Marieke Reimann über Außenwirkung und Eigenwerbung der ARD.

Marieke Reimann über Außenwirkung und Eigenwerbung der ARD.

Marieke Reimann, Zweite Chefredakteurin des SWR, im Gespräch mit Aline von Drateln und Markus Trantow
58 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Trommeln für den Tanker: Marieke Reimann, seit 2021 Zweite
Chefredakteurin des SWR, nervt die "fehlende Eigenwerbung" der ARD.
Im turi2 Clubraum mit Markus Trantow und Aline von Drateln sagt
sie, die ARD mache "so geiles Zeugs" und habe "so viele Leute mit
einem starken journalistischen Verständnis", doch sie schaffe es
noch nicht, dem Krisenmodus etwas entgegenzusetzen: "Für den
Tanker, der wir ja sind, verstecken wir uns manchmal vor unserer
eigenen Courage." Sie wünscht sich "mehr Power hinter dem Bollwerk
ARD", Kampagnen mit prominenten Testimonials und dass auch
hochrangige Vertreterinnen der Rundfunkanstalten in den sozialen
Netzwerken stattfinden. "Wir sind alle ganz dicht dran an der Krise
des RBB und der generellen Identitätskrise der ARD", sagt sie. Die
Medien stünden unter einem Generalverdacht, aber die ARD treffe es
besonders. Die Mitarbeitenden müssten sich "tagtäglich dafür
rechtfertigen, dass es Rundfunkgebühren gibt" und trotzdem nicht
alle die Berichterstattung angemessen fänden. Reimann bleibt
dennoch optimistisch. Die ARD sieht sie jetzt in der Bringschuld,
für mehr Transparenz zu sorgen – und offener für unterschiedliche
Perspektiven zu werden. Sie forder "mehr Durchmischung", die
Einstiegshürden in der Medienwelt insgesamt seien immer noch zu
hoch. Sie fordert zum Beispiel andere Auswahlkriterien in den
Journalistenschulen, sichtbarere Stellenausschreibungen und bessere
Praktikumsvergütungen. Dabei spielt für sie auch ihre ostdeutsche
Herkunft eine Rolle – eine Perspektive, die nach wie vor nicht
genug vertreten sei. Auch deshalb findet sie ihre Arbeit beim SWR
toll – weil sie dadurch die Chance habe, als eine der wenigen
ostdeutschen Führungskräfte in westlichen Medienunternehmen eine
Vorbildfunktion einzunehmen. Als Kind hört Reimann "Radio Lollipop"
von Rolf Zuckowski und interviewt ihre Mutter beim Kochen. "Da
wusste ich, ich muss irgendwas mit Radio machen", erinnert sie
sich. Nach dem Studium arbeitet sie zunächst als Autorin für
"Süddeutsche" und "11 Freunde" und baut dann bei der "Zeit" das
Jugendmagazin ze.tt mit auf. Als ze.tt zu einem Ressort von Zeit
Online wird, nimmt sie sich eine Auszeit und wechselt dann zum SWR.
"Wir hatten beide kurz so einen Schockmoment, und der hält bis
heute an", kommentiert sie mit einem Lachen die enorme Umstellung,
die das für sie bedeutet hat. Ihr Alltag sei jetzt strukturiert
durch Arbeitsgruppen und Gremien. Es gebe eine sehr hierarchische
Struktur, "die man lernen muss einzuhalten". Grundsätzlich findet
sie die demokratischen Strukturen gut, aber die langen Dienstwege
seien manchmal hinderlich, "weil es Leute davon abhält,
selbstständiger zu arbeiten." Viele würden gerne mehr machen, ist
Reimann überzeugt. "Aber man traut sich zu langsam." In der
nächsten Woche findet der turi2 Clubraum schon am Mittwoch, den
12.10. statt. Markus Trantow und Aline von Drateln sprechen live on
stage im Audiocenter Berlin mit Nina Gerhardt, Geschäfts­führerin
von RTL Radio Deutschland, und Christian Schalt, Geschäfts­leiter
der Audio Alliance.

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