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Beschreibung
vor 4 Jahren
Im Mai 2020 sprach Gudrun mit Verena Knoblauch. Sie ist Lehrerin
und Medienpädagogin. Sie arbeitet in einer Nürnberger Grundschule
und hat dort Tabletklassen im dritten und vierten Schuljahr
unterrichtet. Gudrun und Verena sind sich auf Twitter begegnet.
Dort gibt es eine sehr aktive und bunte Gruppe von Lehrpersonen,
die sich unter dem Hashtag #twitterlehrerzimmer austauschen. Es
gibt auch schon ein anderes Podcastgespräch "aus dem
twitterlehrerzimmer" mit Jan-Martin Klinge zu den von ihm
verwendeten Lerntheken.
Unter dem Eindruck der Corona-Einschränkungen wollte Gudrun gern
aus erster Hand erfahren, wie Verena den Unterricht aus der Ferne
für die jüngsten Schülerinnen und Schüler gestaltet und erlebt.
Verena berichtete, dass es für die Kleinen ohne Präsenzunterricht
schwierig ist, da für sie neben den Inhalten des Unterrichts der
Kontakt zu Lehrern und Mitschülern mindestens ebenso wichtig ist.
Die Gemeinschaft in der Klasse lässt sich aber im Fernunterricht
nicht gut herstellen.
Verena steht im Zwiespalt wie alle Lehrpersonen: Verteilt man
Arbeitsblätter, dann ist den Kindern und deren Eltern recht klar,
was genau erledigt werden soll. Aber das ist nach kurzer Zeit
schon langweilig. Auch für die Lehrpersonen. Deshalb werden
Kolleginnnen und Kollegen auch sehr kreativ bei der Erstellung
von freieren Aufgaben. Leider sind dann aber oft die Eltern
überfordert und ohne Eltern geht Fernunterricht in der
Grundschule nicht.
In ihrer Tätigkeit als Grundschullehrerin - auch ohne Corona -
gibt es eigentlich keinen Alltag und keine Routine. Verena sieht
eine wichtige Rolle darin, zu unterichten wie man sich bei Fragen
zu helfen weiß, z.B. mit der Kindersuchmaschine fragFinn. Sie
stellt sich nicht als allwissende Lehrperson mit Wissenshoheit
vor die Klasse, denn es ist auch für die Kinder wichtig zu
lernen: Keiner weiß alles. Und es ist eine wichtige Kompetenz,
nicht nur die Eltern oder andere Erwachsene fragen zu müssen,
sondern selbst zu suchen und zu finden und mit den Ergebnissen
souverän umgehen zu können. Was ist vernünftig, was stimmt, was
ist ganz bestimmt Quatsch?
Seit einigen Jahren schon setzt Verena in ihren 3. und 4. Klassen
auf die Unterstützung durch Tablets für den Unterricht. Die
Anregung hierzu kam von außen in Form einer Spende von zwei
Klassensätzen Tablets für die Grundschule. Nachdem sie spontan
zugesagt hatte, dass sie diese gern für ihren Unterricht
einsetzen möchte, musste sie sich zunächst einmal damit
beschäftigen, wie man das verwaltet, versichert, aufbewahrt und
pflegt. Und mehr darüber lernen, was man nun damit anfangen kann.
Hierzu hilft der Austausch mit Kolleginnen aus nah und fern.
Verena hat sich aber sogar entschieden dafür noch Medienpädagogik
zu studieren.
Als erstes fallen einem im Zusammenhang mit Tablets im Unterricht
natürlich Übungsapps ein, die es für viele Fächer gibt, wo die
Kinder auf sie zugeschnittene Aufgaben finden und gleich
Rückmeldung bekommen, was sie richtig gemacht haben. Verena
stellte jedoch fest, dass man mit Tablets viel viel mehr machen
kann. In Film und Ton und mit Bildern können die Kinder ihre
Ideen ausdrücken und sogar erklären, warum sie Sachen so machen
und damit zeigen, was sie wie verstanden haben.
In einem Projekt haben die Kinder Informationen zu bestimmten
Ländern als Reportagen präsentiert, die vor einem Greenscreen
aufgezeichnet wurden. Dann konnte ein Bild des Landes als
Hintergrund eingefügt werden und schon wirkte es wie ein Bericht
vor Ort. Oder eine Lesekiste wird gebastelt, wo eine Szene aus
einem Buch nachgebaut wird. "Darin" kann man dann über das Buch
berichten, nachdem ein Foto, das in der Kiste aufgenommen wird
hinter den Filmbericht gelegt wird.
Von dort ist es nur ein kleiner Schritt, zu verstehen wie leicht
es ist, nur den Anschein von Wahrheit zu erwecken. Verena ist
dann noch etwas weiter gegangen und hat die Schülerinnen und
Schüler Fake News produzieren lassen, die professionell aussehen.
Wenn man als Drittklässler mit drei Clicks Bilder fälschen kann,
dann schaut man sich anderswo Informationen automatisch viel
kritischer an.
Inzwischen arbeitet Verena in der Fortbildung für Kollegen. Zur
Zeit auschließlich in der Form von Webinaren. So kann sie Ihre
Erfahrung mit den Möglichkeiten der Tablets im Unterricht recht
niederschwellig an Kolleginnen und Kollegen weiter geben.
Außerdem ist es interessant, auch Lehrerin für Erwachsene zu
sein.
Und es hilft ihr davon weg zu kommen als Einzelkämpferin zu
arbeiten, wie es in der Schulzeit und im Examen an der Uni
gelernt wird. Statt dessen ist es für sie und alle Lehrpersonen
ein großer Gewinn, sich zu öffnen und z.B. bei Twitter oder in
Fortbildungen neues lernen und von den Ideen der anderen zu
profitieren.
Literatur und weiterführende Informationen
Der Zauberer Korinthe - ein Medienprojekt Stop Motion Film
nach einem Gedicht von James Krüss (mit zwei selbst gedichteten
Strophen)
Blog von V. Knoblauch
B. Vorsamer: Besser selber machen SZ vom 26.07.2019
V. Knoblauch: Tablets in der Grundschule. Konzepte und
Beispiele für digitales Lernen AOL-Verlag, 2020, ISBN:
978-3-403-10596-1.
V. Knoblauch: Escape Rooms für die Grundschule - Klasse 3/4.
Auer Verlag, 2020, ISBN: 978-3-403-08435-8.
Exciting Edu Talk 2018 YouTube 2019.
Plattform Bildung und Digitalität
V. Knoblauch, S. Maurer und W. Tiedmann: Grundschule in
Zeiten von Homeschooling Vortrag für Pacemaker Initiative auf
Vimeo, April 2020.
Sketch Notes, Webinar von Verena Wibke Tiedmann, 28.04.2020
Podcasts
V. Knoblauch: Die pädagogische Ausbrecherin. Der Durchfechter
Podcast Folge 26, April 2020.
B. Lutz-Westphal, G. Thäter: Forschendes Lernen, Gespräch im
Modellansatz Podcast, Folge 181, Fakultät für Mathematik,
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), 2018.
J.-M. Klinge, G. Thäter: Lerntheken, Gespräch im Modellansatz
Podcast, Folge 178, Fakultät für Mathematik, Karlsruher Institut
für Technologie (KIT), 2018.
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