Beschreibung

vor 4 Jahren

„Sicher-Stark-Initiative“ will Kinder mutig machen


„Jeden Tag für das eigene Kind Zeit nehmen“


Mutig sein: Das ist auch für die ganz Kleinen besonders wichtig.
Experten sehen hier viel Nachholbedarf. Sie sagen: Wenn Kinder
vor der Schule nicht schon gelernt haben „Nein“ zu sagen – wann
dann?


DOMRADIO.DE: Welche Tipps haben Sie für Eltern: Was können Eltern
und Angehörige selbst aktiv tun, um Kinder vor Gewalt zu
schützen?


Ralf Schmitz (Gewaltpräventionsexperte der
„Sicher-Stark-Initiative“): Ganz wichtig – gerade vor der
stressigen Weihnachtszeit – ist es, den Kindern zuzuhören. Sie
sind ja noch alle bis zum Weihnachtsfest in der Schule oder in
der Kita und da geht es ja auch sehr stressig zu. Nehmen Sie sich
jetzt gerade, wenn es um die Weihnachtszeit geht, mindestens 15
Minuten am Tag Zeit für Ihr Kind: „Was hat es für Probleme? Was
hat es für Sorgen?“ Hören Sie Ihrem Kind einfach viel mehr zu und
sprechen Sie mit Ihrem Kind. So erfahren Sie im Vorfeld, ob es
gemobbt wird oder Gewalt erfährt oder ob es ihm oder ihr nicht
gutgeht.


DOMRADIO.DE: Themen wie Gewalt und Missbrauch sind Themen, die
mit Kindern nicht einfach so diskutiert werden können. Wie
bringen Sie Kindern diese Themen nahe?


Schmitz: Das Thema Kinderschutz ist ein ganz sensibles Thema. Das
sollte in Deutschland nur von Vollblut-Profis und qualifizierten
Personen umgesetzt werden. Im Sicher-Stark-Team arbeiten nur
Pädagogen, Psychologen, Polizeibeamte und Kindertherapeuten, die
jede Woche in den Grundschulen und Kitas unterwegs sind, um die
Kinder zu schützen. Es ist wichtig, die Kinder spielerisch
abzuholen und mit ihnen das Thema Mut über Spiele zu vermitteln,
sodass der Spaß auf keinen Fall auf der Strecke bleibt.


DOMRADIO.DE: Und sie sollen in keinem Fall Angst bekommen, oder?


Schmitz: Gerade solche Situationen, die in Deutschland täglich
vorkommen, sind Horrorszenarien für Eltern, wenn sie hören, dass
wieder ein Kind entführt worden ist, dass ein Kind gemobbt worden
ist, dass ein Kind nicht mehr in die Kita oder in die Grundschule
gehen will, weil die anderen so fies zu diesem Kind sind. Am
besten sollte so etwas gar nicht passieren. Wenn es aber
passiert, dann haben wir viele Methoden entwickelt, um dem Kind
zu helfen bzw. um die Kinder letztendlich zu stärken. Ich mache
den Beruf auch schon seit mehr als 20 Jahren.


DOMRADIO.DE: Sollen sie zum Beispiel Selbstvertrauen bekommen und
so gestärkt und mutiger werden, um sich zu trauen, zu
(wider)sprechen?


Schmitz: Auf jeden Fall ist das ein ganz wichtiges Thema. Gerade
der Kita-Bereich ist eigentlich der Bereich, in dem man den
Kindern noch am meisten beibringen kann. Das geht etwa bis zur
Grundschule. Wenn sie dann in weiterführende Schulen gehen, wird
es schwierig mit der Gewaltprävention und mit dem Thema, Kinder
stark zu machen, ihnen Mut zu machen, Selbstvertrauen zu
vermitteln. Denn wenn sie es nicht im Kindergartenalter schon
gelernt haben, „Nein“ zu sagen – wann dann?


DOMRADIO.DE: Sie selbst waren früher Polizeibeamter. Haben Sie
aus dem Beruf etwas für die heutige Arbeit mitgenommen?


Schmitz: Ja, das ist schon sehr lange her. Ich bin ja
mittlerweile seit 27 Jahren in den Kitas und in den Grundschulen
unterwegs, um Kinder vor Missbrauch von Gewalt, vor Übergriffen
und vor den Gefahren aus dem Internet zu schützen – denn das ist
in den letzten zehn Jahren auch dazugekommen. Ich konnte aus
meiner polizeilichen Ermittlungsarbeit mit vielen Straftätern,
die Kinder missbraucht haben, sehr viel mitnehmen. In meinem
tollen Expertenteam tauschen wir uns aus. Das kommt den Kindern,
den Eltern und den Fachkräften in den Einrichtungen zugute.


Das Interview führte Thommy Millhome.

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