Zufrieden sein ist wahrer Erfolg

Zufrieden sein ist wahrer Erfolg

1 Stunde 2 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Bahzad Sulaiman hat schon in der ganzen Welt ausgestellt und
performed, kommt aber trotzdem immer wieder gerne zurück ins
kleine Saarbrücken. Seine Kunst kann man nicht auf ein bestimmtes
Genre festlegen, denn er arbeitet immer interdisziplinär, hat
kürzlich sogar eine eigene Performance-Oper inszeniert: Mit
TänzerInnen, SängerInnen und MusikerInnen zeigte er "Das Flüssige
zwischen uns" und zwar buchstäblich. Denn er thematisierte damit,
wie unterschiedlich die Welt für jeden von uns ist, wie anders
und schwer das Leben für Menschen mit sozialen Ängsten oder mit
Behinderungen, wie zum Beispiel Autismus ist. Wir selbst
erschaffen das Leben in uns selbst und dementsprechend
unterschiedlich gehen wir auch mit Nähe und Distanz, mit
Verbindung und Losgelöstheit oder mit den Fragen danach, wie wir
uns wann am besten verhalten, um. Bahzad erzählt, wie er dieses
"Flüssige zwischen uns" mit seiner Oper in Relation zu der
Wirkung des Raumes, des Publikums und der Atmosphäre gesetzt und
damit ein sich immer wieder änderndes Erlebnis geschaffen hat.


Woher sein Selbstvertrauen kommt, kann er nicht genau sagen, aber
er vermutet ganz simpel durch Erfahrung. Schon immer ist er
intuitiv dem gefolgt, was ihn gerade am meisten interessiert hat.
So hat er zunächst in seinem Heimatland Syrien Bildhauerei
studiert und bereits 2010 erste Ausstellungen gemacht. Doch dann
interessierte ihn nicht nur die Skulptur, Form oder Installation,
sondern er wollte diese auch bewegen oder beweglicher machen. In
einem weiteren Studium in Theater Design und Inszenierung hat er
auch diese Neugier ausgelebt und seine akademische Bildung
schließlich mit dem Studium der freien Kunst in Saarbrücken
abgeschlossen.


Für ihn war immer klar, dass er von seiner Kunst leben möchte,
einfach ein bisschen Kunst und dann schauen, ob es klappt, kam
für ihn nie infrage. Und das erfordert natürlich Leistung. Für
ihn ist Leistung dennoch nebensächlich. Es ist das, was er machen
muss, um von der Kunst leben zu können: nämlich Unmengen von
Bewerbungen und Projektideen schreiben. Und er gibt offen zu,
dass auch Unmengen von Absagen dazu gehören. Das ist nun mal Teil
des Lebens. Die europäische Leistungsmentalität hat nichts mit
ihm zu tun. Denn er misst seinen Erfolg nicht an Leistung,
sondern daran, wie viel Freude ihm das Arbeiten macht.
"Feierabend", dieses Wort existiert in vielen Sprachen gar nicht,
erklärt Bahzad. Und auch in seinem Leben nicht, denn er will
nicht erst nach der Arbeit feiern, sondern währenddessen. Er
verurteilt niemanden, der ständig auf etwas hin arbeitet, egal ob
Urlaub oder Rente. Aber er würd sein Leben so nie führen wollen.


Wieso sollte man ständig im Kopf in der Zukunft leben, wo doch
klar ist, dass uns in der Zukunft ganz andere Dinge glücklich
machen, als jetzt. Bahzad sagt, dass das doch ganz von der
Lebensphase und dem aktuellen Interesse abhängt und es darum
geht, was im Jetzt passiert. Sein Selbst oder die Situation, in
der er gerade ist, bewertet er aus dem Jetzt heraus und nicht aus
einer möglichen zukünftigen Annahme. Genau so hat er auch all die
schwierigen Momente in seinem Leben gemeistert, die Erfahrung des
Kriegs in Syrien, das alleine in die Fremde gehen, ohne die
Sprache, die Schrift oder Menschen dort zu kennen.


Bahzad erzählt davon, wie er mit 8 Geschwistern aufgewachsen ist,
dass auch er natürlich die auf der ganzen Welt herrschende
Mentalität kennt, besser zum Beispiel Arzt als Künstler zu
werden, ihm aber die kurdische Kultur einen anderen Zugang zur
Lebensgestaltung mitgegeben hat, als das hiesige Statusdenken.
Für ihn ist es egal, dass in seiner Familie niemand einen Bezug
zu Kunst hatte. Vielleicht gerade, weil er sich auf den Prozess
konzentriert, wenn dieser ansteht und auf das Ergebnis, wenn das
Ergebnis ansteht. Wenn ich einen Berg besteige, genieße ich ja
nicht nur den Gipfel, sondern den ganzen Weg dahin, mit all der
Natur und den neuen Erfahrungen.

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