Krimi-Katharsis & heilsame Best-Case-Szenarien
59 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Germaine Paulus ist Autorin (zB. Ohnmacht, Pfuhl, Last Order...),
Verlegerin (thedandyisdead) und Magazin-Mitherausgeberin
(Deadline). Sie schreibt Krimis und groteske, dunkle
Kurzgeschichten aus dem Bereich Fantastik - und zwar immer nur
Nachts. Sie erzählt, dass ihr rein intuitives Schreiben sich für
sie selbst wie ein Rausch anfühlt und sie in ihren
Schreib-Nächten mit Körper und Geist zu ihren Romanfiguren wird.
Wir sprechen über ihren roughen, trotzdem mit lyrischen Momenten
gespickten Schreibstil, darüber, dass man sich vielleicht gerade
durch schockierende, spannende Bücher lebendig fühlt und auch so
einen Zugang zum Sich-selbst-fühlen finden kann. Oder kann man
über Krimi oder Horror sogar eine eigene Katharsis erleben?
Sie erklärt, warum sie sich wie ein "Faultier-Baby" fühlt, und,
dass Corona und der soziale Abstand in dieser Zeit bei ihr eine
Depression ausgelöst, die vor allem ihre Kreativität betroffen
hat. "Menschen inspirieren mich", sagt sie und erklärt, dass sie
beides braucht: das Intuitive, das von Innen kommt; die
Inspiration, die von Außen kommt, von dem sich Verbunden fühlen
und der Offenheit zu anderen Menschen kommt.
Germaine steigt bei ihren Recherchen für die harten Gewaltszenen
ihrer Krimis oft in krasse Welten ein, spricht nicht nur mit
Polizisten oder Psychologen, die Täterbetreuung machen, sondern
zum Beispiel auch mit Menschen, aus der BDSM-Szene. Wie kann man
gerade als emanzipierte Frau, die ja schon immer gegen ihre
gesellschaftliche Unterdrückung kämpfen musste, beim Sex darauf
stehen, erniedrigt zu werden?
Gemeinsam regen wir uns darüber auf, dass es so scheint, als sei
die Gesellschaft voll von Angst vor der Lust der Frau - und zwar
bei Männern wie bei Frauen. Wir sprechen über Scham,
Selbstverurteilung und darüber, dass wir alle doch ein bisschen
mehr sein sollten, wie wir nun mal sind. Denn gerade unsere
kuriosen Eigenheiten machen das Leben doch spannend.
Zukunftsängsten begegnet sie pragmatisch, indem sie sich
klarmacht, dass der Worst Case meistens genauso unrealistisch ist
wie der Best Case.
Germaine erklärt, dass vor allem Offenheit sich selbst, aber auch
vertrauensvollen Menschen gegenüber heilsam wirkt und, dass sie
aus eigener Erfahrung weiß, dass sich niemand scheuen sollte,
psychologische Hilfe zu suchen. Macht, was euch gut tut und hört
auf euch für euer Menschlich-sein zu verurteilen.
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