Christian Maertin über die Kunst der Kommunikation.

Christian Maertin über die Kunst der Kommunikation.

56 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Kommunikations-Papst: "Wer auf Polemik mit Polemik antwortet, wird
nie weiter­kommen", sagt Christian Maertin im turi2 Clubraum. Der
Leiter der Unternehmens­kommunikation beim Chemie- und
Pharma­riesen Bayer hat sich daran gewöhnt, dass sein Unternehmen
oft kritisiert wird: "Manchmal sachlich und zurecht, in vielen
Fällen extrem polemisch und unsachlich." Im Live-Podcast mit
Moderatorin Aline von Drateln und turi2-Chef­redakteur Markus
Trantow spricht Maertin über eine "Dialog-orientierte" Strategie,
damit umzugehen. Da "nichts tun" keine Option sei, "kannst du nur
mit Sachlichkeit reagieren und dem anderen den Spiegel vorhalten".
Gerade in "sehr polarisierten Zeiten", wie wir sie gerade erleben,
"sind Sachlichkeit, Fakten-Basiertheit und Ent­emotionalisierung in
der Kommunikation der einzige Weg". In manchen Fällen müsse Maertin
aber auch "die rote Linie aufzeigen" und sagen: "Bis hierhin und
nicht weiter." Als Kommunikator ist es eine der größten
Heraus­forderungen, in einer "sehr komplexen Welt" einfache
Botschaften zu finden, sagt der ehemalige Journalist. Die "große
Kunst der Kommunikation" sei es, Menschen mitzunehmen und ihnen
"das Gefühl zu geben, dass sie ernst­genommen werden". Was ihn
dabei "total umtreibt", sei eine Diskussions-Kultur, die nicht
durch "inhaltliche, sachliche Argumente", sondern "rhetorische
Kapriolen, Framing und Derailing" geprägt sei, um "irgendwie
Debatten zu gewinnen, obwohl man keine guten Argumente hat". Bei
Twitter etwa beobachte er, dass viele Menschen "nicht antizipieren"
können, wie ihr Tweet beim Publikum ankommt. "Gruselig" findet
Maertin zudem, dass Medien­schaffende häufig auf PR reinfallen oder
Botschaften übernehmen. Politik­journalistinnen etwa nutzen in
"ganz sachlichen Artikeln" Begriffe wie Acker- oder Bienen­gift:
"Man könnte auch schreiben Pflanzen­schutzmittel", meint Maertin.
Gerade wenn die absendenden Gruppen zu den "vermeintlich Guten"
gehören, also NGOs, Umwelt­schützer oder Aktivisten sind, "kommen
die damit relativ leicht durch". Der turi2 Clubraum diskutiert
jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten Gast die Themen der
Woche. Das Trio spricht in dieser Woche u.a. über Patricia
Schlesinger und arbeitet den Fall aus Kommunikationssicht auf.
"Unter diesen Rahmenbedingungen kannst du unmöglich gute und
professionelle Krisenkommunikation machen", meint Maertin. Denn da
gehöre vor allem Transparenz dazu. Momentan liefere den "größten
Beitrag" zur Aufklärung nicht die RBB-Pressestelle, sondern die
Redaktion des Senders. Nächste Woche ist zum Auftakt der turi2
Podcast-Wochen Podcaster Richard Hemmer zu Gast.

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