SG #099: Migration
MigrationShow Podcast Information Viele von Euch haben mich
gefragt, wie es in Deutschland mit Ausländern aussieht. Zunächst
einmal hat es in den vergangenen Jahren einen sprachlichen Wandel
gegeben: Kaum jemand sagt noch Ausländer,
6 Minuten
Podcast
Podcaster
A podcast for all those who try to brush up their German and want to learn about German culture and everyday life.
Beschreibung
vor 9 Jahren
MigrationShow Podcast Information Viele von Euch haben mich
gefragt, wie es in Deutschland mit Ausländern aussieht. Zunächst
einmal hat es in den vergangenen Jahren einen sprachlichen Wandel
gegeben: Kaum jemand sagt noch Ausländer, da dieses Wort
mittlerweile negativ belegt ist. Politisch korrekt heißt es jetzt
„Menschen mit Migrationshintergrund“. Darüber haben sich viele
schon lustig gemacht. Ich erzähle Euch jetzt mal, wie viele
verschiedene Kulturen in Deutschland leben und wie sich das im
Alltag darstellt. In Deutschland leben Menschen aus 194 Ländern.
Wenn ich mal ganz subjektiv meine Umgebung betrachte, leben hier
vor allem Türken, die in den 60er-Jahren als Gastarbeiter nach
Deutschland kamen und hier ihre Familien gründeten. Das bedeutet,
dass viele junge Leute türkische Namen haben und türkische Eltern
oder Großeltern, selber aber hier geboren sind und perfekt Deutsch
und Türkisch sprechen. Man nennt sie oft die „dritte Generation“.
1,6 Mio. Menschen hier in Deutschland haben die türkische
Staatsangehörigkeit. Gefolgt von einer Million aus Ex-Jugoslawien,
einer halben Million Italienern, 400.000 Polen und 276.000
Griechen. Das sind aber nur die Menschen mit einem nicht-deutschen
Pass. Insgesamt haben fast 20 Mio. Menschen in Deutschland einen
Migrationshintergrund – also ein Fünftel der Bevölkerung. München
gehört zu den Städten in Deutschland, die am schönsten gemischt
sind – so nenne ich das jetzt einfach mal. Dennoch wirkt es im
Straßenbild nicht so. Denn ein junger türkischer Münchner sieht oft
eigentlich genauso aus wie ein deutscher Münchner, und auch jemand
aus Ex-Jugoslawien, also aus Bosnien oder Kroatien, macht optisch
kaum einen Unterschied. Was ich damit sagen möchte: in anderen
Großstädten wie Paris oder London sieht man die kulturellen
Unterschiede stärker, weil dort zum Beispiel Inder leben, die sich
traditionell kleiden, oder Chinesen, oder Afrikaner. Diese Gruppen
sind hier in Deutschland eher klein. Manche türkische oder
arabische Frauen tragen ein Kopftuch, aber das ist schon der
einzige Unterschied in der Kleidung. In Deutschland gibt es auch
keine ausgeprägten ethnischen Stadtviertel. Während es in USA
beispielsweise in größeren Städten ein „Chinatown“ gibt, ist das
hier nicht so. Natürlich gibt es einige Straßen, in denen
beispielsweise mehr Asia-Läden sind, oder hier in München gibt es
rund um den Hauptbahnhof viele türkische Lebensmittelgeschäfte,
aber mehr auch nicht. Ich wohne in einem Stadtteil von München, in
dem es sehr viele verschiedene Kulturen gibt. Im Kindergarten sind
Rumänen, Ungarn, Engländer, Araber und Griechen. Ich freue mich,
dass mein Kind so aufwächst und hoffe, dass es sein Verständnis für
andere Kulturen stärkt und er ein toleranter, neugieriger Mensch
wird. Gibt es in Deutschland Ausländerfeindlichkeit? Natürlich. Wie
in jedem Land der Welt. Es gibt leider immer Menschen, die sich für
etwas besseres halten. Oder die vor anderen Menschen Angst haben.
Oder die Befürchtung, diese könnten ihnen etwas wegnehmen. Kurz
gesagt: Es gibt immer Idioten. Ich selber bin nur halb Deutsche –
aber ich habe noch nie Fremdenfeindlichkeit erfahren. Ich hatte
noch nie Angst hier, obwohl ich einen ausländischen Namen habe und
dunkle Haare und dunkle Augen. Die meisten Deutschen haben aus der
Vergangenheit des Landes gelernt – und sie machen hoffentlich nicht
wieder die gleichen Fehler. Ich bin zuversichtlich. Text der
Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg99kurz.pdf
gefragt, wie es in Deutschland mit Ausländern aussieht. Zunächst
einmal hat es in den vergangenen Jahren einen sprachlichen Wandel
gegeben: Kaum jemand sagt noch Ausländer, da dieses Wort
mittlerweile negativ belegt ist. Politisch korrekt heißt es jetzt
„Menschen mit Migrationshintergrund“. Darüber haben sich viele
schon lustig gemacht. Ich erzähle Euch jetzt mal, wie viele
verschiedene Kulturen in Deutschland leben und wie sich das im
Alltag darstellt. In Deutschland leben Menschen aus 194 Ländern.
Wenn ich mal ganz subjektiv meine Umgebung betrachte, leben hier
vor allem Türken, die in den 60er-Jahren als Gastarbeiter nach
Deutschland kamen und hier ihre Familien gründeten. Das bedeutet,
dass viele junge Leute türkische Namen haben und türkische Eltern
oder Großeltern, selber aber hier geboren sind und perfekt Deutsch
und Türkisch sprechen. Man nennt sie oft die „dritte Generation“.
1,6 Mio. Menschen hier in Deutschland haben die türkische
Staatsangehörigkeit. Gefolgt von einer Million aus Ex-Jugoslawien,
einer halben Million Italienern, 400.000 Polen und 276.000
Griechen. Das sind aber nur die Menschen mit einem nicht-deutschen
Pass. Insgesamt haben fast 20 Mio. Menschen in Deutschland einen
Migrationshintergrund – also ein Fünftel der Bevölkerung. München
gehört zu den Städten in Deutschland, die am schönsten gemischt
sind – so nenne ich das jetzt einfach mal. Dennoch wirkt es im
Straßenbild nicht so. Denn ein junger türkischer Münchner sieht oft
eigentlich genauso aus wie ein deutscher Münchner, und auch jemand
aus Ex-Jugoslawien, also aus Bosnien oder Kroatien, macht optisch
kaum einen Unterschied. Was ich damit sagen möchte: in anderen
Großstädten wie Paris oder London sieht man die kulturellen
Unterschiede stärker, weil dort zum Beispiel Inder leben, die sich
traditionell kleiden, oder Chinesen, oder Afrikaner. Diese Gruppen
sind hier in Deutschland eher klein. Manche türkische oder
arabische Frauen tragen ein Kopftuch, aber das ist schon der
einzige Unterschied in der Kleidung. In Deutschland gibt es auch
keine ausgeprägten ethnischen Stadtviertel. Während es in USA
beispielsweise in größeren Städten ein „Chinatown“ gibt, ist das
hier nicht so. Natürlich gibt es einige Straßen, in denen
beispielsweise mehr Asia-Läden sind, oder hier in München gibt es
rund um den Hauptbahnhof viele türkische Lebensmittelgeschäfte,
aber mehr auch nicht. Ich wohne in einem Stadtteil von München, in
dem es sehr viele verschiedene Kulturen gibt. Im Kindergarten sind
Rumänen, Ungarn, Engländer, Araber und Griechen. Ich freue mich,
dass mein Kind so aufwächst und hoffe, dass es sein Verständnis für
andere Kulturen stärkt und er ein toleranter, neugieriger Mensch
wird. Gibt es in Deutschland Ausländerfeindlichkeit? Natürlich. Wie
in jedem Land der Welt. Es gibt leider immer Menschen, die sich für
etwas besseres halten. Oder die vor anderen Menschen Angst haben.
Oder die Befürchtung, diese könnten ihnen etwas wegnehmen. Kurz
gesagt: Es gibt immer Idioten. Ich selber bin nur halb Deutsche –
aber ich habe noch nie Fremdenfeindlichkeit erfahren. Ich hatte
noch nie Angst hier, obwohl ich einen ausländischen Namen habe und
dunkle Haare und dunkle Augen. Die meisten Deutschen haben aus der
Vergangenheit des Landes gelernt – und sie machen hoffentlich nicht
wieder die gleichen Fehler. Ich bin zuversichtlich. Text der
Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg99kurz.pdf
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