S08E08: Philosophicum: Warum unsere Kinder (k)ein Personal Project sind (#84)

S08E08: Philosophicum: Warum unsere Kinder (k)ein Personal Project sind (#84)

Worum geht’s in dieser Folge? Diesmal ist das Philosophicum der 8. Staffel dran. Im Philosophicum versuche ich ja, mich mit etwas grundsätzlicheren Fragen des Lebens zu beschäftigen. Im Philosophicum geht es also nicht um konkrete Tipps ode
20 Minuten
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[Projekt: Leben] - Der Podcast für alle, die noch was vor haben im Leben.

Beschreibung

vor 4 Jahren

Worum geht’s in dieser Folge?


Diesmal ist das Philosophicum der 8. Staffel dran. Im
Philosophicum versuche ich ja, mich mit etwas grundsätzlicheren
Fragen des Lebens zu beschäftigen. Im Philosophicum geht es also
nicht um konkrete Tipps oder fertige Antworten, sondern eher um
die offenen Fragen, die mich - und vielleicht auch dich -
beschäftigen. Und deshalb lade ich dich in diesem Philosophicum
lade dich dazu ein, mit mir ein bisschen nachzudenken. 


In diesem Philosophicum geht es um eine Frage, die mich seit fast
vier Jahren beschäftigt, nämlich seit dem Zeitpunkt, an dem ich
zum ersten Mal Papa geworden bin. Die Frage lautet nämlich:
Kann man eigentlich die eigenen Kinder auch als Personal
Project betrachten? Ist diese Sichtweise hilfreich, das heißt tu
ich mir und meinen Kindern damit was Gutes, oder führt uns diese
Betrachtungsweise eher auf den Holzweg?


Wie gesagt, ich habe auf diese Frage keine fertige
Antwort, eher ein paar Ideen und Gedankensplitter, die
ich für diese Folge mal zusammengetragen habe. Die Frage finde
ich aber insofern spannend, weil wenn man verschiedene Menschen
so fragt, was denn ihre Core Projects sind, also ihre
Herzensprojekte, dann kommen so Dinge wie Familie und Kinder
immer ganz weit vorne. Und deshalb finde ich es eben so spannend,
das mal zu hinterfragen. 


Auf den ersten Blick würde man wahrscheinlich sagen: "Na klar
sind die eigenen Kinder ein Herzensprojekt, das ist ja gar keine
Frage!" Aber lass uns in dieser Folge, in diesem Philosophicum da
mal genauer hinschauen, was wir damit eigentlich meinen und
welche Konsequenzen das für unser Leben und das unserer Kinder
haben könnte.


Wie gesagt: Keine ausgegorenen Antworten, sondern ein paar
Gedanken von mir, die du gerne weiterdenken oder anders denken
kannst.


 1. Gedanke: Ist es das passende Modell?


Der erste Gedanke, über den ich gerne laut nachdenken möchte, ist
folgender: Wenn wir über unsere Kinder nachdenken, ist da die
Metapher der „Personal Projects” überhaupt das richtige Bild? Uns
muss nämlich immer wieder bewusst sein: Diese Idee der
Personal Projects, das ist ein so genanntes Modell. Ein
Modell ist ein Gedankenkonstrukt, also eine geistige Erfindung,
die uns dabei helfen kann, unser Leben und das, was wir als
unsere Wirklichkeit wahrnehmen, zu erklären. Modelle helfen uns
dabei, die Welt besser zu verstehen, weil sie komplexe Vorgänge
anschaulicher machen, weil wir uns mithilfe von Modellen komplexe
Dinge überhaupt erst erklären können. 


Aber, und das ist ganz wichtig: Modelle SIND NICHT die
Wirklichkeit. Das dürfen wir nicht verwechseln. Also: Es
ist nicht so, dass es Personal Projects tatsächlich einfach so
"gibt". Nein, wir können das Modell der Personal Projects
hernehmen, um uns unser Leben besser zu erklären. Und diese
Erklärung mithilfe von Personal Projects, das funktioniert aus
meiner Sicht in ganz vielen Lebensbereichen wirklich gut. Mit der
Personal Projects Theorie lassen sich viele Vorgänge in unserem
Leben wunderbar erklären. 


Aber wir müssen uns trotzdem immer wieder fragen: Für diesen
konkreten Aspekt unseres Lebens, in dem Fall eben unsere Kinder…
Ist auch da die Personal Projects Theorie auch ein nützliches
Modell, oder wenden wir da auf diese konkrete Frage ein Werkzeug
an, das eigentlich überhaupt nicht passt? 


 2. Gedanke: Bildhauer oder Gärtner?


Wenn ich jetzt einfach mal davon ausgehe, dass es sinnvoll ist,
unsere Kinder auch als Personal Projects zu sehen - nicht, weil
ich mir sicher bin, dass das ein hilfreiches Modell ist, sondern
um einfach mal zu sehen, wo uns diese Sichtweise hinführen würde
- also wenn wir jetzt mal sagen: Okay, wir können unsere Kinder
als Personal Projects sehen - dann stellt sich schon die nächste
Frage: Okay, aber welche Art von Personal Projects? 


Ich meine damit die grundlegende Unterscheidung in
Beziehungsprojekte und Ergebnisprojekte. Darüber
habe ich schon ein paar Mal gesprochen. Ergebnisprojekte sind
Personal Projects, die ein ganz bestimmtes Ergebnis haben oder
ein bestimmtes Ziel verfolgen, wohingegen Beziehungsprojekte kein
klares Ergebnis und kein bestimmtes Ziel haben, wo eher der Weg
das Ziel ist. 


Und wenn wir das jetzt auf unsere Kinder anwenden, dann macht das
natürlich einen GEWALTIGEN Unterschied, ob wir unsere Kinder als
Ergebnisprojekt oder als Beziehungsprojekt sehen. 


Eltern, die ihre Kinder als Ergebnisprojekt
sehen, die kennen wir alle. Das sind richtige
Pusher-Eltern. Diese Eltern haben klare Vorstellungen davon, was
gut und richtig für ihre Kinder ist und wenden auch sehr viel
Energie und Engagement auf, um diese Idealvorstellungen zu
erreichen. Und, das ist mir ganz wichtig zu sagen: Diese Eltern
tun das aus den allerbesten Absichten! Das sind KEINE lieblosen,
schlechten Eltern. Im Gegenteil: Diese Eltern wollen - wie die
allermeisten Eltern auf der Welt - nur das Beste für ihre Kinder.
Nur eben mit der Herangehensweise, dass sie ein klares Ergebnis,
ein klares Ziel vor Augen haben und das Ziel des Herzensprojekts
„Kinder” darin sehen, dieses ideale Ergebnis zu erreichen - zum
vermeintlichen Wohl der Kinder. Man könnte diese Eltern
mit einem Bildhauer vergleichen. Ein Bildhauer hat eine
klare Vorstellung davon , was er aus dem Marmorblock machen
möchte, und er hämmert so lang an dem Stein herum, bis
einigermaßen das raus kommt, was er sich vorgestellt hat. 


Eltern hingegen, die ihre Kinder als Beziehungsprojekt
sehen, die handeln eher wie ein
Gärtner. Ein Gärtner lässt die Pflanzen in
seinem Garten wachsen und beschränkt sich darauf, hie und da mal
ein bisschen was zurechtzuschneiden, zu gießen und zu düngen, das
Unkraut auszurupfen und generell darauf zu achten, dass alles so
gut wie möglich gedeiht - nämlich ganz natürlich, ohne ein
bestimmtes Ergebnis vor Augen zu haben. Wenn wir unsere Kinder
als Beziehungsprojekte sehen, dann geht es weniger darum, was sie
konkret tun, was kurzfristig gut für sie sein könnte, sondern es
geht in erster Linie um die langfristige Beziehung zu unseren
Kindern - was auch immer konkret aus dieser Beziehung erwachsen
wird - in dem Vertrauen darauf, dass unsere Kinder von selbst
irgendwann wunderschön aufblühen werden. 


Jetzt wirst du vielleicht sagen: "Eh klar, Kinder sollten - wenn
schon - ein Beziehungsprojekt sein." Ja, eh klar, aber so einfach
ist das oft nicht. 
Gerade wir Personal Projects Manager sind oft sehr
ergebnisorientiert von unserer Persönlichkeit her, und das auch
bei unseren Kindern. Wir sind selber oft High Achiever, und
deshalb müssen wir, glaube ich, immer wieder mal innehalten und
fragen: Wer will ich für meine Kinder jetzt gerade sein, ein
Bildhauer oder ein Gärtner? Und: Behandle ich mein Kind gerade
dementsprechend, oder eher nicht? 


Aber selbst wenn wir das geklärt haben, gehen die Schwierigkeiten
noch weiter. 


 3. Gedanke: Wem „gehören” die Hausaufgaben?


Nehmen wir mal an, wir wären uns einig, dass es der bessere
Zugang wäre, die Kinder als Beziehungsprojekt zu sehen. Wie
gesagt, darüber kann man gerne noch diskutieren, aber nehmen wir
es jetzt einfach mal an. Bleibt die Frage: Was bedeutet das nun
konkret im herausfordernden Alltag der Kindererziehung? 


Nehmen wir ein Beispiel: Das Kind war in der Schule, kommt nach
Hause und hat keine Lust, seine Hausaufgaben zu erledigen. Ich
glaube, sowas in der Richtung können wir uns alle vorstellen. Wie
gehen wir als Eltern damit um? 


Wenn wir jetzt sagen, wir wollen wie Gärtner agieren, bedeutet
das, dass wir einfach sagen können: Na gut, mein liebes Kind will
die ...

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