S09E03: Selbstsabotage-Projekte (#89)
Worum geht’s in dieser Folge? Wir sind ja in der Staffel über
unsere „dunklen und düsteren Projekte”, und heute möchte ich über
unsere Selbstsabotage-Projekte sprechen. Ja, ich behaupte, wir alle
haben Personal Projects, deren Sinn und Zwec
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vor 4 Jahren
Worum geht’s in dieser Folge?
Wir sind ja in der Staffel über unsere „dunklen und düsteren
Projekte”, und heute möchte ich über unsere
Selbstsabotage-Projekte sprechen. Ja, ich behaupte, wir alle
haben Personal Projects, deren Sinn und Zweck es einzig und
allein ist, uns selbst zu sabotieren. Wenn das mal keine dunklen
und düsteren Projekte sind...
Diese Selbstsabotage-Projekte sind oft auf den ersten Blick gar
nicht so leicht zu erkennen, weil sie
oft im Gewand eines recht vernünftig scheinenden Projektes
daherkommen. Es ist also gar nicht so leicht ein
Selbstsabotage-Projekt zu beenden, weil man zuerst überhaupt mal
dahinter kommen muss, dass ein Personal Project in Wirklichkeit
ein Selbstsabotage-Projekt ist.
Diese Selbstsabotage-Projekte kommen in vielfältigen Masken und
Verkleidungen daher. Ich möchte in dieser Folge mal drei dieser
möglichen Verkleidungen vorstellen, damit ihr so ein bisschen ein
Gespür dafür bekommt, welche Formen diese Selbstsabotage-Projekte
annehmen können.
1. Kurzfristige Schmerzvermeidungsprojekte
Wer kennt diese Projekte nicht? Um kurzfristig Schmerzen
oder unangenehme Gefühle zu vermeiden, fügen wir uns
langfristigen Schaden zu.
Klassisches Beispiel: Wir gehen nicht zum Zahnarzt, weil wir
Angst haben, dass er uns weh tut. Wir glauben… Ja, was glauben
wir eigentlich? Wahrscheinlich so etwas wie, dass ein Wunder
passiert und ausgerechnet bei uns die Zahnschmerzen irgendwie von
selbst besser werden.
Oder nehmen wir den unangenehmen Anruf bei einem Kunden oder
einer Verwandten her. Wir verschieben diesen Anruf lieber auf
morgen, weil… Ja, warum eigentlich? Weil wir glauben, dass morgen
auf einmal die Situation weniger unangenehm ist? Ist es nicht
viel wahrscheinlicher, dass je länger wir den Anruf verschieben,
die Situation immer unangenehmer wird?
Handeln wir also in Wirklichkeit nicht völlig gegen unsere
Interessen, wenn wir kurzfristigen Schmerz vermeiden, aber dafür
in Kauf nehmen, dass wir langfristig viel länger darunter
leiden?
Die Selbstsabotage dabei ist nämlich genau, das wir bei
diesen Projekten im Grunde völlig gegen unsere eigentlichen
Interessen handeln. Es ist nicht in unserem Interesse,
dass wir am nächsten Tag nicht ausgeschlafen sind - und dennoch
binge-watchen wir bis nach Mitternacht.
Garrett Gunderson hat das mal so beschrieben: Es gibt
„hard-easy-Projekte” und „easy-hard-Projekte”.
Easy-hard-Projekte, das ist eben z.B., wenn wir ein unangenehmes
Gespräch auf später verschieben. Das ist kurzfristig easy, aber
langfristig machen wir und das Leben damit nur hard und harder.
Hard-easy-Projekte wären hingegen genau das Gegenteil und das,
was eigentlich in unserem Interesse läge: Kurzfristig mag es zwar
hard sein, aber langfristig machen wir uns unser Leben damit
easy. Und genau diese hard-easy-Projekte sollten wir
bewusst wählen, weil easy-hard immer Selbstsabotage ist.
2. Oberlimit-Projekte
Die Idee der Oberlimit-Probleme bzw. upper limit challenges, wie
es im Original heißt, kommt von Gay Hendricks und seinem Buch
„Lebe dein Leben, bevor es andere für dich tun”.
Er beschreibt darin folgendes Phänomen, das er in seinem Leben
immer und immer wieder beobachtet hat: In seinem Leben gab es
Phasen, in denen es ihm wirklich gut gegangen ist, in denen er
sich wirklich wohl gefühlt hat … bis er etwas getan hat, wodurch
er alles vermasselt hat. Alles war gut, bis er begonnen
hat, es selbst zu zerstören.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du sitzt im Frühling im Park, dir
scheint die Sonne ins Gesicht, die Vögel zwitschern, alles ist
ruhig und friedlich und du fühlst dich rundum wohl. Doch
plötzlich, wie aus dem Nichts… fängt in dir eine Stimme an zu
reden. Und diese Stimme sagt so etwas wie: „Ja, du fühlst dich
gerade ziemlich wohl, was? Aber denk doch mal an morgen. Da musst
du wieder in die Arbeit gehen, da ist dann wieder der Kollege,
der dich so nervt. Und am Abend dann der Besuch von deiner Tante,
das wird auch nicht gerade leiwand.” Und so weiter, und so fort.
In Sekundenschnelle hast du das gute Gefühl durch deine Innere
Stimme vollkommen zerstört - völlig ohne Not, völlig ohne
Grund.
Gay Hendricks sagt, es scheint so zu sein, dass wir für
unser Wohlbefinden nur eine gewisse Toleranzgrenze
haben. Sobald das Maß voll ist, also das obere Limit
erreicht ist, fabrizieren wir Gedanken, durch die wir uns
schlecht fühlen und die das Wohlbefinden wieder nach unten
regeln. Ein klarer Fall von Selbstsabotage, weil wer außer uns
selbst sabotiert in diesem Moment unser Wohlbefinden?
Oberlimit-Probleme stecken manchmal auch hinter Verletzungen und
Krankheit: Wenn die Dinge gut für uns laufen, werden wir krank,
oder wir ziehen uns eine Verletzung zu. Auch das kann
Selbstsabotage sein, damit es uns nicht zu gut geht. Wie gesagt:
KANN sein, natürlich haben Krankheiten und Verletzungen auch noch
andere Ursachen.
Spannende Sache, diese Oberlimit-Projekte. Wenn man erst mal die
Augen für sie geöffnet hat, wirst du sie wahrscheinlich an allen
dunklen und düsteren Ecken deines Lebens finden.
3. Massive Selbstsabotage-Projekte
Es gibt manche Personal Projects, mit denen sabotieren
wir uns so massiv selbst, dass man sich eigentlich nur über sich
selbst wundern kann. Wir tun uns Dinge an, von denen wir
bei klarem Verstand sagen müssten: Nein, niemals! Und doch
stürzen wir uns kopfüber in diese Projekte. Wir werden zu
unseren eigenen größten Feinden.
Ein Beispiel von unzähligen wäre Bill Clinton. Der wird
US-Präsident, ist am Ziel seiner Träume angekommen, nach
langjähriger harter Arbeit, nach vielen Entbehrungen und nach
unzähligen Stunden, die er für dieses Personal Project investiert
hat. Und was macht er? Er beginnt eine Affäre mit einer
Praktikantin. Wenn das kein massives Selbstsabotage-Projekt ist.
Hat er wirklich gedacht, das bleibt geheim? War er wirklich so
naiv zu denken, er kommt damit durch? Ich glaube nicht. Ich
glaube, aus irgendeinem Grund war es ihm ein Bedürfnis, seinen
Erfolg und damit sich selbst zu sabotieren - auch wenn das von
außen sehr schwer zu verstehen ist.
Oder denk an die vielen, vielen, vielen Popstars, Filmstars und
Sportstars, die mit ihrem Erfolg nicht zurecht kommen. Zu
Zeiten ihres größten Erfolges starten sie oft massive
Selbstsabotage-Projekte, die im schlimmsten Fall sogar in der
Selbstzerstörung enden. Diese dunklen und düsteren
Projekte sind von außen nur schwer zu begreifen, und doch machen
sie für denjenigen oder diejenige irgendwie Sinn - so verrückt
das auch klingen mag.
Aber das liegt eben in der Natur der dunklen und düsteren
Projekte, und ganz speziell der Selbstsabotage-Projekte: Rein aus
der Perspektive der Vernunft sind sie nicht zu
verstehen. Und doch gibt es sie, und es gibt sie in
großer, großer Zahl. Umso wichtiger finde ich, dass wir unsere
Selbstsabotage-Projekte erkennen, sie aus den dunklen Ecken ans
Licht zerren und erkennen, wenn wir mit unseren eigenen Personal
Projects Schaden in unserem Leben anrichten.
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