#39 Assistierter Suizid: "Er wollte nur mehr sterben"
34 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Fabienne Annen hat ihren Onkel in den Tod begleitet. Im
fadegrad-Podcast spricht sie über den assistierten Suizid und
darüber, wie sie damit umging, dass er nur mehr eines wollte:
sterben.
„Ich fühlte mich wie ein Mami für meinen Götti. Es war ein riesen
Druck, eine riesen Verantwortung“, sagt Fabienne Annen. Sie
spricht ruhig und gefasst. Ein Jahr ist es her, dass ihr Onkel
mit Exit aus dem Leben schied. Davor war die 26-jährige zehn
Jahre lang mehr oder weniger die einzige Bezugsperson für ihren
Onkel.
Ihr Onkel sei ein schlauer Mensch gewesen, war technikbegabt und
konnte beispielsweise sehr gut Origami falten. „Doch durch den
Alkohol ging das leider alles verloren. Er hat sich sein Hirn
quasi weggetrunken“, sagt die junge Frau, die ihren Onkel nur als
suchtkranken Mann kannte.
Viele Entzüge scheiterten. Zur Leberzirrhose kamen dauerhafte
Schmerzen. Nach einem Sturz war er auf den Rollstuhl angewiesen
und lebte in einem Pflegeheim. „Er drohte immer wieder mit
Suizid. Ich arbeite selbst in der Pflege und wollte verhindern,
dass das Pflegepersonal durch seinen Suizid traumatisiert wird“,
erklärt Fabienne Annen, warum sie ihm schliesslich dazu riet,
einen Sterbehilfeverein zu kontaktieren.
Denkst du an Suizid?
Oder machst Du dir Sorgen um eine nahestehende Person? Hier gibt
es Hilfe:
· Für Erwachsene: 143 – «Dargebotene Hand»
· Für Kinder und Jugendliche: «147»
· Reden kann retten: www.reden-kann-retten.ch
Kriterien für die Freitodbegleitung
Um für einen assistierten Suizid in Frage zu kommen, muss ein
sogenannter dauerhafter Sterbewunsch vorhanden sein, die Person
muss wissen, was sie tut (Urteilsfähigkeit), darf nicht aus dem
Affekt heraus handeln und muss Alternativen kennen wie
beispielsweise ein Hospiz (Wohlerwogenheit). Sie darf nicht von
Dritten beeinflusst werden (Autonomie) und muss den Suizid
eigenhändig ausführen (Tatherrschaft).
All diese Voraussetzungen seien bei ihrem Götti gegeben gewesen.
Vom Erstgespräch bis zu seinem assistierten Suizid vergingen rund
sechs Wochen. Im Podcast erzählt Fabienne Annen, wie sie sich von
ihrem Götti verabschiedete, was seine letzten Worte waren und ob
er sich noch mit seiner Familie versöhnte, bevor er starb.
Kritik am assistierten Suizid
Fabienne Annen ist überzeugt, das Beste für ihren Götti getan zu
haben. Im Podcastgespräch reagiert sie auf Kritik am assistierten
Suizid: dass Sterbehilfevereine wie Exit aus finanziellem
Interesse heraus handeln oder dass alte und kranke Menschen sich
dazu gedrängt fühlen könnten, aus dem Leben zu gehen, weil sie
niemandem zur Last fallen wollen. Auf die Frage, ob das Leben
nicht ein Geschenk sei, über das man nicht bestimmen könne,
antwortet sie: „Gott hat uns doch einen freien Willen gegeben.
Wir sind keine Marionetten“. Daher sollten Menschen, die leiden,
selbst bestimmen können, wann sie aus dem Leben gehen wollen.
Für sie ist klar: „Mein Onkel hat viele falsche Entscheidungen im
Leben getroffen. Die letzte ist für ihn die richtige gewesen.“
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