Apropos ... Drogen neu denken!
40 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Rauschmittel als Heilmittel: Mit Drogen gegen
Traumata
Bei bewusstseinsverändernden Substanzen denken wir schnell an
Drogen: wie Heroin, LSD oder Chrystal Meth, und haben
schmuddelige Bahnhofsviertel vor unserem inneren Auge. Die
positiven Effekte von Drogen oder von Methoden, mit deren Hilfe
das Bewusstsein beeinflusst werden kann, sind wenig bekannt, die
Forschung dazu zu wenig beachtet.
„Jeder Mensch sollte sich stärker mit seinem eigenen Bewusstsein
auseinandersetzen!“, fordert deshalb die Anästhesistin und
Notfallmedizinerin Dr. Andrea Jungaberle. „Das eigene Bewusstsein
ist morgens nach dem Aufwachen ein ganz anderes, als in dem
Moment, wo man auf die Autobahn auffährt, und wieder anders vor
dem ersten Espresso oder nach dem dritten Glas Rotwein.“
Unter „Drogen“ versteht Andrea Jungaberle alle Substanzen, die
mit unserer Psycho-Biologie interagieren, also auf
hirnorganischer Ebene eingreifen in unsere Bewusstseinsprozesse.
Dazu gehören auch Nikotin, Alkohol, Kaffee, Zucker und starke
Schmerzmittel, Antidepressiva, aber eben auch LSD und Chrystal
Meth. Andrea Jungaberle betont: „Nicht alles, was erlaubt ist,
ist gut und gesund. Und nicht alles was verboten ist, ist an sich
schon schädlich.“ In Deutschland werden psychoaktive Substanzen
zu oft sofort verteufelt, nur das Risiko gesehen, nicht aber die
nachweislich vorhandenen positiven Effekte. Anders dagegen in der
Schweiz, wo rund 20 Psychiater eine offizielle Sondergenehmigung
haben, nach Einzelentscheidungen Patient:innne auch z.B. mit LDS
und MDMA, dem als „Partydroge“ Ectasy bekannten
Amphetaminderivat, zu behandeln.
Andrea Jungaberle verweist auf den eigentlichen Wortsinn von
„Psychodelikum“. So sind bewusstseinsverändernde Substanzen als
Methoden zum Verändern des Wachbewusstseins, also zum „Öffnen des
Bewusstseins““, vergleichbar mit verschiedenen Eingangstüren, und
zwar zu ein und demselben Raum. Auch Pranayama, die Atemtechnik
im Yoga, kann durchaus geeignet dazu sein, den „Geist zu
offenbaren“ (griech. psycho + delos). Ob Trance, Trommelkreise,
Massage, Sexualität, monochromes Atmen, Meditationen oder
substanzgebundene Mittel: Nicht alles funktioniert bei jedem. Man
muss ausprobieren.
Wie das unter therapeutischer Anleitung aussehen kann, erfahre
ich im Gespräch mit Dr. Andrea Jungaberle genauso wie die
Richtigstellung, dass ich während der Narkose für eine OP eben
nicht einfach schlafe: ich gebe mein ganzes Bewusstsein, mein
Leben, für eine gewisse Zeit wirklich in die Hände eines anderen
Menschen.
+++
Dr. med. Andrea Jungaberle ist ärztliche Leiterin der
OVID-Kliniken, Anästhesistin und Notfallmedizinerin, medizinische
und ethische Beraterin des Vorstands der Mind-Foundation und
Yoga-Lehrerin. Außerdem forscht sie in der psychedelischen
Therapie. Mehr über sie kannst Du auf ihrer Webseite lesen:
Andrea – Jungaberle
Mehr darüber, wie man Drogen neu denken kann, erfährst Du in Dr.
Andrea Jungaberles Buch „Yoga, Tee und LSD –
Bewusstseinsveränderung in Wissenschaft und Alltag“, das in
unserem Partnerverlag, dem Schattauer-Verlag, erschienen ist.
+++
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