S08E04: Dürfen wir uns in die Personal Projects anderer einmischen? (#80)
Worum geht’s in dieser Folge? Wir sprechen in dieser Staffel ja
über unsere Shared Projects, also jene Projekte, die wir mit
anderen Menschen gemeinsam durchführen dürfen, können oder müssen.
Und in dieser Folge möchte ich mich einer spezie
13 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Worum geht’s in dieser Folge?
Wir sprechen in dieser Staffel ja über unsere Shared Projects,
also jene Projekte, die wir mit anderen Menschen gemeinsam
durchführen dürfen, können oder müssen. Und in dieser Folge
möchte ich mich einer speziellen Art von Shared Project widmen -
nämlich jenen Projekten, die sozusagen gekapert werden. Projekte,
in die sich andere Menschen in unserem Umfeld hineinreklamieren
und quasi zu einem Shared Project machen. Oder auch umgekehrt:
Projekte, in die wir uns hineinmischen und zu unseren eigenen
machen. Wo wir mitunter ungefragt zu „Kümmerern“ werden.
Es geht also um die Frage, ob und wann und in wie weit es
okay ist, sich in die Personal Projects anderer Menschen
einzumischen und diese Projekte damit zu Shared Projects zu
machen.
Und, das ist mir wichtig: Dieses „Einmischen“ ist gar nicht
unbedingt negativ gemeint, sondern man könnte es auch so
formulieren: Wann dürfen wir anderen Menschen in ihren
Projekten unterstützen, wann dürfen wir ihnen zur Hand gehen,
wann dürfen wir Ihnen eine Last abnehmen?
Ich will versuchen, in dieser Folge eine Faustregel dafür
aufzustellen, an die ich persönlich mich zu halten versuche. Das
heißt nicht, dass man das nicht auch anders sehen oder machen
kann, aber ich erzähle hier halt mal von meinem Zugang.
Aber fangen wir zuerst mal mit einer Geschichte an.
Die Italiener in Sambia
Diese Geschichte wird von Ernesto Sirolli erzählt. Ernesto
Sirolli ist ein sehr interessanter Zeitgenosse. Er ist Italiener
und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie man
benachteiligte Regionen mithilfe von Entrepreneurship beleben
kann. Besonders empfehlenswert ist ein TED-Talk von ihm aus dem
Jahr 2012, wirklich großartig. Darin erzählt er die folgende
Geschichte.
In den 1970er Jahren arbeitete Ernesto Sirolli als junger Mann
sieben Jahre als Entwicklungshelfer in Afrika. Und er sagt, dass
jedes einzelne Projekt, das sie damals in Afrika umsetzen
wollten, schief gegangen ist. Jedes einzelne. Das hat ihn damals
als 21-Jährigen ziemlich fertig gemacht. Er dachte damals
nämlich: Wir Italiener, wir sind doch gute Menschen, und hier in
Afrika leisten wir doch gute Arbeit! Und dennoch geht alles
schief, was wir anfassen. Zum Bespiel das Projekt, wo Ernesto
Sirolli und seine italienischen Kollegen den Menschen in Sambia
zeigen sollten, wie man Gemüse anbaut. Sie kamen also in
Süd-Sambia an, mit dem besten italienischen Saatgut, und sie
kamen in ein wunderschönes fruchtbares Tal, das zum Sambesi-Fluss
führte. Und sie zeigten den Leuten dort wie man italienische
pomodori anbaut und Zucchini und so weiter.
Aber die Einheimischen dort hatten überhaupt kein Interesse, beim
Gemüse-Anbau mitzuarbeiten. Und die Italiener waren erstaunt, wie
gut das Gemüse in diesem Tal wuchs. Und noch mehr verwundert
waren sie, warum die Einheimischen hier nicht schon längst Gemüse
anbauten. Also dachten sich die Italiener: Gott sei Dank, dass
wir her gekommen sind und den Menschen endlich zeigen, wie sie
sich selbst helfen können. Und alles wuchs hervorragend, es gab
riesengroße pomodori und wunderbare Zucchini, und die Italiener
konnten es gar nicht glauben und sagten den Sambiern: „Schaut,
wie einfach Landwirtschaft ist, wenn man sich nur ein bisschen
bemüht.“ Als das Gemüse dann reif war und bereit zur Ernte, kamen
auf einmal 200 Nilpferde den Fluss herauf und fraßen ALLES auf.
ALLES, ratzeputz. Und die Italiener waren schockiert und sagten:
„Mein Gott, die Nilpferde!“ Und die Sambier sagten: „Ja, deswegen
haben wir hier keine Landwirtschaft.“ „Aber warum habt ihr uns
das nicht gesagt?“ „Ihr habt uns nie gefragt.“
In dieser Geschichte liegt für mich der Schlüssel zum Verständnis
dafür, wie wir mit den Personal Projects anderer Menschen umgehen
sollen und wie wir helfen können, ohne uns einzumischen.
Meine persönlichen Regeln
Also, was können wir aus Ernesto Sirollis Geschichte lernen -
oder, was habe ich daraus gelernt?
Regel: Ernesto Sirolli selbst formuliert das in seinem TED-Talk
so: „If people do not wish to be helped, leave them
alone.“ Also, wenn du nicht um Hilfe gebeten wirst, dann
halte dich raus aus den Personal Projects anderer Menschen. Mach
Personal Projects nicht ungefragt und ungebeten zu Shared Projects.
„If people do not wish to be helped, leave them alone.“ Regel:
Und das ist eigentlich die Kehrseite der ersten Regel: WENN
dich jemand um Hilfe bittet, WENN dich jemand in sein
Personal Project einlädt, dann sei für ihn oder sie auch
da. Wenn du eigeladen wirst zu helfen, wenn jemand sein
Personal Project öffnet und zu einem Shared Project macht, dann
hilf! Regel: Achtung: „Helfen“ bedeutet nicht, dass du
das Projekt an dich reißt. Helfen bedeutet zuerst einmal: Mund
halten und zuhören! Einfach mal zuhören, welche Art von
Hilfe eigentlich gewünscht wird. Oder Fragen stellen, um
herauszufinden, welche Rolle du in diesem Shared Project eigentlich
spielen sollst. Nicht gleich loslegen wie die italienischen
Entwicklungshelfer, nach dem Motto: „Gott sei Dank bin ich jetzt
da, um dich und das Projekt zu retten." Sondern Mund halten und
zuhören. Du kannst ruhig davon ausgehen, dass er andere etwas weiß,
das du nicht weißt. Regel: Und das ist die Kehrseite der
dritten Regel: Es ist in UNSERER Verantwortung, um Hilfe zu
fragen. Wenn wir Hilfe bei unseren Personal Projects
brauchen, oder wenn wir Projekte mit anderen Menschen umsetzen
möchten, dann liegt es an uns, diese Projekte zu öffnen und andere
Menschen in diese Projekte einzuladen. Wir dürfen nicht da sitzen
und warten, bis endlich jemand unser Elend erkennt und sich unser
erbarmt. Nein, es liegt an uns. Bittet, und es wird euch
gegeben. Die 5. Regel ist jetzt die
Ausnahme von den anderen vier Regeln: Ich habe für
mich festgestellt, dass es EINEN Fall gibt, wo man sich tatsächlich
ungefragt einmischen darf - bis zu einem gewissen Maß zumindest.
Und das ist, wenn Menschen wirklich in schweren Krisen
sind. Wenn jemand schwer verletzt am Boden liegt, warte
ich nicht, bis ich zum Helfen eingeladen werde. Und genauso ist es
auch bei schweren persönlichen Krisen wie Krankheit oder Trennung
oder Tod. Da ist es aus meiner Sicht okay, ja mehr noch: Da
ist es aus meiner Sicht geboten sich einzumischen, und
zwar um dabei zu helfen, dass dieser Mensch wieder festen Boden
unter den Füßen bekommt. Also da dürfen wir ungefragt was zu essen
vorbei bringen oder Besorgungen erledigen und so weiter. Menschen
in solchen Krisensituationen sind oft nicht fähig, um Hilfe zu
fragen, weil sie gar nicht mehr einschätzen können, was sie
brauchen oder was ihnen gut tut. Oder weil es in solchen
Situationen viel zu demütigend wäre, von selbst um Hilfe zu
fragen.
Aber ansonsten bleibe ich bei der Regel: „If people do not
wish to be helped, leave them alone.“ Und gleichzeitig: Wenn mich
jemand um Hilfe bittet, dann versuche ich auch zu helfen. Nämlich
indem ich zuerst mal meinen Mund halte und zuhöre. Das gelingt
mir mal besser und mal weniger gut, aber ich denke, es lohnt sich
dranzubleiben.
Zusammenfassung
Wenn du dir eine Sache aus dieser Folge mitnehmen sollt, dann
wäre es das:
Ich halte es für das Beste, sich nicht ungefragt in die Personal
Projects anderer einzumischen. Wenn du helfen möchtest, dann
warte darauf, bis du eingeladen wirst oder frag aktiv nach, WIE
du helfen kannst. Gleichzeiti...
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