“Storymachine ist ein selbstreinigender Organismus” – Philipp Jessen über Ohrfeigen und Home-Office-Ohnmacht.

“Storymachine ist ein selbstreinigender Organismus” – Philipp Jessen über Ohrfeigen und Home-Office-Ohnmacht.

Aline von Drateln und Markus Trantow im Gespräch mit Philipp Jessen
52 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Wahrhaft authentisch: Um bei der PR-Agentur Storymachine arbeiten
zu können, "musst du speziell sein, aus diversen Gründen“, sagt
Co-Gründer und Geschäftsführer Philipp Jessen im turi2 Clubraum mit
Aline von Drateln und Markus Trantow. Die Agentur, die er zusammen
mit Kai Diekmann und Michael Mronz führt, gibt sich fünf Jahre nach
ihrer Gründung noch immer ziemlich geheimniskrämerisch. Nur selten
dringt der Name eines Kunden an die Öffentlichkeit. Der frühere
Chefredakteur von "Bravo", gala.de und stern.de kann es aber gut
verkraften, seine Erfolge im Stillen zu feiern. "Ich empfinde mein
Ego nicht als übergroß", sagt Jessen – auch auf die Gefahr hin,
dass seine Kolleginnen bei dieser Aussage "lachend vom Stuhl
fallen". Erfolgreiche PR-Arbeit fängt für ihn schon vorm Abschluss
eines Vertrags an. "Ich kann nicht für jemanden arbeiten, wenn ich
das Produkt oder die Person total ätzend finde." Und natürlich muss
er als Chef dafür auch die richtigen Angestellten nach Berlin
holen. Seine Agentur empfindet er als "selbstreinigenden
Organismus", der die Leute wieder ausspuckt, die nicht dazupassen.
Wenn es passt, dann entstehen die besten Ideen immer noch bei "vor
Kreativität überlaufenden Teammeetings" – und die gebe es nunmal
nicht im Homeoffice. Jessen befürchtet einen "Leistungsabfall",
wenn Agentur-Mitarbeitende gar nicht mehr ins Büro zurückkehren.
Moderatorin Aline von Drateln, die wegen Corona zurzeit an den
heimischen Schreibtisch gefesselt ist, würde sogar Geld dafür
zahlen, "um dieser Home-Office-Hölle zu entkommen". Der Erfolg der
Agentur ist für Jessen nicht selbstverständlich. "Ich werde fast
Will-Smith-aggressiv, wenn Leute sagen: 'War klar, dass das mit
Storymachine funktioniert.'" Nach seinem Abschied von Gruner + Jahr
habe er zunächst alleine in einem Co-Working-Space am Görlitzer
Park gesessen, in einem Büro, in dem es dank verstopfter Rohre
nicht wirklich appetitlich gerochen hat. Bis heute sei "jeder Tag
ein Kampf". Apropos Will Smith: Dem ohrfeigenden Schauspieler würde
er dringend raten, seinen Oscar selbst zurückzugeben, bevor er dazu
aufgefordert wird. turi2-Chefredakteur Trantow findet, die Academy
hätte ihm den Preis an dem Abend gar nicht erst geben dürfen. In
Smiths Dankesrede erkennt Jessen Anzeichen einer narzisstischen
Persönlichkeitsstörung. Aline von Drateln sieht in dessen Verhalten
typisch toxisches Männlichkeits-Gehabe, das im schlimmsten Fall zu
Gewalt gegen die eigene Ehefrau führt. Apropos toxische
Männlichkeit: Das Trio spricht im Podcast außerdem über die
"Zwangsmaus"-Debatte um Julian Reichelt, kritische
Berichterstattung über Storymachine und über Authentizität als
Schlüssel für gute PR-Arbeit – oder wie Philipp Jessen sagen würde,
"Wahrhaftigkeit". "Ich hasse das Wort 'authentisch'. Wenn ich zu
Hause in Boxershorts 'Love Island' gucke und Schoko-Crossies esse,
ist das auch authentisch. Aber das interessiert keinen.“ Der turi2
Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten
Gast die Themen der Woche. Nächste Woche ist Oliver Wurm zu Gast,
Verleger des Grundgesetz-Magazins und Träger des
Bundesverdienstkreuzes.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: