Ästhetische, freundliche Provokationen
1 Stunde 2 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Alexander Karles Kunst wurde oft als "provokant" bezeichnet, zum
Beispiel seine Performance "Pressure to perform", für die er
Liegestütze auf dem Altar der Basilika in Saarbrücken gemacht
hat. Dabei war die deutschlandweit bekannte Kunstaktion nie gegen
die Kirche gerichtet.
Alex erzählt davon, dass eigentlich eine sehr feinsinnige Tiefe
hinter der Idee steckte, wie die Performance zustande kam und wie
sie inspiriert wurde. Obwohl er damals wie heute oft verurteilt
wird - im sozialen, aber auch im juristischen Sinne - macht er
immer weiter, lässt sich auch von Kritik, einschneidenden,
negativen Erfahrungen oder auch einfach mal schlechten Tagen
nicht davon abhalten. Seine Motivation scheint nie zu enden und
wer ihn kennt, weiß, dass er vor Tatendrang und Energie nur so
strotzt. Alex erklärt, wie er das macht, was ihn antreibt und
empfiehlt sich vor allem nie nach Ansprüchen Anderer an sich
selbst zu richten.
Die Kunst ist nicht nur sein größtes Talent, sondern auch sein
Leben. Dabei bearbeitet er besonders gerne den öffentlichen Raum,
kreiert Skulpturen, wie zum Beispiel die großen plattformartigen
Elemente vor der Saarbrücker Europa Galerie. Alex arbeitet aber
auch mit kleinen, zierlichen Pflanzen, erstellt sensible
Installationen mit philosophischen Bedeutungen, malt auf
Leinwände, aber auch auf riesige Betonwände, dreht Filme,
fotografiert und erschafft Multimedia-Kunst. Er glaubt als
Künstler auch eine große, gesellschaftliche Verantwortung zu
tragen und sieht es als seine Aufgabe, die Gesellschaft, aber
auch sich selbst stetig zu analysieren und reflektieren.
Er erklärt, wie speziell der künstlerische Blick auf städtische
aber auch soziale Räume ist und macht deutlich, wie wichtig Kunst
für die gesellschaftliche Weiterentwicklung ist. Dabei sagt er
von sich selbst: "wollen, wollte ich mit den Kunstwerken nichts."
Er stellt eher Fragen damit, konfrontiert auf ästhetische Art und
Weise mit aktuellen sozialen Zuständen und betont aber, dass er
selbst damit keine Feindschaften, sondern vielmehr eine neue
Wahrnehmung verschiedener Themen forcieren will.
Ganz offen gibt er zu, mit wie wenige Geld er oft auskommen muss,
sich selbst im neoliberalen Sinne nicht als erfolgreich
bezeichnen würde, dass er aber enorm glücklich und dankbar dafür
ist, Kunst machen können. Vielleicht ein viel erfolgreicheres
Leben führt, weil er zufrieden ist. Diese Stabilität kommt auch
durch seine behütete Kindheit, von der er erzählt. Obwohl er
materiell gesichert aufgewachsen ist, hat er sich schon früh
entschieden nicht mehr so viel konsumieren zu wollen, mit
möglichst wenige Material viel zu schaffen, ohne dabei dogmatisch
zu verzichten.
Skaten und der dazugehörige Lebensstil, die Stadt als Spielplatz
anzusehen, sich befreit, spielerisch und kreativ auszuleben, hat
ihn geprägt. Und dabei macht es ihm nichts aus, sich selbst, als
"manchmal romantisch-naiv" zu bezeichnen. Es dauerte etwas, bis
er an der Kunsthochschule angenommen wurde, dabei hat er schon
vorher 7 Jahre lang Ausstellungen gemacht, mal mit Fotografie,
mal mit Installationen und meistens mit viel Genuss. Er will im
Saarland bleiben, gerade weil die Kunst, wie er sagt, hier oft
nicht so ernst genommen wird, wie er es sich wünschen würde.
Dafür hat er sogar mal das Angebot, in einem internationalen
Künstlerhaus in Paris arbeiten und wohnen zu können, abgelehnt.
Intuition ist für ihn extrem wichtig, nicht nur in der Kunst auch
im Leben. Erfahrungen, egal ob negativ oder positiv nimmt er als
Inspiration in sein inneres Sammelsurium an Ideen auf. So zum
Beispiel auch einen willkürlichen, gewaltsamen Übergriff auf ihn
durch Polizisten in einer Kölner Polizeistation. Gerade, weil das
"auch hätte böse ausgehen können", hat er sich danach geschworen,
seine Lebenszeit zu nutzen, jeden Moment mit all seinen Facetten
auszukosten. Alex weiß: Wir sind alle nur kleine Fürze im
Universum, also genießt die kurze Lebenszeit, die ihr habt.
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