Nachhaltigkeitsmanagement I Buddhistische Wirtschaftslehre, Folge 21
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vor 1 Jahr
Zunächst ist zu betonen, dass buddhistische Wirtschaftslehre
nicht als etwas Religiöses zu verstehen ist, sondern als
umfassendes ethisches Prinzip. Die Wirtschaft ist nach
buddhistischer Anschauung nicht von anderen Wissensgebieten zu
trennen. Sie ist Bestandteil einer gemeinschaftlichen
Anstrengung, Probleme der Menschheit zu lösen. Statt Bedürfnisse
durch Konsum zu befriedigen – was, wie immer mehr Menschen auch
im Westen erkennen, gar nicht funktioniert – setzt die
buddhistische Wirtschaftslehre bei den wirklichen menschlichen
Bedürfnisse hinter den Konsumbedürfnissen an. Als einer der
ersten im Westen hat sich 1955 der deutsch-britische Ökonom Ernst
Friedrich Schumacher damit befasst. Seit Beginn der 1970er
orientiert sich die Wirtschaftspolitik im Königreich Buthan statt
an der Erhöhung des BIP auf die Optimierung des
Bruttonationalglücks, welches regelmäßig durch Erhebungen
gemessen wird.
In der jüngeren Vergangenheit hat sich der deutsche Ökonom und
Wirtschaftsethiker Karl-Heinz Brodbeck mit diversen
Veröffentlichungen mit Kritik am neoliberalen Wirtschaftsdogma
aus buddhistischer Perspektive hervorgetan. Er übt Kritik an der
Annahme, das Ich sei eine identitäre Handlungseinheit. Was wir
Ich nennen, ist die Erinnerung plus Vorstellung aus einer
Vielzahl von flüchtiger Empfindungen und Gedanken. Physikalisch
verändert sich die Materie unseres Körpers permanent. Es ist
äußerst unwahrscheinlich, dass auch nur ein Atom aus unserer
Kindheit mit 40 Jahren noch Teil unseres Körpers ist. Auf dieser
Täuschung baut jedoch das gesamte Gedankengebäude der
neoliberalen Markt-Theorie auf. Es basiert auf Verblendung = ein
Ego identifiziert sich mit dem Inhalt (Körper, Geld, Zahlen,
Eigentum, Rechte) und dem Glaube an das bleibende Wesen der Dinge
(Schein des Geldes). Daraus erwächst Gier = das Ego muss
expandieren, um die Illusion an die es sich klammert zu nähren:
Profit- und Nutzenmaximierung, Übernutzung und Ausschlachtung von
Ressourcen als „Droge für die Sucht der Verblendung“. Wenn dann
ein gieriges Ego auf weitere gierige Egos stößt, stehen sie im
Wettbewerb, im Kampf, sind im Krieg, oder hassen einander gar,
was zum global unfairen Wettbewerb führt. So wird sehr viel
Arbeit, werden aber vor allem unfassbar viel natürliche
Ressourcen aufgewandt, die ganz und gar nicht der Befriedigung
echter menschlicher Bedürfnisse dienen. Kann auf Basis eines
solchen Mindsets wirklich eine nachhaltige Wirtschaft entstehen?
Ich überlasse es Ihnen, ob Sie den aufgezeigten Widersprüchen der
klassischen Wirtschaftslehre folgen und sich eine Orientierung an
der buddhistischen Wirtschaftslehre vorstellen können, gerade
weil bei aller Bewunderung für die Ansätze in dem Himalaya-Staat
Buthan die Vorbildhaftigkeit für eine Volkswirtschaft wie
Deutschland oder die EU schon einiger Kreativität bedarf. Wir
bleiben weiter am Thema und betrachten in Folge 22 die Rolle des
Geldes. Auf Wiederhören!
Klaas Kramer, Studienbriefautor der Deutschen
Akademie für Management
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