S09E07: Hilflosigkeit (#93)

S09E07: Hilflosigkeit (#93)

Worum geht's in dieser Folge? In unserer Staffel über dunkle und düstere Projekte geht es diesmal um Personal Projects, bei denen wir uns machtlos fühlen, fast wie ohnmächtig. Ohne die Macht, etwas zu verändern, zum Zuschauen gezwungen.
12 Minuten
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[Projekt: Leben] - Der Podcast für alle, die noch was vor haben im Leben.

Beschreibung

vor 4 Jahren

Worum geht's in dieser Folge?


In unserer Staffel über dunkle und düstere Projekte geht es
diesmal um Personal Projects, bei denen wir uns machtlos
fühlen, fast wie ohnmächtig. Ohne die Macht, etwas zu
verändern, zum Zuschauen gezwungen.


Wie kommt es zu dieser Hilflosigkeit? Darum soll
es in dieser Folge gehen.


Wenn wir uns als Personal Project Manager sehen, also die Manager
unserer Personal Projects, dann fühlen uns mitunter in zweifacher
Hinsicht hilflos:


1. Hilflosigkeit in der "manageability"


Manageability: Traue ich mir zu, ein Personal Project zum
Erfolg zu bringen?

Manche Personal Project sind einfach überwältigend,
weil wir sie für nicht managebar halten. Wir haben keine
Ahnung, wie wir das schaffen sollen. Wir wissen oft gar nicht, wo
wir überhaupt anfangen sollen, so überwältigend sind diese
Projekte. Wir fragen uns: Wie soll ich das nur schaffen?

Wichtig ist hier der Unterschied zwischen „herausgefordert
sein“ und Hilflosigkeit: Hilflosigkeit entsteht, wenn wir nicht
nur ein bisschen aus unserer Komfortzone herausgeholt werden,
sondern wenn wir so überfordert sind, dass wir in eine Art
Schockstarre verfallen, wo wir resignieren, weil
das Projekt so überwältigend anspruchsvoll auf uns wirkt. 

Was können wir in diesem Fall gegen unsere empfundene
Hilflosigkeit tun? Kurz gesagt: Wir müssen das Gefühl der
Überforderung reduzieren. Und das lässt sich z.B. durch
folgende Maßnahmen erreichen:

Sich helfen lassen (von Menschen, die mehr manageability
haben = Menschen, die sich mit solchen Projekten auskennen =
„Experten“, „Profis“)

Lernen, Kompetenzen erweitern; versuchen, selbst ein bisschen
zum Profi zu werden. 

Projekt in kleinere Einheiten zerlegen, die für sich leichter
zu managen sind. 


Wachsen mit den Aufgaben = lohnenswerte
Herangehensweise für Personal Project Manager.

Aber: Bei Überforderung rechtzeitig Hilfe holen. Auch wir
Personal Project Manager brauchen nicht alles allein lösen.





2. Hilflosigkeit in der "control"


Ganz andere Form der Hilflosigkeit. 

Diese Hilflosigkeit drückt sich so aus: Egal, was du
machst, es bringt nichts. Es hat keinen vorhersehbaren
Einfluss auf das Ergebnis. Und wenn du dich auf den Kopf stellst
und im Quadrat springst… es nützt nichts. 

Bei einem Projekt, wo du ganz wenig control hast, bist du
sehr stark abhängig von anderen Menschen, von den Umständen, vom
Schicksal, vom Glück oder was auch immer. Jedenfalls hast DU kaum
Einfluss auf die Projektergebnisse und empfindest eine Art
Willkür. 

Es ist wie bei der Geschichte von Sisyphos:
Du rollst den Stein rauf, aber dann kommt irgendwas daher und
lässt den Stein wieder runter rollen. Die Götter wollen es so, du
bist dagegen machtlos.

Beispiel: Geliebter Mensch ist krank. Egal, was du tust, die
Gesundheit oder Genesung dieses Menschen liegt nicht in deinen
Händen, ist nicht in deiner control. Du kannst natürlich ein
bisschen was dazu beitragen, dass es dem Kranken unter den
Umständen ein bisschen besser geht, aber was seine Gesundheit
betrifft, kannst du nur zuschauen und hoffen und beten. Du selbst
kannst da nichts ausrichten. 

Dieses „hilflos zusehen müssen“ ist gerade für Personal
Project Manager nur sehr, sehr schwer zu ertragen. Projekte, in
denen wir wenig control empfinden, das können ganz, ganz dunkle
Projekte in unserem Leben sein. 



Erlernte Hilflosigkeit


Inwieweit wir nämlich das Gefühl haben, dass wir in einem
bestimmten Personal Project etwas ausrichten können oder nicht,
das haben wir gelernt. Ja, wir haben gelernt, in welchen
Situationen wir uns hilflos fühlen und wann nicht.

Die Idee der erlernten Hilflosigkeit kommt von Martin
Seligman, der daran in den 1960er-Jahren geforscht hat.

Wenn wir sagen: „Da kann man halt nichts machen“... Wann das
für uns gilt, haben wir als Kinder gelernt -  von unseren
Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen. Wir übernehmen
sozusagen die Hilflosigkeiten und die Ohnmacht unserer Eltern als
unsere eigene.

Das Problem dabei ist natürlich: Wenn wir erwachsen werden,
hinterfragen wir diese erlernte Hilflosigkeit nicht
mehr. Wir glauben weiterhin das, was wir einmal erlernt
haben. Und wir glauben das wirklich, das ist keine Ausrede und
kein Vorwand. 

Es hilft also, bei einem Gefühl der Ohnmacht und der
Hilflosigkeit bewusst innezuhalten und zu hinterfragen: Stimmt es
tatsächlich noch, stimmt es überhaupt, dass ich da gar nichts tun
kann? Bin ich wirklich zur Untätigkeit gezwungen? Gibt es
wirklich nichts, das ich ausrichten kann?

Es gibt genug Projekte, in denen wir wirklich nichts
ausrichten können. Aber mitunter kommt es auch vor, dass es zwar
gestimmt hat, dass wir als Kind nichts ausrichten konnten, aber
die Zeit unserer Kindheit ist längst vorbei. Heute sind wir
Erwachsene, heute leben wir im Jahr 2020, und da können wir uns
fragen: Stimmt es immer noch, dass ich in diesem Projekt,
in dieser Situation hilflos bin?

Wie gesagt: Es gibt genug Situationen, in denen wir beim
besten Willen nichts ausrichten können, aber manchmal sitzen wir
bei einem genaueren Blick einer erlernten Hilflosigkeit auf, von
der wir uns gerne verabschieden können. Und darauf sollten wir
Personal Project Manager immer einen Blick haben.

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