinping deutlich, dass China die Insel
an der Ostküste als abtrünnige Provinz betrachtet und derartige
Staatsbesuche verurteilt. Als dann auch noch US-Kriegsschiffe die
Meerenge passierten, haben sich auch in Deutschland die Sorgen
verstärkt, dass der Konflikt bald eskalieren könnte.





Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Situation für Deutschland
gleich doppelt fatal: Zum einen werden zwei von drei Halbleitern
auf der Welt in Taiwan produziert. In fast jedem
Elektronikprodukt, das wir in Deutschland nutzen, finden sich
Bestandteile aus Taiwan wieder. Zum anderen hätte eine
Verschärfung des Konflikts weitreichende Auswirkungen auf den
Handel mit China. Die Volksrepublik ist einer der wichtigsten
Handelspartner weltweit für Deutschland.





Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm befürchtet, dass die deutsche
Wirtschaft massiv in Mitleidenschaft gezogen würde - weit mehr
noch, als dies aktuell durch den Ukraine-Krieg der Fall ist.
Insidern zufolge erwägen die USA bereits ein erstes
Sanktionspaket, um eine chinesische Invasion in Taiwan
abzuwenden. Im Kriegsfall hätte Deutschland keine andere Wahl als
sich politisch zu positionieren und sich an Sanktionen gegen
China zu beteiligen, erklärt Veronika Grimm im Podcast. Die
Deutschen müssten wahrscheinlich einen großen Teil ihres
Wohlstands aufgeben, wenn sie den chinesischen Markt nicht mehr
bespielen würden, gibt sie zu bedenken.





Die deutsche Wirtschaft ist abhängig von China und Taiwan - so
viel ist klar. Aber wie können wir uns aus dieser Abhängigkeit
lösen? Darüber diskutieren Veronika Grimm und Reinhard Loske.
Loske zählt zu den Skeptikern einer ungeregelten und ausufernden
Globalisierung. Als Politikwissenschaftler und Ökonom beobachtet
er seit Jahren mit Sorge, wie verwundbar Lieferketten geworden
sind und befürwortet es, wenn Unternehmen Produktionskapazitäten
nach Europa zurückholen.





Insbesondere in der Halbleiterbranche ist das allerdings nicht
ganz einfach. Denn Taiwan ist hoch spezialisiert. Dort
hergestellte Mikrochips dominieren den weltweiten Markt, weil sie
besonders klein und leistungsstark sind. Aktuell versucht Europa,
durch Gesetzesvorhaben wie den "European Chips Act", Boden im
globalen Wettstreit gutzumachen. Wenn Brüssel diese Pläne
abnickt, könnten Fördergelder künftig einfacher fließen.





Der US-Halbleiterhersteller Intel zum Beispiel hofft für sein
geplantes Werk in Magdeburg aktuell auf diese Hilfen. Denn nur
mit großzügiger staatlicher Unterstützung könne man die
Kostenlücke zu anderen Standorten schließen. Auch über die
Ansiedlung des Marktführers TSMC aus Taiwan auf deutschem Boden
wird immer wieder spekuliert, bisher bestreitet man dort aber
entsprechende Pläne.





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