Beschreibung

vor 4 Jahren

EINE WUNDERBARE GESCHICHTE


Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller
anderen Schüler der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und
ein wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den
Schülern, sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie
über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten
sie neben die Namen schreiben.


Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war, und bevor sie
den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin.
Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein
Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die
ihre Mitschüler über den Einzelnen aufgeschrieben hatten. Am
Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach
kurzer Zeit lächelten alle. „Wirklich?“, hörte man flüstern. „Ich
wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!“ und „Ich
wusste nicht, dass mich andere so mögen“, waren die Kommentare.
Niemand erwähnte danach die Listen wieder.


Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder
mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus.
Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich
mit sich und mit den anderen. Einige Jahre später war einer der
Schüler gestorben und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses
Schülers. Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden. Einer
nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte,
ging am Sarg vorbei und erwies ihm die letzte Ehre.


Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie
dort stand, sagte einer der Anwesenden, die den Sarg trugen, zu
ihr: „Waren Sie Marks Mathelehrerin?“ Sie nickte. Dann sagte er:
„Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen.“ Nach dem Begräbnis
waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt.
Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig
darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. „Wir wollen Ihnen etwas
zeigen“, sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner
Tasche. „Das wurde gefunden, als Mark verunglückt ist. Wir
dachten, Sie würden es erkennen.“


Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das
offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und
auseinandergefaltet worden war. Die Lehrerin wusste, ohne
hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten
Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben
hatten.


„Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht
haben“, sagte Marks Mutter. „Wie Sie sehen können, hat Mark das
sehr geschätzt.“ Alle früheren Schüler versammelten sich um die
Lehrerin. (Tipp: Wie Sie lernen, Ängste entspannt auszuhalten und
trotzdem zu tun, was Sie tun möchten. Das ist Mut. Und den
Mutigen gehört die Welt!) Charlie lächelte und sagte: „Ich habe
meine Liste auch noch. Sie ist in der obersten Schublade in
meinem Schreibtisch.“ Die Frau von Heinz sagte: „Heinz bat mich,
die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben.“ „Ich habe meine
auch noch“, sagte Monika. „Sie ist in meinem Tagebuch.“


Dann griff Irene, eine andere Mitschülerin, in ihren
Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste
Liste den anderen. „Ich trage sie immer bei mir.“ sagte sie und
meinte dann: „Ich glaube, wir alle haben die Listen aufbewahrt.“
Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und
weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn
nie mehr sehen würden.


Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft, dass
jedes Leben eines Tages endet und dass wir nicht wissen, wann
dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man
liebt und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes
und Wichtiges sind.


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