#43 Am Friedhof: Dieser Mann hat 5.000 Menschen beerdigt
12 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Vor 43 Jahren schaufelte Herbert Nafzger zum ersten Mal ein Grab.
Erst half er seinem Vater am Friedhof, später wurde er selbst
Bestatter. Zusammen haben die Nafzgers halb Romanshorn unter die
Erde gebracht.
Darüber spricht Bestatter Herbet Nafzger mit Ines Schaberger im
fadegrad-Podcast:
01:33 So entstand der Friedhof vor 150 Jahren...
02:05 So hat sich die Begräbniskultur gewandelt
02:42 Warum Gemeinschaftsgräber immer beliebter werden
03:48 Was Herbert Nafzger als Bestattungsbeauftragter noch tut
04:43 Das Schönste am Beruf des Bestatters
05:27 Asche am evangelischen Friedhof bestatten oder im Wald
verstreuen?
06:54 Angst vor dem Tod?
07:32 Die traurigste Beerdigung für den Bestatter
07:48 Gibt es Beerdigungen, bei denen niemand dabei ist?
08:40 Wie wurde Herbert Nafzger Bestattungsbeauftragter?
09:33 Woran denkt man beim Ausbuddeln eines Grabes?
10:27 Die Leichenhalle
10:55 Welche Rolle Friedhöfe für unsere Gesellschaft spielen
Es ist laut auf dem Friedhof. Mal brummt ein Rasenmäher, mal ein
Bagger, zwischendurch ertönt lautes Hämmern. 100 Wohnungen
entstehen gleich neben dem evangelischen Friedhof Romanshorn.
Beschweren sich die Angehörigen über den Lärm? «Nein», sagt
Herbert Nafzger. Der Baulärm lasse sich nicht vermeiden, und
immer sei es nicht so laut.
Nafzger kennt den Friedhof wie kein Zweiter. 5000 Verstorbene hat
er bestattet, schätzt er. Als der gelernte Gärtner das Amt von
seinem Vater übernahm, hiess es noch Totengräber. Heute ist er
Bestattungsbeauftragter. Ist der Tod aus der Berufsbezeichnung
verschwunden, weil er ein Tabu ist? «Möglich», meint Nafzger.
«Manche Menschen setzen sich ein Leben lang nicht mit dem Tod
auseinander – ist es dann so weit, dann sind sie überrascht»,
stellt der 62-Jährige nüchtern fest.
Mit 19 Jahren hat Herbert Nafzger zum ersten Mal ein Grab
ausgehoben. Mit Spaten, Schaufel und Schubkarre. Was geht ihm
beim Schaufeln durch den Kopf? «Wenn du mit jedem Spatenstich
tiefer buddelst, da verändert sich das Weltbild», erzählt er. Die
Arbeit erledigten die Hände, der Kopf aber habe Zeit zum
Nachdenken. «Da nebenan liegt der Hans», denke er dann etwa, «und
da vorne jene Frau, die so früh an Krebs gestorben ist.»
Die meisten Menschen, die Herbert Nafzger heute bestattet, kannte
er persönlich – auch ihre Kinder, wenn sie zum Trauern auf den
Friedhof kommen. «Das ist manchmal fast wie eine
Klassenzusammenkunft.» Ihre Rückmeldungen sind es, die ihn für
seine Arbeit motivieren. Dass sie sich über das schön bepflanzte
Grab freuen. «Das ist mein Berufsstolz. Denn der Friedhof ist
nicht nur für die Toten da, sondern auch für die Lebenden.»
Dem Podcast liegt eine gemeinsame Recherche mit dem Kirchenboten
zugrunde.
Text: Stefan Degen
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