[S05E09] Diffuse Angst (#53)

[S05E09] Diffuse Angst (#53)

Worum geht’s in der heutigen Folge? In der 5. Staffel von [Projekt: Leben] spreche ich ja um die „Feinde“ unserer Personal Projects, und der Feind, den ich mir in dieser Folge vornehme, ist die diffuse Angst.Und so möchte ich mir auch in di
15 Minuten
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[Projekt: Leben] - Der Podcast für alle, die noch was vor haben im Leben.

Beschreibung

vor 5 Jahren

Worum geht’s in der heutigen Folge?


In der 5. Staffel von [Projekt: Leben] spreche ich ja um die
„Feinde“ unserer Personal Projects, und der Feind, den ich mir in
dieser Folge vornehme, ist die diffuse Angst.
Und so möchte ich mir auch in dieser Folge wieder ansehen…
Was ist eigentlich diffuse Angst und was ist das Problem
damit? Wie wirkt sich die diffuse Angst auf unsere Personal
Projects aus? Was können wir tun, um diffuse Angst in unseren
Personal Projects zu verringern? 

Was ist eigentlich „diffuse Angst“ und was ist das Problem damit?


Diffuse Angst ist, wie der Name schon sagt, eine Form der Angst,
eben mit der Besonderheit, dass sie diffus ist. Das bedeutet, das
ist keine Angst vor etwas ganz Konkreten, wie wenn jemand z.B.
Angst vor Spinnen hat oder Flugangst oder Angst vor dem Zahnarzt.
Das wären alles Bespiele für ganz konkrete Ängste. Konkrete
Ängste haben einen bestimmten Grund und auch ein bestimmtes
Objekt, auf das sich diese Angst richtet, eben Spinnen oder
Flugzeuge oder den Zahnarzt. 


Diffuse Ängste funktionieren anders. Diffuse Ängste haben nämlich
keinen bestimmten Grund und auch keine bestimmte Richtung -
deswegen sind sie eben „diffus“. Diffuse Ängste
entstehen, obwohl es gar keine konkrete Bedrohung gibt.
Da ist gar nicht wirklich was, das uns Anlass zur Sorge oder zur
Angst geben würde - und wir fürchten uns trotzdem.  


Diffuse Ängste funktionieren nach der so genannten
Angstformel, die ich bei Joki Kirschner gefunden
habe. Über Joki Kirschner werde ich übrigens im Buchclub in der
übernächsten Folge sprechen, wie immer gemeinsam mit meinem
Co-Host Martin Schmidt. Also, Joki Kirschners Angstformel lautet:
„Was geschieht, wenn morgen dies oder jenes passiert?”


Die diffuse Angst beruht also auf dem „Was wäre
wenn…“. Und dabei geht es meistens darum, dass wir Angst
haben, dass unser Leben sich verschlechtert. Dass es uns aus
irgend einem Grund in der Zukunft nicht mehr so gut gehen wird
wie jetzt. „Was wäre, wenn in der Zukunft mein Umsatz einbricht?“
Das wäre ein typisches Beispiel für eine diffuse Angst einer
Selbständigen. Diffus deswegen, weil sie im Moment keinen
Umsatzeinbruch hat. Sie hat wahrscheinlich nicht mal Anzeichen
dafür, dass in absehbarer Zukunft der Umsatz einbrechen wird.
Aber es besteht natürlich die theoretische Möglichkeit, dass das
irgendwann passiert - und davor hat sie Angst. Eigentlich ohne
Grund und ohne Anlass, aber die Angst ist trotzdem da. Und sie
ist real. 


Dabei ist es jetzt wichtig, diffuse Angst nicht mit Pessimismus
zu verwechseln. Pessimistische Menschen sehen so ziemlich alles
aus einer negativen Perspektive, aber diffuse Angst kann auch
Menschen betreffen, die in den meisten Bereichen ihres Lebens
ganz optimistisch sind. Und: Diffuse Angst kommt, wie gesagt,
meistens da her, dass wir Angst um unsere Lebensqualität, um
unsere Sicherheit und unsere materielle Absicherung haben. 


So weit also mal dazu, was diffuse Angst ist. Aber was hat das
jetzt mit unseren Personal Projects zu tun? 


Wie wirkt sich diffuse Angst auf unsere Personal Projects aus?


In den vergangenen Folgen über die Feinde unserer Personal
Projects haben wir es ja schon öfter mit Formen der Angst zu tun
gehabt, z.B. in der Folge über FOMO (die Angst, etwas zu
verpassen) oder auch in der Folge über den Individualismus.
 


Jedenfalls habe ich da auch schon immer gesagt: Angst ist
ein schlechter Ratgeber, wenn es um unsere Personal
Projects geht.  


Warum eigentlich? Weil Angst unsere Wahrnehmung einschränkt. Wenn
wir Angst haben, nehmen wir bedrohliche Dinge viel stärker wahr.
Oder, noch schlimmer: Wir nehmen viel MEHR Dinge als
bedrohlich wahr. Wir interpretieren Informationen also
als potenziell bedrohlich, auch wenn sie eigentlich ganz neutral
wären oder gar keine konkreten Auswirkungen auf unser Leben
haben. 


Die Selbständige, die Angst davor hat, dass ihr Umsatz einbricht…
Wenn die in der Zeitung davon liest, dass das Wirtschaftswachstum
um 0,1% gesunken ist, dann schrillen bei ihr wahrscheinlich die
Alarmglocken, weil sie befürchtet, dass ihre Kunden jetzt weniger
Geld haben und ihr scharenweise davon laufen. Das ist natürlich
nicht rational, aber unter Angst denken wir eben nicht rational.
Wir bekommen einen Tunnelblick und nehmen Dinge als bedrohlich
wahr, die objektiv gesehen gar nichts mit unserer ganz konkreten
aktuellen Situation zu tun haben. Kein einziger Kunde hat
gekündigt, und es gibt auch keine Anzeichen, dass das der Fall
sein wird. Es ist also eine reine Fantasie, der unsere
Selbständige in ihrem Herzensprojekt da zum Opfer fällt. Eine
Fantasie, und eben keine Tatsache. 


Für unsere Personal Projects bedeutet das, dass wir so gut wie
möglich versuchen sollten, die Angst aus unseren Projekten raus
zu halten. Unter Angst treffen wir nämlich schlechte
Entscheidungen, eben durch den Tunnelblick. Wenn
wir das Gefühl haben, dass unsere Projekte und besonders unsere
Herzensprojekte bedroht sind, wenn wir uns vor Verlust und Mangel
fürchten, dann verringern sich unsere wahrgenommenen
Handlungsoptionen, dann verlieren wir unsere Kreativität, und
unsere Handlungsfähigkeit wird eingeschränkt.
 


Alles Dinge, die wir bei unseren Projekten genau nicht wollen,
weil sie uns blockieren und weil auf diese Weise unsere Projekte
ins Stocken geraten. Und Projekte, die stocken, bei denen wir das
Gefühl haben, es geht nichts weiter oder überhaupt, dass wir
Rückschritte machen… diese Projekte machen uns unglücklich. Und
meistens verstärkt das dann noch die diffuse Angst, die wir eh
schon haben. 


Also ziemlich tückisch, die ganze Sache. Bleibt die Frage: Was
können wir tun?    


Was können wir tun, um diffuse Angst in unseren Personal Projects
zu verringern?


Die Angst zu besiegen oder auch nur zu verringern, das ist keine
einfache Sache. Das weiß jeder, der zB Angst vor dem Zahnarzt
hat. Da nützen vernünftige Argumente nicht viel. Da kann ich mir
natürlich sagen: "Günter, schau, das ist zu deinem besten. Wenn
der Zahnarzt jetzt ein bisschen bohrt, dann sparst du dir viele
unangenehme  Schmerzen in der Zukunft.“ Das ist vernünftig,
das verstehe ich… aber ob es die Angst verringert? Ich bezweifle
es. 


Und noch ein bisschen schwieriger ist es bei der diffusen Angst.
Die hat ja gar keine konkrete Ursache, kein Ziel und keine
Richtung, und deshalb ist es noch schwieriger, ihr Herr zu
werden. 


Aber trotzdem ist es aus meiner Sicht nicht völlig hoffnungslos.
Wir machen nämlich schon einen Riesenschritt, wenn uns überhaupt
bewusst wird, dass es eine diffuse Angst ist, die wir da
empfinden. Weil nämlich: Meistens glauben wir, dass
unsere Angst oder Besorgnis völlig logisch und begründet
ist. Wir nehmen die meisten unserer diffusen Ängste
nämlich gar nicht als diffus wahr. Wir glauben nämlich, dass wir
guten Grund haben, uns vor zB dem Umsatzeinbruch zu fürchten.
 


Und diesen Irrtum gilt es aufzudecken. Und dazu habe ich zwei
Anregungen für euch. 


(1) Die erste Anregung kommt von Seth Godin,
einem persönlichen Hero von mir. Seth Godin schreibt in einem
Blog-Artikel über den Unterschied zwischen dem, was
bedrohlich IST, und dem, was sich bedrohlich ANFÜHLT.
Und da ist ein Riesenunterschied.  


Die meisten Dinge, vor denen wir uns fürchten, fühlen sich
bedrohlich an, aber in Wirklichkeit sind sie es gar nicht. Es
zahlt sich also a...

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