Carsten Brosda im Gespräch mit Frank Spilker
46 Minuten
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vor 3 Jahren
„Verführung ist das demokratische Prinzip“ sagt Frank Spilker.
Carsten Brosda stutzt. Stimmt das? Das klingt definitiv süßlicher
als Habermas‘ zwangloser Zwang des besseren Arguments. Aber wenn
Verführung eben keinen starren Manipulationsmechanismus meint,
sondern gerade zum selbständigen Denken verhilft, dann sind beide
d‘accord. In dieser Folge geht es um genau diese große Frage: Wie
ist etwas gemeint? Wollen zum Beispiel Songs wie „Du musst gar
nichts“ oder „Was hat dich bloß so ruiniert“ auf eine klipp und
klare Botschaft hinaus? Nein. Kunst gibt keine strenge Richtung
vor, sondern öffnet Interpretationstüren. Damit kennt sich nicht
nur Frank Spilker formidabel aus, sondern auch Friedrich
Holländer, dessen „Jroschenlied“ wir in dieser Folge hören. Musik
balanciert zwischen Unterhaltung und Tiefsinn. Es geht darum, auf
kluge Art und Weise Mainstream herzustellen. So ähnlich wie in
der Politik, die vernünftig nach Mehrheiten strebt. Kunst aber
darf Fragen stellen, ohne sie beantworten zu müssen. Fürwahr, das
ist in der Politik nicht gerade zu begrüßen. Und dennoch gilt für
Carsten Brosda: Wir haben einen Mangel an Fragen und zu viele
Ausrufungszeichen. Wir müssen uns als Gesellschaft immer wieder
damit auseinandersetzen, wie wir mit der Vielfalt, die uns
umgibt, umgehen.
Frank Spilker ist Sänger und Kopf der Band „Die Sterne“. In den
1990er Jahren prägte die Band die „Hamburger Schule“ entscheidend
mit. Jüngst ist nun das 12. Album erschienen – in neuer Besetzung
und einem Titel mit Ausrufungs- und Fragezeichen zugleich: „Die
Sterne“. Frank Spilker macht nicht nur Musik und leiht sich
Kostüme aus dem Thalia Theater; er ist auch im Vorstand des
Verbandes der unabhängigen Musikunternehmen (VUT). Spilker hat
einen Roman verfasst und eigene Hörspiele produziert. Sein neues
Hörspiel „Gattung, Art und Unordnung“ ist ab dem 14. Dezember
2020 im WDR 3 zu hören. Vor allem aber ist Frank Spilker eines:
ein Optimist, der sich auf das Jahr 2021 freut, in dem man
hoffentlich wieder „wie ein Zuckerhut“ auf der Bühne abfeiern
kann.
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