#7: Das Mincome-Experiment
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Linz
Beschreibung
vor 8 Monaten
Ein sehr interessantes Projekt zum Bedingungslosen Grundeinkommen
ist das sogenannte Mincome-Experiment, das in den 70er Jahren in
Kanada durchgeführt wurde. In der Stadt Dauphin im Bundesstaat
Manitoba erhielten ausgewählte Haushalte 100 CAD monatlich. Der
Betrag orientierte sich an der Armutsgrenze. Heute würde dieser
Wert ca. 6000 USD pro Jahr entsprechen. Wenn die Bezieher:innen
dazuverdienten, dann wurde das Grundeinkommen um 50 cents pro
verdientem Dollar gekürzt. Zum Unterschied von herkömmlichen
Sozialleistungen, die bei Zuverdienst gestrichen wurden. So
sollte der Anreiz zur Erwerbsarbeit aufrecht erhalten werden. Das
Experiment lief über einen Zeitraum von drei Jahren, weil nach
einer Inflation mit darauf folgender Rezession in 1977 das
Aufbringen der Gelder dafür erschwerte. Ursprünglich war es
länger geplant gewesen.
Mir fällt dabei folgendes auf: die Zahlungen wurden an Familien
geleistet, also nicht individuell, wie das ja eigentlich für ein
BGE vorgesehen ist.
Interessant ist an Mincome, dass erstmal die ganzen
wissenschaftlichen Protokolle, die von den Familien für die
Forschung geführt wurden, jahrelang in Archiven verschwunden
waren. Erst 2009 fand Evelyn Forget, Professorin für Wirtschaft
und Gemeinschaftliche Gesundheitssysteme der Universität von
Manitoba, die ganzen Protokolle wieder und begann sie zu
evaluieren. Bis dahin hatte das niemand getan.
Was hat sie nun herausgefunden?
Das physische und psychische Wohlbefinden der Empfänger wurde
positiv beeinflusst.
Der Arbeitsmarkt ist nicht zusammengebrochen. Die
Arbeitsleistung sank kurzfristig um ca. 6 % durch Erholung oder
Fortbildung.
Das garantierte Einkommen stärkte den privaten Konsum, aber
auch die Anschaffung von produktiven Gütern wie Fahrzeugen oder
Schreibmaschinen, mit denen sich die Bürgerinnen und Bürger auf
dem Arbeitsmarkt besser behaupten konnten als zuvor.
Das Geld stimulierte sowohl die Nachfrage- als auch die
Angebotsseite.
Die Kinder machten deutlich bessere Schulabschlüsse als
zuvor.
Die Krankenhausaufenthalte in Dauphin gingen um 8,5 Prozent
zurück. Es gab weniger Einweisungen wegen psychischer Störungen,
familiärer Gewalt und Unfällen.
Also alles in allem sehr positive Ergebnisse. Trotzdem bleiben
noch viele Fragen offen, z.B. wie sich ein BGE auf die Wirtschaft
insgesamt auswirken wird. Dazu sind diese Experimente offenbar
nicht groß genug angelegt.
Da hast du ganz Recht, es bleiben noch viele Fragen offen, die
andere Pilotmodelle vielleicht besser darstellen können. Wir
werden im Lauf der Sendereihe daher noch über andere Experimente
berichten.
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