Klaus Brinkbäumer über seinen Abgang beim “Spiegel” und seinen Weg zum MDR.
Aline von Drateln und Markus Trantow im Gespräch mit
MDR-Programmdirektor Klaus Brinkbäumer
47 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 2 Jahren
Entspiegelt: "Verblüffend kalt", nennt Klaus Brinkbäumer im turi2
Clubraum seinen Abgang beim "Spiegel" 2018. Der ehemalige
Chefredakteur berichtet im Gespräch mit Aline von Drateln und
Markus Trantow ganz offen über seine Trennung von dem Hamburger
Nachrichten-Magazin und seine Neuerfindung als MDR-Programmdirektor
in Leipzig. Die geht soweit, dass die "Spiegel"-App bei ihm
inzwischen "vom Schirm gerutscht" ist – "ich habe sie wirklich
nicht mehr genutzt", sagt Brinkbäumer. Auf die Frage, was er gern
früher über den Job des Journalisten gewusst hätte, antwortet er:
"Dass Journalistinnen und Journalisten, obwohl sie sich ja nun der
Wahrheitssuche verschrieben haben, gar nicht zwingend integrer oder
weniger verlogen sind als andere Menschen." Nach der Trennung vom
"Spiegel" 2018 zieht Brinkbäumer nach New York. "Bewusst, um
Abstand zu nehmen", erzählt er heute. In seiner Zeit dort bekommt
er einen Sohn, außerdem entstehen zwei Bücher, ein Film, sein
Podcast "Ok, America?" und verschiedene Texte für "Zeit" und Zeit
Online. Dabei hat er vor allem den Zustand der amerikanischen
Medien und der Gesellschaft im Blick – und stellt fest, dass Medien
wie Fox News die Spaltung sogar herbeiführen, weil sie von ihr
profitieren: "Dass in Amerika öffentlich-rechtliche Medien fehlen
bzw. nicht so finanziert sind, dass sie durchdringen können, ist
Teil des amerikanischen Problems." In dieser Phase nimmt
Brinkbäumer Kontakt zur ARD auf. "Das passte sofort", erinnert er
sich. Diese Erfahrung habe auch seine Meinung über den
Rundfunkbeitrag verändert. Früher habe er kritischer darüber
geredet, inzwischen halte er die Öffentlich-Rechtlichen für
"überlebenswichtig" für eine demokratische Gesellschaft. In seiner
Rolle als MDR-Programmdirektor fühlt er sich inzwischen gut
angekommen – auch wenn es anfangs schwierig war, "in der Pandemie
in ein Haus zu kommen, das wirklich völlig verwaist ist". Er sei am
Anfang vielleicht sogar zu still gewesen, weil er er erst einmal
habe verstehen müssen, was wie funktioniert. Inzwischen ist er aber
"längst voll und ganz hier", sagt er und schwärmt von der jungen
Literatur- und Theaterstadt Leipzig und dem Neuseenland, wo er
gelegentlich mit dem Segelboot unterwegs ist. Er liest täglich die
"Leipziger Volkszeitung" – die sei wirklich gut – und selbst für
den RB Leipzig kann sich der eingefleischte St.-Pauli-Fan
begeistern. Zu sächseln begonnen hat er jedoch bewusst nicht:
"Diese wunderbaren Ausfärbungen der deutschen Sprache zu imitieren,
sollte man sein lassen." Um seine Rolle in dem "nicht
unterkomplexen Gebilde" des MDR zu erklären, muss Brinkbäumer
weiter ausholen. Wesentlich sei aber das Programm-Machen und das
Entscheidungen-Treffen. Letzteres bezeichnet er selbst als ein
Talent, das ihm der Leistungssport anerzogen habe: "Da muss man im
Sekundentakt Entscheidungen treffen, und ich liebe das." Dass es
beim MDR mehr Bürokratie gibt als bei einem Privatmedium wie dem
"Spiegel", findet Brinkbäumer "schlicht angemessen": "Wir müssen
mehr Rechenschaft ablegen, was wir mit dem Geld machen. Zu recht,
denn es ist nicht unser Geld." Einige der Erfahrungen aus seiner
"Spiegel"-Zeit kann er dennoch übertragen: "Dass wir die Kraft und
Konzentration wirklich auf das eigentliche lenken und uns nicht
verrückt machen sollten durch den ganzen Lärm drumherum." Darin
unterscheide sich seine neue Arbeit gar nicht so sehr vom
"Spiegel". Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr
mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Nächste Woche ist
KNSK-Chefin Kim Alexandra Notz zu Gast.
Clubraum seinen Abgang beim "Spiegel" 2018. Der ehemalige
Chefredakteur berichtet im Gespräch mit Aline von Drateln und
Markus Trantow ganz offen über seine Trennung von dem Hamburger
Nachrichten-Magazin und seine Neuerfindung als MDR-Programmdirektor
in Leipzig. Die geht soweit, dass die "Spiegel"-App bei ihm
inzwischen "vom Schirm gerutscht" ist – "ich habe sie wirklich
nicht mehr genutzt", sagt Brinkbäumer. Auf die Frage, was er gern
früher über den Job des Journalisten gewusst hätte, antwortet er:
"Dass Journalistinnen und Journalisten, obwohl sie sich ja nun der
Wahrheitssuche verschrieben haben, gar nicht zwingend integrer oder
weniger verlogen sind als andere Menschen." Nach der Trennung vom
"Spiegel" 2018 zieht Brinkbäumer nach New York. "Bewusst, um
Abstand zu nehmen", erzählt er heute. In seiner Zeit dort bekommt
er einen Sohn, außerdem entstehen zwei Bücher, ein Film, sein
Podcast "Ok, America?" und verschiedene Texte für "Zeit" und Zeit
Online. Dabei hat er vor allem den Zustand der amerikanischen
Medien und der Gesellschaft im Blick – und stellt fest, dass Medien
wie Fox News die Spaltung sogar herbeiführen, weil sie von ihr
profitieren: "Dass in Amerika öffentlich-rechtliche Medien fehlen
bzw. nicht so finanziert sind, dass sie durchdringen können, ist
Teil des amerikanischen Problems." In dieser Phase nimmt
Brinkbäumer Kontakt zur ARD auf. "Das passte sofort", erinnert er
sich. Diese Erfahrung habe auch seine Meinung über den
Rundfunkbeitrag verändert. Früher habe er kritischer darüber
geredet, inzwischen halte er die Öffentlich-Rechtlichen für
"überlebenswichtig" für eine demokratische Gesellschaft. In seiner
Rolle als MDR-Programmdirektor fühlt er sich inzwischen gut
angekommen – auch wenn es anfangs schwierig war, "in der Pandemie
in ein Haus zu kommen, das wirklich völlig verwaist ist". Er sei am
Anfang vielleicht sogar zu still gewesen, weil er er erst einmal
habe verstehen müssen, was wie funktioniert. Inzwischen ist er aber
"längst voll und ganz hier", sagt er und schwärmt von der jungen
Literatur- und Theaterstadt Leipzig und dem Neuseenland, wo er
gelegentlich mit dem Segelboot unterwegs ist. Er liest täglich die
"Leipziger Volkszeitung" – die sei wirklich gut – und selbst für
den RB Leipzig kann sich der eingefleischte St.-Pauli-Fan
begeistern. Zu sächseln begonnen hat er jedoch bewusst nicht:
"Diese wunderbaren Ausfärbungen der deutschen Sprache zu imitieren,
sollte man sein lassen." Um seine Rolle in dem "nicht
unterkomplexen Gebilde" des MDR zu erklären, muss Brinkbäumer
weiter ausholen. Wesentlich sei aber das Programm-Machen und das
Entscheidungen-Treffen. Letzteres bezeichnet er selbst als ein
Talent, das ihm der Leistungssport anerzogen habe: "Da muss man im
Sekundentakt Entscheidungen treffen, und ich liebe das." Dass es
beim MDR mehr Bürokratie gibt als bei einem Privatmedium wie dem
"Spiegel", findet Brinkbäumer "schlicht angemessen": "Wir müssen
mehr Rechenschaft ablegen, was wir mit dem Geld machen. Zu recht,
denn es ist nicht unser Geld." Einige der Erfahrungen aus seiner
"Spiegel"-Zeit kann er dennoch übertragen: "Dass wir die Kraft und
Konzentration wirklich auf das eigentliche lenken und uns nicht
verrückt machen sollten durch den ganzen Lärm drumherum." Darin
unterscheide sich seine neue Arbeit gar nicht so sehr vom
"Spiegel". Der turi2 Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr
mit einem prominenten Gast die Themen der Woche. Nächste Woche ist
KNSK-Chefin Kim Alexandra Notz zu Gast.
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