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S07E08: Nomen est omen: Wie nennst du deine Projekte? – Teil 2 (#74)
Worum geht's in dieser Folge? Diese Folge ist eine direkte
Fortsetzung zur letzen Folge. In der letzten Folge habe ich ja über
einen Artikel von Neil Chambers gesprochen, in dem er beschreibt,
dass es da einen Zusammenhang gibt zwischen der
15 Minuten
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vor 5 Jahren
Worum geht's in dieser Folge?
Diese Folge ist eine direkte Fortsetzung zur
letzen Folge. In der letzten Folge habe ich ja über einen
Artikel von Neil Chambers gesprochen, in dem er
beschreibt, dass es da einen Zusammenhang gibt zwischen der Art
und Weise, wie wir unsere Personal Projects benennen und den
Erfolgsaussichten, die wir diesen Projekten unbewusst zugestehen.
Anders formuliert: Man kann aus den Namen eines Personal Projects
schon herauslesen, ob wir glauben, dass wir dieses Projekt
erfolgreich umsetzen werden oder eher nicht.
Wenn du die letzte Folge noch nicht gehört hast, dann empfehle
ich dir sehr, die letzte Folge zuerst zu hören, bevor du mit
dieser Folge weitermachst - weil ja, wie gesagt, diese Folge eine
direkte Fortsetzung ist und du dich wesentlich leichter tust,
wenn du das Vorwissen der letzten Folge schon hast.
In dieser Folge geht es nun darum, dass Neil Chambers bei seiner
Forschung zu den Projektnamen noch einen Schritt weiter gegangen
ist. Er ist nämlich auch der Frage nachgegangen: Könnte
es sein, dass bestimmte Menschen zu bestimmten Formulierungen bei
ihren Projekt-Namen neigen? Also, gibt es Menschen, die
ihren Personal Projects bevorzugt Versuchs-Namen geben? Oder eine
andere Gruppe, die ihren Projekten eher Vermeidungs-Namen geben?
Und wenn ja, was kann man über solche Versuchs-Typen oder
Vermeidungs-Typen oder Mehr-von-Typen sagen? Wie sind die?
Und genau um diese Typen geht es in dieser
Folge.
Rückblick
Zuerst mal ein kurzer Rückblick auf die letzte Folge: Welche
Typen von Projektnamen hat Neil Chambers da
überhaupt definiert?
Aktions-Namen, sozusagen die „normalen“
Projektnamen, also zB „ein guter Ehemann
sein“ Versuchs-Namen, also zB „Versuchen, ein
guter Ehemann zu sein“ Mehr-von-Namen, also
zB „Ein besserer Ehemann sein“ oder auch „Öfter ein guter Ehemann
sein“ Vermeidungs-Namen, also zB „Kein
schlechter Ehemann sein“ oder „Weniger oft ein schlechter Ehemann
sein, damit meine Ehe nicht in die Brüche geht“ oder sowas in die
Richtung. Fortsetzungs-Namen, also zB
„Weiterhin ein guter Ehemann bleiben“
Wie gesagt, Neil Chambers hat sich jetzt angesehen, ob es
Menschen gibt, die besonders zu Versuchs-Namen neigen oder auch
welche, die ihren Projekten besonders oft Vermeidungs-Namen
geben. Kurz gesagt: Ja, es gibt so etwas, das er „individual
phrasing tendencies“ nennt, also individuelle
Formulierungstendenzen.
Und dass es sowas tatsächlich gibt, finde ich extrem spannend.
Ich bin ja auch studierter Sprachwissenschaftler, und ich finde
es immer wieder faszinierend, wie viel unsere Sprache,
wie viel einzelne Worte, die wir verwenden oder nicht
verwenden, wie viel die über uns verraten - nämlich auch
Dinge, die uns gar nicht bewusst sind, aber die über unsere
Sprache im wahrsten Sinn des Wortes „zur Sprache kommen“. Wie
gesagt, ein faszinierendes Gebiet für mich, und ich hoffe, ich
kann euch in dieser Folge ein bisschen was von meiner
Begeisterung mitgeben.
Bevor wir jetzt über die einzelnen Formulierungs-Typen sprechen,
eine wichtige - und ehrlich gesagt für mich etwas überraschende -
Erkenntnis: Neil Chambers hat in seinen Forschungen festgestellt,
dass es keinen gender bias bei den Formulierungen gibt. Soll
heißen: Es ist nicht so, dass Frauen ihre Projekte grundsätzlich
anders benennen als Männer. Das widerspricht auch ein bisschen
dem landläufigen Vorurteil, dass Frauen grundsätzlich
vorsichtiger mit ihrer Sprache und ihren Formulierungen sind. Das
hat sich in diesen Untersuchungen jedenfalls nicht
bestätigt.
a) The Trying Personality
Neil Chambers nennt in „the Trying Personality“, also „die
versuchende Persönlichkeit“. Das sind Menschen, die ihren
Projekten besonders gerne Versuchs-Namen geben,
z.B. „Versuchen, mehr Gemüse und weniger Mannerschnitten zu
essen“ und nicht einfach „Mehr Gemüse essen“ oder „Versuchen,
nett zu meiner Kollegin zu sein“ statt „Nett zu meiner Kollegin
sein“.
Was kann man über die versuchenden Persönlichkeiten sagen?
Die versuchende Persönlichkeit hat tendenziell - im Vergleich
zu den meisten anderen Menschen - ein verringertes Gefühl
von Selbstwirksamkeit. Das heißt: Diese Personen haben
weniger stark das Gefühl, das sie für den Erfolg ihrer Personal
Projects selbst verantwortlich sind. In deren Augen hängt es also
weniger von ihrem eigenen Bemühen ab, ob ein Projekt tatsächlich
zum Erfolg wird, sondern von vielen anderen, externen Faktoren.
Nehmen wir das Projekt her „Versuchen, nett zu meiner
Kollegin sein“. Eine versuchende Persönlichkeit würde über dieses
Projekt wahrscheinlich sagen: „Naja, ich bemühe mich ja eh, nett
zu ihr zu sein, aber meine Kollegin, das ist so eine Beißzange…
Die ist so unmöglich, da sagt so dumme Sachen, da kann ich gar
nicht anders als meine Beherrschung verlieren. Ich will ja nett
sein, aber es geht einfach nicht, weil meine Kollegin so eine Kuh
ist.“ Oder sowas in die Richtung. Für den Erfolg dieses Projekts
sieht die versuchende Persönlichkeit also in erster Linie die
Kollegin verantwortlich. DIE muss sich zuerst mal ändern,
ICH kann da im Grunde nichts wirklich unternehmen.
Solche Menschen, hat Neil Chambers herausgefunden, sind
tendenziell unglücklicher in ihrem Leben im
Gesamten gesehen. Sie neigen mehr zu Verstimmungen und
Depressionen, weil sie eben stärker das Gefühl haben, dass sie
ihr Leben nicht wirklich in der Hand haben und bei ihren Personal
Projects stark vom guten Willen anderer abhängig sind.
b) The Morish Individual
Neil Chambers nennt ihn „the Morish Individual“, frei übersetzt
sowas wie „das mehrende Individuum“. Das sind Menschen, die ihren
Projekten bevorzugt Mehr-von-Namen geben. Also,
diese Menschen nennen ein Projekt z.B. „Öfter mit meinen Eltern
telefonieren“ und nicht einfach nur „Mit meinen Eltern
telefonieren“ oder „Mich gesünder ernähren“ und nicht nur „Mich
gesund ernähren“ und so weiter.
Was können wir über diese „mehrenden“ Typen sagen?
Die für mich etwas überraschende Erkenntnis ist, dass
Menschen, die viele „mehr von“-Projekte haben, sich
tendenziell als weniger kompetent in ihren Projekten
sehen und weniger das Gefühl haben, dass ihre Projekte
erfolgreich sein werden.
Das Interessante dabei ist jetzt, dass dieses Gefühl, in
seinen Projekten nicht besonders kompetent zu sein und die
Erfolgschancen als nicht besonders rosig einzuschätzen, nicht nur
auf die Projekte zutrifft, denen sie „Mehr -von“-Namen geben,
sondern auf ALLE Projekte - also auch auf jene, denen sie ganz
normale Aktionsnamen geben.
Der mehrende Typ möchte also viel in seinem Leben verbessern,
aber irgendwie kommt er nicht richtig vom Fleck.
c) The Avoidant Personality
Kommen wir zu „the Avoidant Personality“, also die vermeidende
Persönlichkeit. Das sind Menschen, die ihren Projekten gerne
Vermeidungsnamen geben, also zum Beispiel „Mich
nicht immer so ungesund ernähren“ statt „Mich gesund ernähren“
oder „Mir die Arbeit nicht so zu Herzen nehmen“ statt „Auf meine
Work.Life-Balance achten“ und so weiter.
Was ist mit diesen vermeidenden Persönlichkeiten?
Solche Persönlichkeiten drücken dadurch, dass...
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