Special Episode: Çetin Gültekin über den Verlust seines Bruders Gökhan beim rassistischen Anschlag in Hanau
1 Stunde 16 Minuten
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vor 9 Monaten
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Heute vor vier Jahren, am 19. Februar 2020, wurde Çetin Gültekins
Bruder Gökhan in Hanau von einem Rassisten ermordet, zusammen mit
acht weiteren Menschen, die der Täter zufällig aussuchte, weil er
sie für „nicht deutsch“ hielt. In dieser Special Episode zum
Jahrestag spricht Çetin über die tiefen Wunden, die der Anschlag
bei den Angehörigen hinterlassen hat.
Çetin teilt die schmerzvollen Erfahrungen der Trauer und des
Verlusts, die sein Leben seither prägen. Er hat gemeinsam mit
Mutlu Koçak das Buch „Geboren, aufgewachsen und ermordet in
Deutschland“ geschrieben und erzählt die Geschichte seines
Bruders und die Kämpfe um Aufklärung nach dessen Ermordung.
Wir sprechen über das Buch, über die Erinnerungen an die
Anschläge in Solingen und Mölln und die alltägliche Angst, die
viele Menschen empfinden, wenn sie sich in ihren eigenen vier
Wänden nicht sicher fühlen können.
Die Nachricht vom Tod seines Bruders, die fehlende Empathie der
Polizei, die es der Familie nicht ermöglichte, sich angemessen
von Gökhan zu verabschieden, und das Bild von Gökhan, wie er vom
Gerichtsmediziner obduziert wurde, sind Bilder, die Çetin niemals
aus dem Kopf bekommt. Er teilt seine Gedanken über die fehlende
Aufklärung und die politischen Versäumnisse, die das Gefühl
verstärken, dass der Tod seines Bruders ohne Konsequenz bleibt.
Wie geht es den Angehörigen, die täglich mit dem Schmerz des
Verlusts leben müssen und den rassistischen Vater des Täters in
der Nachbarschaft ertragen müssen, der immer noch Rassismus
verbreitet und die Nachbarschaft terrorisiert?
Çetin spricht auch darüber, was sich ändern muss, damit Menschen,
die von Rassismus betroffen sind, sich sicher fühlen können, und
betont die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Veränderung und
der Unterstützung für die Opfer.
Durch mein Gespräch mit Çetin und die bewegenden Reden der
Angehörigen beim bundesweiten Gedenktag wurde mir erschütternd
klar: Die Ermordeten verlieren ihr Leben einmal, aber die
Hinterbliebenen erleiden jeden Tag aufs Neue den Verlust, mit
einem Schmerz so unerträglich, dass sie manchmal wünschen, am
Ende lieber sie selbst wären tot, als diesen Verlust ertragen zu
müssen.
Besonders erschütternd ist die Erkenntnis, dass die Menschen in
Hanau willkürlich ermordet wurden, allein aufgrund ihrer
Hautfarbe, und die bedrückende Wahrheit, dass jeder in der
Nachbarschaft der nächste Mörder sein könnte. Diese Ungewissheit,
gepaart mit dem Fehlen gesellschaftlicher Konsequenzen,
verdeutlicht, dass solange Rassismus existiert, wir stets die
potenziellen Opfer bleiben werden.
Das Schlimmste wäre, die Opfer zu vergessen und keine Solidarität
mit den Angehörigen zu zeigen. Hört genau zu, was Çetin zu
erzählen hat, und lest sein wirklich großartiges Buch. Erinnern
heißt Verändern!
Show Notes:
Buch "Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland"
Çetin Gültekin auf Instagram
Mutlu Koçak auf Ins
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Podcast LinkedIn Profil:
https://www.linkedin.com/company/woher-kommst-du-wirklich/
Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald
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