#20 Das Zeitempfinden im Mittelalter - oder: Leben in einer zielgerichteten Sakralzeit

#20 Das Zeitempfinden im Mittelalter - oder: Leben in einer zielgerichteten Sakralzeit

18 Minuten
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Chancen und Gefahren einer verflüssigten Spiritualität

Beschreibung

vor 1 Jahr
Um das Besondere des heutigen Zeitverständnisses besser zu
verstehen, ist es hilfreich, sich als Kontrast in das
mittelalterliche Zeitempfinden hineinzuversetzen. Mit der
Ausbreitung des Christentums in Europa wurde die Agrar-Zeit in eine
Sakral-Zeit eingebettet. Damit wurde die zyklische
Geschichtserfahrung auf ein Ziel hin ausgerichtet. Durch Einflüsse
der griechischen Philosophie und dem damit verbundenen Verständnis
von Ewigkeit wurde das Wahrheits-, Glaubens- und Kirchenverständnis
immer mehr verräumlicht. Zeit war eine Kategorie, die allein in die
vergängliche Welt der Menschen gehörte. Diese Ansichten wirken bis
heute nach und verhindern ein dynamischeres Verständnis von Kirche.
// Quellen: Hohn, Hans-Willy: Zyklizität und Heilsgeschichte, in:
Zoll, Rainer (Hg.): Zerstörung und Wiederaneignung von Zeit,
Frankfurt a.M. 1988, S.120-142. / Hölscher, Lucian: Die Entdeckung
der Zukunft, Frankfurt a.M. 1999. / Gloy, Karen:
Philosophiegeschichte der Zeit, Stuttgart 2008. / Zum Begriff der
"Zielgeschichte" siehe: Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung, Kapitel
33-42, Frankfurt a.M. 1985, S. 1000.

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