S07E02: Wie wählen wir unsere Personal Projects aus? (#68)

S07E02: Wie wählen wir unsere Personal Projects aus? (#68)

Worum geht's in dieser Folge? Wir haben heute Episode 2 der 7. Staffel, in der ich ja den Versuch unternehme, das Buch für euch aufzubereiten und euch die interessanten und inspirierenden Dinge mitzugeben, die ich beim Lesen gelernt habe -
18 Minuten
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[Projekt: Leben] - Der Podcast für alle, die noch was vor haben im Leben.

Beschreibung

vor 5 Jahren

Worum geht's in dieser Folge?


Wir haben heute Episode 2 der 7. Staffel, in der ich ja den
Versuch unternehme, das Buch für euch aufzubereiten und euch die
interessanten und inspirierenden Dinge mitzugeben, die ich beim
Lesen gelernt habe - damit ihr das Buch nicht auch lesen müsst.


Ich bin im Buch mittlerweile bis Seite 61 gekommen, und in dieser
Folge möchte ich mit euch etwas besprechen, das in zwei Absätzen
auf den Seiten 54 und 55 angesprochen wird und das ich für eine
der spannendsten Fragen rund um Personal Projects überhaupt
halte. Nämlich: Wie wählen wir unsere Personal Projects überhaupt
aus? Wie schafft es ein Personal Project überhaupt, bei
uns sozusagen „auf den Schirm“ zu gelangen? Wie wählen
wir aus, mit welchen Personal Projects wir uns gerade heute oder
morgen oder in dieser Woche beschäftigen wollen? Das heißt, wie
treffen wir eigentlich die Auswahl, mit welchen ganz konkreten
Personal Projects wir uns beschäftigen wollen oder müssen aus der
großen Menge der möglichen Personal Projects, mit denen wir uns
beschäftigen KÖNNTEN. 


Und auf diese Frage möchte ich in dieser Folge zuerst eine
wissenschaftliche Antwort geben und dann eine praktische Antwort
aus meinem eigenen Leben. 


Die wissenschaftliche Antwort


Okay, also zuerst die wissenschaftliche Sicht: Wie wählen wir
unsere Personal Projects aus? Das ist eine Frage, die auch Brian
Little und seine Kollegen bei der Erforschung von Personal
Projects beschäftigt hat. Er hat eine ziemlich ausgefeilte
Methodik entwickelt, wie man Personal Projects analysieren kann,
und die nennt er (praktischerweise) „Personal Projects
Analysis“. Über die Personal Projects Analysis spreche
ich mal in einer anderen Folge genauer, das ist wirklich sehr
interessant. Für heute reicht uns dazu folgende Überlegung: Stell
dir vor, du bist ein Wissenschaftler und möchtest die Personal
Projects einer Person erforschen. Dann stellt sich gleich zu
Beginn deiner Forschung schon die grundsätzliche Frage: Ja,
WELCHE der Personal Projects dieser Person soll ich denn genauer
erforschen? Alle? Das wird wohl nicht gehen, das sind ja viel zu
viele. Also besser auf ein paar Personal Projects konzentrieren.
Aber auf wie viele. Und vor allem: Auf welche? Wie kann
ich auswählen, welche Personal Projects wichtig sind und welche
nicht?


Das ist, finde ich, eine ganz spannende Frage, die uns ja auch im
Alltag beschäftigt: Welche Personal Projects sind wichtig und
welche nicht? Wie wir dieses Problem im Alltag angehen, dazu sage
ich später mehr. Jetzt verrate ich dir aber mal, wie Brian Little
dieses Dilemma bei seinen Forschungen gelöst hat.  


Er macht das folgendermaßen: Zuerst bekommt jeder Teilnehmer, der
an so einer Personal Projects Analysis teilnimmt, 10 - 15 Minuten
Zeit. In der Zeit soll der Teilnehmer alle Personal Projects
aufschreiben, die ihm einfallen. Einfach alles, was ihm gerade
durch den Kopf schwirrt. Dann, im Anschluss, wird der Teilnehmer
aufgefordert, aus dieser Liste 10 Projekte auszuwählen, die der
Teilnehmer gerade für besonders wichtig oder typisch in seinem
Leben hält. 


Das heißt, Brian Little gibt überhaupt keine genaueren
Kriterien vor, was genau unter „wichtig“ oder „typisch“ zu
verstehen ist. Er überlässt vollkommen den Teilnehmern
die Bewertung und die Auswahl. Er arbeitet einfach mit den
Projekten weiter, die die TEILNEHMER gerade für wichtig oder
typisch oder beides halten.  


Das mag auf den ersten Blick ein bisschen willkürlich und
unwissenschaftlich aussehen, aber dahinter steckt eine ganz, ganz
spannende Überlegung. Und zwar folgende: Brian Little geht davon
aus, dass jeder von uns der Experte seiner eigenen Personal
Projects ist. Kein anderer Mensch der Welt kennt deine Personal
Projects so gut wie du - auch kein Wissenschaftler. Das heißt,
niemand auf der Welt kann besser entscheiden als du selbst,
welche deiner Personal Projects gerade wichtig sind. Nur du
kannst das einschätzen, und dafür gibt es auch keine
wissenschaftlichen Kriterien. Deshalb versucht er erst gar nicht,
irgendwelche Entscheidungsbäume oder Entscheidungskriterien
aufzustellen, was ein Personal Project jetzt „wichtig“ macht und
was nicht. Weil es keinen Sinn hat, weil jeder von uns seine ganz
eigenen Maßstäbe davon hat, was wichtig ist und was nicht. Und da
jeder von uns der Experte für sich selbst ist,
kann Brian Little als Forscher auf dieses Expertenurteil
vertrauen. Es bleibt ihm auch, ehrlich gesagt, gar nichts anderes
übrig, weil diese Auswahlmethode vielleicht nicht perfekt ist,
aber immer noch um Längen besser als jede andere. 


George Kelly


Die Idee, dass wir Menschen Experten für uns selbst sind, stammt
übrigens von George Kelly. Kelly geht davon aus, dass
jeder von uns quasi wie ein Forscher durch sein eigenes Leben
geht und Hypothesen darüber aufstellt, wie die Welt
funktioniert, was wichtig ist im Leben, wofür es sich zu
arbeiten lohnt und so weiter. Diese Hypothesen nennt Kelly
„Personal Constructs“, und diese Hypothesen überprüfen wir unser
Leben lang. Wen diese Idee genauer interessiert, ich habe in der
2. Staffel des Podcasts eine ganze Episode über Personal
Constructs gemacht, nämlich Episode 6. Ein ganz spannendes
Konzept, mit dem sich viel von dem erklären lässt, was wir in
unserem Leben so tun oder nicht tun. 


Okay, Zwischenfazit: Wenn wir uns die Frage
stellen: Wie sollen wir unsere Personal Projects auswählen?, dann
ist erstmal die Antwort von Seiten der Personal Projects
Forschung folgende: Welche Projekte du auswählen sollst, das weiß
kein Mensch der Welt besser als du selbst. DU bist der
Experte, und daher bist DU der einzige Mensch der Welt, der die
richtige Auswahl treffen kann. 


Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich hat dieser Gedanke,
dass ich - und nur ich - der Experte meiner Personal Projects
bin, ziemlich stark beeindruckt. Nämlich vor dem Hintergrund,
dass wir uns ja oft wünschen würden, es gäbe da jemanden, der uns
sagen würde, was wir tun sollen und was nicht. Irgend eine
Instanz, die klar definieren würde, was wichtig ist in unserem
Leben und was nicht. Irgendwelche Entscheidungskriterien, die uns
helfen zu entscheiden, dass dieses eine Personal Project
wichtiger ist als jenes andere.  


Aber das spielt es eben nicht. Wir selbst müssen diese
Entscheidungskriterien entwickeln, und das dadurch, dass wir zu
Er-Forschern von uns selbst werden und zu Experten darin, wie wir
ticken. 
Und wie das in der Praxis bei mir ausschaut, dazu gleich
mehr. 


Meine persönliche Antwort


Okay, also wir haben bisher gesagt: Wie du die Personal Projects
auswählst, die für dich im Moment wichtig sind, das liegt allein
an dir. Weil nämlich: DU bist der Experte für dich selbst, und du
hast daher das allerbeste Wissen, um diese Entscheidung für dich
zu treffen. 


So weit, so gut. Aber was bedeutet das für den Alltag unseres
Projekts Leben? Wie setze ich das konkret um? 


Mich hat diese Frage erst vorgestern wieder beschäftigt. Ich habe
mir vorgestern nämlich ein paar Stunden Zeit genommen und meine
Personal Projects festgelegt, auf die ich mich in den nächsten
Monaten konzentrieren will. Ich hab das ja schon öfters gesagt,
ich habe für mich so ca. 300 Personal Projects identifiziert, und
die Herausforderung war nun: Auf welche 20 oder 30
fokussiere ich mich in den nächsten Wochen? 


Ich bin bei der Auswahl auch irgendwie so vorgegangen wie ein
Teilnehmer bei einer Personal Projects Analysis: Ich habe einfach
intuitiv entschieden, in dem Vertrauen, dass ich schon irgendwie
weiß, was wichtig ist und was nicht. Und so machen wir es ja auch
i...

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